Die Arbeitsplätze sind wieder sicher die Renten sind es nicht / Konjunktur stärkt individuelles Sicherheitsgefühl der Deutschen
(Berlin) - Eines hat die Diskussion um die Rentenreform bewirkt: Die Menschen in Deutschland wissen, dass das bestehende Rentensystem nicht mehr lange funktioniert. Die diesjährige repräsentative Bevölkerungsumfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland ergab, dass fast drei Viertel der Deutschen nicht mehr an die Sicherheit der Renten glaubt. Insgesamt jedoch signalisieren die Ergebnisse deutlich Optimismus.
Seit sechs Jahren waren die Deutschen nicht mehr so zuversichtlich und optimistisch wie in diesem Jahr. Rund die Hälfte erwartet einen dauerhaften Konjunkturaufschwung. Nur 12,8 Prozent der von den Wirtschaftsjunioren befragten Bundesbürger rechnen mit einer Konjunkturabkühlung. Mit dieser optimistischen Sicht auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verbinden die Menschen die Hoffnung, dass sich die eigene finanzielle Situation (40,3 Prozent) verbessert.
Bisher wurde die Konjunktur lediglich vom Export getragen, der Optimismus der Bundesbürger lässt nun endlich auf ein verbessertes Konsumklima hoffen, das die Binnen-Konjunktur stützen wird, sagte der Bundesvorsitzende der WJD, Franz-Jürgen Preis, bei der Vorstellung der Ergebnisse der diesjährigen repräsentativen Bevölkerungsbefragung der Wirtschaftsjunioren Deutschland am 23. August in Berlin. Rund 6.500 Menschen an 57 Standorten überall in Deutschland haben die WJD in Zusammenarbeit mit dem Markt-Forschungsinstitut Megatrend zu persönlichen und wirtschaftlichen Zukunftserwartungen befragt.
Sicherheit legt Mut zum Risiko lahm
Zwar ist der Blick auf die Arbeitslosenzahlen noch immer skeptisch, doch glauben im Jahr 2000 deutlich mehr Menschen (24,2 Prozent) als noch 1998 (16,7 Prozent), dass sich die positive Wirtschaftsentwicklung auf den Arbeitsmarkt entlastend auswirken wird. Zudem schätzen im Vergleich zu den beiden Vorjahren rund 15 Prozent mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz als sicher ein. Dazu hat sicher die GreenCard-Diskussion beigetragen. Die Menschen sehen, dass in einigen Bereichen händeringend geeignete Arbeitskräfte gesucht werden, erklärt Prof. Dr. Uwe Hannig, Leiter des Instituts Megatrend, diesen Fakt. Außerdem haben die Deutschen in den vergangenen beiden Jahren kräftig in ihre Weiterbildung investiert. Sie fühlen sich daher gut gerüstet für die künftigen beruflichen Herausforderungen.
Sicher auf dem heimischen Arbeitsplatz sitzend, zieht es nun noch weniger Deutsche für einen Job ins Ausland, und wenn, dann wird eindeutig das deutschsprachige Ausland präferiert. Auch die Bereitschaft, sich selbständig zu machen, geht damit zurück. Fehlendes eigenes Kapital mag hier durchaus eine Rolle spielen, doch haben 2000 nur noch 35,5 Prozent der Befragten dies als Haupthinderungsgrund angegeben, gegenüber 52,0 Prozent im Jahre 1999. Dagegen ist der Anteil derjenigen, die das Risiko scheuen, in nur einem Jahr von 3,5 Prozent auf 20,5 Prozent gewachsen.
www? Ja!Ja!Ja!
Das Internet hat innerhalb kürzester Zeit einen Bekanntheitsgrad wie Coca Cola erreicht. Kaum ein Bundesbürger, der noch nicht davon gehört hat. Mittlerweile kommunizieren rund ein Drittel der Deutschen im Netz, weitere 16 Prozent haben es vor. Binnen weniger Monate wird man die Hälfte unserer Landsleute über das Internet erreichen können, kommentiert Preis die rasante Entwicklung. Noch nie hat sich eine Technologie derart schnell unter nahezu der gesamten Bevölkerung verbreitet. Das Telefon hat dazu 100 Jahre gebraucht, so der WJD-Bundesvorsitzende weiter. Doch nicht nur als Kommunikationsmittel und Informationsmedium wird das Internet genutzt. Inzwischen ist es auch ein riesiges Warenhaus: Ein Viertel der Deutschen gibt schon heute an, in absehbarer Zeit im Netz einkaufen zu wollen oder es bereits zu tun. Der Business-to-Client-Bereich dürfte damit deutlich schneller wachsen, als dies die meisten Experten heute erwarten.
Positiv bewerten die Bundesbürger auch wieder die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Technologien in der Welt. Den größten Konkurrenzdruck erwartet man in der Zukunft nicht mehr nur aus Japan und Korea sondern wieder aus den USA, zunehmend aus China und Osteuropa.
Riesters Reformpläne sind nur Kosmetik am Bankrott
Den Einfluss der Politik auf wirtschaftliche Entwicklungen möchten die Deutschen deutlich eingeschränkt sehen. Den Bundesvorsitzenden der Wirtschaftsjunioren, Franz Preis, wundert das nicht: Die ökologische Steuerreform, die die Benzinpreise deutlich über die Zwei-Mark-Grenze katapultierte, hat die Leidensfähigkeit der Deutschen überbeansprucht. Zudem hat die Bundesregierung angekündigt, mit den Einnahmen aus dieser Steuer die Lohnnebenkosten zu senken. Die Einlösung dieses Versprechens ist sie bis heute schuldig geblieben. Im Gegenteil: Das unausgegorene Rentenkonzept lässt erkennen, dass weitere Erhöhungen auf die Bundesbürger zukommen werden.
Die Wirtschaftsjunioren fordern schon seit langem eine grundsätzliche Rentenreform. Der Generationenvertrag hat sich überlebt. Wenn es nicht ein Umschwenken von staatlich verordnetem Umlageverfahren auf ein Kapitaldeckungsverfahren gibt, erleiden wir in wenigen Jahren mit unserem Rentensystem einen dramatischen Bankrott, warnt Preis. Auch die Bundesbürger haben das längst erkannt. Fast drei Viertel haben kein Vertrauen mehr in die Sicherheit des gegenwärtigen Systems. Mehr noch: 70 Prozent, so das Ergebnis der WJD-Umfrage, stimmen einer gesetzlich vorgeschriebene Grundrente in Verbindung mit einer frei wählbaren Zusatzversicherung zu.
Lediglich eine Basisabsicherung als Pflichtsicherung, die sich am Existenzminimum orientiert, fordern auch die Wirtschaftsjunioren. Eine Sicherstellung des Lebensstandards kann durch zusätzliche private Vorsorge erreicht werden. Ein Umstieg ist möglich, und die Bundesbürger sind mündig genug dazu. Kosmetische Reparaturen am bisherigen System können wir uns nicht mehr leisten, so Preis.
Quelle und Kontaktadresse:
Wirtschaftsjunioren Deutschland
Franz-Jürgen Preis, Bundesvorsitzender, Telefon: 0171/7705824
Berit Heintz, Pressesprecherin, Telefon: 030/203081516
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