Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Deutschland schlittert in die Rezession

(Köln) - Nach der Coronakrise verursacht der Krieg in der Ukraine eine Energiekrise. Historisch hohe Inflationsraten belasten Unternehmen und private Haushalte gleichermaßen. Im kommenden Jahr schrumpft das BIP um 1 ¾ Prozent, zeigt die neue IW-Konjunkturprognose.

Der deutschen Wirtschaft stehen schwierige Zeiten bevor. Energie ist nicht nur extrem teuer, sondern im Winterhalbjahr für Unternehmen auch nicht gesichert: In vielen Branchen ist unklar, ob es in den kommenden Monaten genug Rohstoffe und Vorprodukte geben wird. Gleichzeitig bricht die Nachfrage ein: Hohe Inflationsraten belasten die Deutschen, größere Anschaffungen werden, wenn möglich, verschoben. Das IW rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von nur 1 ¼ Prozent. Im kommenden Jahr erwarten die IW-Konjunkturforscher einen Rückgang um 1 ¾ Prozent.

Energie bleibt teuer, Produktionsprozesse sind gestört

Die wesentlichen Verursacher dieser Lage dürften auch im kommenden Jahr Politik und Wirtschaft beschäftigen: Voraussichtlich wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine auch im Winter nicht enden. Für die deutsche Wirtschaft folgt daraus, dass Energie auch weiterhin teuer bleibt.

Hinzu kommt, dass die Pandemie nach wie vor Spuren hinterlässt: Produktionsprozesse bleiben gestört, internationale Lieferketten geraten immer wieder ins Stocken. In vielen Branchen fehlen tausende Fachkräfte - das trübt die künftigen Aussichten zusätzlich. "Alles deutet darauf hin, dass Deutschland unkontrolliert in eine Rezession schlittert", sagt IW-Direktor Michael Hüther. "Der Staat muss jetzt massiv gegensteuern, bevor es endgültig zu spät ist. Die bisherigen Entlastungen für Verbraucher sind wichtig, doch sollte die Regierung die Unternehmen nicht vergessen, die aufgrund der hohen Energiekosten überfordert sind. Sie sollten umfangreich unterstützt werden - notfalls muss die Schuldenbremse erneut ausgesetzt werden."

Die Ergebnisse der IW-Konjunkturprognose im Detail:
- Die Weltwirtschaft leidet unter hohen Energiekosten, Lieferengpässen und globalen Unsicherheiten. In China bremst die Null-Covid-Politik, die USA befinden sich seit Jahresbeginn in einer Rezession. Die IW-Handelsexperten erwarten für 2022 einen Zuwachs von 2 ¾ Prozent und für 2023 nur noch zwei Prozent Wachstum.
- Historische hohe Inflationsraten und hohe Preise für Gas, Öl und Strom bremsen den privaten Konsum. In diesem Jahr dürfte die Inflationsrate im Schnitt bei acht Prozent liegen, in 2023 erwarten die Konjunkturforscher immer noch Inflationsraten von mindestens fünf Prozent. Die realen Konsumausgaben werden 2023 um rund 2 ¼ Prozent unter dem Niveau dieses Jahres liegen.
- Der Arbeitsmarkt zeigte sich in diesem Jahr noch robust: Die Arbeitslosenquote beträgt im laufenden Jahr 5 ¼ Prozent. Für das kommende Jahr wird ein leichter Anstieg auf 5 ¾ Prozent erwartet.
- Die Baubranche verzeichnet ein Ende des Booms: Es fehlt an Fachkräften und Material. Für 2022 wird ein Rückgang der Bauinvestitionen von 2 Prozent erwartet, für 2023 ein weiterer Rückgang von 1 ½ Prozent.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Grömling
Leiter des Clusters Makroökonomie und Konjunktur
Tel.: 0221 4981-776
E-Mail: groemling@iwkoeln.de

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Pressestelle Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Telefon: (0221) 4981-0, Fax: (0221) 4981-533

(jg)

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