Deutschland wieder Schlusslicht im europäischen Konjunkturzug
(Berlin) - Die weltweiten Konjunkturperspektiven haben sich in den letzten Wochen merklich eingetrübt. Das liegt vor allem daran, dass die im Herbst vergangenen Jahres in den USA eingesetzte wirtschaftliche Abkühlung noch nicht beendet ist, und sich in Japan die ohnehin schon sehr schwierige Wirtschaftslage weiter zugespitzt hat.
Ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der US-Konjunktur ist gegenwärtig besonders schwierig, da in den USA nach dem beispiellosen Aufschwung der neunziger Jahre der konjunkturelle Abschwung nun erstmals unter den Gegebenheiten der New Economy stattfindet. Dies hat offenbar zu einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung geführt. Gleichwohl gilt eine Erholung der US-Konjunktur im Laufe des zweiten Halbjahres nach wie vor als das wahrscheinlichste Szenario.
Die weltweite Konjunkturabkühlung wird in den kommenden Monaten auch am Euro-Raum nicht spurlos vorbeigehen. Die zum Jahresbeginn in Kraft getretenen Steuerentlastungen sowie der sich fortsetzende Beschäftigungsaufbau sollten die Binnennachfrage jedoch stützen. Im laufenden Jahr ist für die Währungsunion mit einem Wirtschaftswachstum von rund 2 ½ % zu rechnen.
Anders als in den übrigen Euro-Staaten hat sich in Deutschland die Konjunktur bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres spürbar abgeschwächt. Deutschland ist inzwischen sogar wieder das Schlusslicht im europäischen Konjunkturzug.
Das im zweiten Halbjahr 2000 unerwartet schwache Wirtschaftswachstum in Deutschland bleibt nicht ohne Folgen für die Wachstumsprognose in diesem Jahr. Wegen des relativ geringen statistischen Überhangs wird die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts selbst bei einer kräftigen konjunkturellen Erholung im zweiten Halbjahr in diesem Jahr nur geringfügig über der 2 %-Marke liegen.
Der Geldmarkt hat damit begonnen, eine baldige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank einzupreisen. Für eine Rücknahme der Zinsen sprechen die gestiegenen Konjunkturrisiken sowie das im Trend weiter nachlassende Geldmengenwachstum. Zwar liegt die Preissteigerungsrate im Euro-Raum zurzeit noch deutlich über der Toleranzgrenze der europäischen Währungshüter; da die aktuell recht hohe Teuerungsrate aber auch nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank nur ein vorübergehendes Phänomen ist, sollte sie kein unüberwindbares Hindernis für eine geldpolitische Lockerung darstellen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)
Burgstr. 28
10178 Berlin
Telefon: 030/16630
Telefax: 030/16631399