Deutsche Exporte: Potenzial nicht voll ausgeschöpft
(Köln) - Die deutsche Wirtschaft konnte ihren Anteil an den Ausfuhren der G-7- Staaten in den neunziger Jahren vergrößern jedenfalls, wenn die Statistik von Wechselkurseffekten befreit wird. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. So verloren die deutschen Exporteure auf ihren angestammten Märkten manchen Kunden an die Konkurrenz wie die Export-Performance zeigt.
Deutschland ist eine der erfolgreichsten Exportnationen das ist unbestritten. Darüber, ob Produkte made in Germany in den neunziger Jahren auf dem Weltmarkt an Terrain gewonnen haben, gehen die Meinungen allerdings auseinander. Ein Blick in die Welthandelsstatistik der WTO legt zunächst den Schluss nahe, dass sich immer mehr Kunden im Ausland eher für Toyota oder Nokia als für Mercedes oder Siemens entschieden haben:
Der Anteil deutscher Exporte an der weltweiten Ausfuhr sank von 10,5 Prozent im Jahr 1991 auf 8,5 Prozent im Jahr 2001. Die ausgewiesene Bilanz hat allerdings eine Schwäche: Weil die Angaben für sämtliche Länder auf Dollar-Basis berechnet werden, sind sie recht anfällig für Wechselkursveränderungen. Wertet beispielsweise der Euro gegenüber dem Greenback ab, so sinkt der Weltmarktanteil Deutschlands obwohl die Unternehmen hierzulande vielleicht genauso viel exportiert haben wie zuvor. Diese Überlegungen sind keine bloße Fachsimpelei im wissenschaftlichen Elfenbeinturm. Denn die Wechselkurstrends haben gerade in der jüngsten Vergangenheit die Weltmarktanteile der Euro-Länder geschmälert. Werden diese Verzerrungen herausgerechnet indem man den durchschnittlichen Dollarkurs der jeweiligen Landeswährung für die neunziger Jahre heranzieht dann schneidet Deutschland schon wesentlich besser ab. Das zeigt ein Vergleich mit den G-7-Staaten:
Die deutschen Exporteure konnten ihren wechselkursbereinigten Anteil an den G-7-Ausfuhren zwischen 1991 und 2001 um gut 0,9 Punkte auf 20,8 Prozent ausbauen.
Aus der Statistik der WTO lässt sich dagegen ein Rückgang der Exportanteile um 1,5 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent errechnen.
In der wechselkursbereinigten Bilanz sicherten sich sowohl die Warenlieferanten als auch die Dienstleister ein größeres Stück vom Kuchen. So legte der Anteil der hiesigen Auslands-Warenlieferungen an den G-7-Ausfuhren in den neunziger Jahren um 1 Prozentpunkt zu. Der entsprechende Wert bei den Dienstleistungen kletterte um knapp 0,9 Prozentpunkte. Wer angesichts dieser statistischen Feinheiten nun meint, es könne um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts D nicht so schlecht stehen, der zielt jedoch daneben. Dass das vermeintlich glänzende Bild nämlich einen Kratzer hat, zeigt der Verlauf der Export-Performance.
Dieser OECD-Indikator vergleicht die Entwicklung der Ausfuhren eines Landes mit der Veränderung der Importbilanz seiner wichtigsten Handelspartner. Die meisten Ökonomen rund um den Globus sehen in der Export-Performance den aussagekräftigsten Gradmesser für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft auf dem Weltmarkt und um diese Fitness ist es hierzulande nicht gut bestellt:
Die wichtigsten Absatzmärkte Deutschlands verdoppelten ihre Einfuhren zwischen 1991 und 2002. Die deutschen Exporte legten dagegen nur um drei Viertel zu. Mit anderen Worten: Die Unternehmen zwischen Rostock und Freiburg konnten von der Kauflaune ihrer Stammkunden weniger profitieren als die Konkurrenz aus dem Ausland etliche Marktanteile gingen tatsächlich verloren.
Um auf den Weltmärkten einigermaßen bestehen zu können, waren die deutschen Exporteure angesichts der hohen heimischen Arbeitskosten außerdem gezwungen, in großem Maße Rationalisierungs- und Effizienzpotenziale zu nutzen. Mittlerweile produzieren viele international ausgerichtete Firmen mit wesentlich mehr Maschinen und Anlagen pro Mitarbeiter als noch vor zehn Jahren. Die Kapitalintensität ist beispielsweise in der Chemischen Industrie, die gut die Hälfte ihres Umsatzes mit Auslandsgeschäften erzielt, um 50 Prozent gestiegen. In der Elektro-Industrie ging es sogar um 60 Prozent nach oben. Das gesamte Verarbeitende Gewerbe verzeichnete dagegen nur einen Anstieg um 40 Prozent.
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Gustav-Heinemann-Ufer 84-88
50968 Köln
Telefon: 0221/49811
Telefax: 0221/4981592