Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Deutschland braucht mehr Ingenieure

(Köln) - Ingenieure gelten als wesentlicher Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Doch Ausbildung und Berufstand leiden unter Imageproblemen. Die Unternehmen suchen dringen Ingenieure. Doch das Angebot kann die Nachfrage nicht decken. Gefordert ist daher ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Politik, Schulen, Hochschulen.

Dennoch: In den letzten zwei Jahren haben sich wieder mehr Studienanfänger für Ingenieurwissenschaften entschieden. Doch die schlechte Nachricht: Die Zahlen decken den Bedarf noch lange nicht.

So ist nach Berechnungen der Hochschulinformations-System GmbH (HIS) Hannover im Jahr 2002 mit 31.000 Ingenieurabsolventen zu rechnen. Das sind rund zwei Fünftel weniger als 1996. Auch wenn danach die Absolventenzahlen zunächst geringfügig ansteigen (in 2004 sind es 34.800), wird das hohe Niveau von über 50.000 Absolventen wie 1996 mittelfristig nicht erreicht werden.

Dabei ist der Bedarf in den Unternehmen enorm. "Ingenieure", so Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, "zählen zum wichtigsten beruflichen Saatgut der modernen Wirtschaft." So basiert die Stärke der Metall und Elektro-Industrie (M+E) – die immerhin rund ein Drittel des Sozialprodukts in Deutschland erwirtschaftet und ein weiteres Fünftel unmittelbar beeinflusst – auf der Vielfalt des Angebotes an technischen Lösungen und Produkten. "Keine andere vergleichbare Volkswirtschaft", so Kannegiesser, "weist einen derart reichhaltigen Mix auf." Verantwortlich dafür: Deutschlands Ingenieure.

Doch längst ist die Zeit vorbei, in der Ingenieure vorwiegend in der Konstruktion oder teilweise in der Produktion beschäftigt waren. Das Spektrum der Tätigkeiten hat sich enorm erweitert. In den Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie sind heute wesentliche Positionen in Vertrieb, Projektierung, Beratung, Kundendienst, Entwicklung, Materialwirtschaft, Logistik und Kostenrechnung mit Ingenieuren der verschiedenen Fachrichtungen besetzt. Doch die Vorurteile, gerade bei jungen Menschen, halten sich zäh.

Das dringend was geschehen muss, steht mittlerweile außer Zweifel. Gefordert sind nicht nur Wirtschaft und Verbände, sondern auch die Politik. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Buhlmahn, hat daher ein Forum unter dem Titel Ingenieurdialog ins Leben gerufen. Vertreter der Ingenieurverbände, der Wirtschaft, der Hochschulrektorenkonferenz, der Hochschulen, der Kultusministerkonferenz sowie der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung diskutieren hier regelmäßig über die aktuelle Situation und Entwicklung des Ingenieurwesens in Deutschland.

Vor wenigen Wochen hat das Gremium einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Förderung des Ingenieurwesens der vorgeschlagen. Danach sollen die Länder ihre Aktivitäten zur Stärkung und Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts intensivieren. In den Schulen müsse ein attraktives Angebot von Pflicht- und Wahlfächern bis zum Abitur bereitgestellt werden, in dem ein enger Bezug zur Praxis hergestellt wird.

Auch sollten die bereits bestehenden Kooperationsprojekte zwischen Schulen, Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen weiter intensiviert werden. Diese Institutionen sollten in der Öffentlichkeit verstärkt daran mitwirken "das Wahlverhalten der Schülerinnen und Schüler sowohl beim Eintritt in die gymnasiale Oberschule als auch bei der Aufnahme eines Hochschulstudiums zugunsten mathematisch-naturwissen-schaftlich-technischer Fächer zu verändern."

Die Experten des Ingenieurdialogs wenden sich auch an die Hochschulen. Die sollen mit Studiengängen, die den neuen Qualifikationsanforderungen entsprechen, die junge Generation gezielt ansprechen. Weiterhin müssten sich die Hochschulen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen verstärkt auf die Neigungen, Fähigkeiten und Interessen der Studierenden einstellen, insbesondere auf die der Studentinnen. Wichtig wäre auch eine Einführung von Bachelor-/Master-Studiengängen sowie die Einhaltung der Soll-Studienzeiten.

Ein weiterer Appell richtet sich an Unternehmen und Verbände. Sie sollten ihre Aktivitäten zur Wiedereingliederung von arbeitslosen Ingenieuren in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit nachhaltig verstärken. Darüber hinaus sollten Wirtschaft, Hochschulen und Bundesanstalt für Arbeit gemeinsam ein Frühwarnsystem entwickeln, "um einem sich abzeichnenden Mangel an Ingenieuren sowie den immer wiederkehrenden Schwankungen von Angebotsüberhängen und Knappheit von Absolventen der Ingenieurwissenschaften rechtzeitig entgegenzuwirken".

So richtig und wichtig die aufgezeigten Maßnahmen auch seien, für Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser liegen die Probleme noch viel tiefer. Mathematik, Naturwissenschaften und Technik brauchen seiner Ansicht nach ein völlig neues Image. "Wir müssen deutlich machen", so Kannegießer, "dass es nicht die Gesellschaftswissenschaften oder Philosophen sind, die die anstehenden Probleme der heutigen Welt lösen, sondern in erster Linie Ingenieure und Naturwissenschaftler."

Seit drei Jahren engagiert sich Gesamtmetall daher auch als Hauptinitiator und –träger der Initiative THINK ING. gemeinsam mit einer Reihe weiterer Wirtschafts-und Ingenieurverbände. Die Initiative will junge Menschen, die vor der Studien- und Berufswahl stehen, umfassend über das Ingenieurstudium und den –beruf informieren.

"Nur wenn unsere Gesellschaft die entscheidende Bedeutung der Ingenieurkunst wahrnimmt und begreift", so Kannegiesser, "wird das zusammen mit all den praktischen Maßnahmen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Nachwuchssicherung im Ingenieurbereich führen."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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