Die Zukunft gehört den Büchern - sowohl Print als auch Digital / Eine Standortbestimmung der deutschen Buchbranche
(Frankfurt am Main) - Das E-Book bringt das "Prinzip Buch" in das digitale Zeitalter und den Buchmarkt in die Zukunft. Es fördert die Lesekultur und macht Bücher auch bei neuen Leserschichten populär. Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse 2010 formulierte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, eine Standortbestimmung der Buchbranche. "Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sieht das E-Book als große Chance für Verlage und Buchhandel", so Skipis. "Denn das `Prinzip Buch´ als adäquates Format für längere, vertiefende, nachhaltige, zuverlässige und relevante Texte hängt nicht an der Frage analog oder digital. Es ist die passgenaue Antwort auf Bedürfnisse des Lesers - egal ob in Papierform oder am Bildschirm." Dabei werden Print und Digital nebeneinander Bestand haben - je nach Lesesituation.
Voraussetzung dafür ist nicht nur der reduzierte Mehrwertsteuersatz für E-Books, eine grundsätzliche Forderung des Börsenvereins, sondern auch der Wettbewerb vieler Marktteilnehmer, denn nur der sichert die kulturelle Vielfalt des Buchmarkts auch im digitalen Zeitalter. Damit diese Vielfalt garantiert ist, hat der Verband mit libreka! eine unabhängige und neutrale Distributionsplattform geschaffen, mit der alle deutschen Verlage und Buchhandlungen am E-Book-Markt teilnehmen können. libreka! hat mittlerweile mehr als 1.200 Verlage und über 600 Buchhandlungen als Partner. Derzeit können dort rund 140.000 Titel eingesehen und über 30.000 E-Books erworben werden, die sowohl am Computer als auch auf den gängigen E-Book-Readern gelesen werden können.
Aktuelle Bestandsaufnahme des Buchmarkts
Im Publikumsbereich steht die Gegenwart in Deutschland eindeutig im Zeichen von Print. Im Jahr 2009 erwirtschaftete die deutsche Buchbranche rund 9,7 Mrd. Euro Umsatz. Rund drei Viertel davon entfielen auf populäre Titel aus den Bereichen Belletristik, Kinder- und Jugendbuch, Reisen, Ratgeber und Sachbuch. Sie alle wurden vor allem in gedruckter Form verkauft, in den seltensten Fällen als E-Book. Der Anteil der E-Books am Umsatz im Publikumsbereich ist zurzeit verschwindend gering, Schätzungen gehen von maximal einem Prozent aus. Ähnlich sieht es aus, wenn man das reine Verlagsgeschäft betrachtet. Hier haben die Verlage nach einer Umfrage des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein (AKEP) im vergangenen Jahr rund 1,8 Prozent ihres Umsatzes mit E-Books gemacht; mit elektronischen Produkten insgesamt waren es 6,5 Prozent.
Elektronische Vorreiter sind Verlagshäuser aus dem Fachbuch- und Wissenschaftsbereich. Laut der AKEP-Umfrage unter Verlagen in Deutschland sind ein Drittel aller Neuerscheinungen als E-Book erhältlich und erscheinen ausschließlich digital oder zusätzlich zum Print-Produkt. Beim Fachbuch und den Wissenschaften liegen bereits über die Hälfte der Neuerscheinungen als E-Book vor, bei Belletristik und Sachbuchverlagen sind es gut 20 Prozent. Die Branche erkennt ihre Chance, denn die Verlage produzieren und vermarkten etwas, was kein Technikanbieter hat, aber alle brauchen und wollen - qualifizierte Inhalte.
Offensiven auf dem E-Book-Markt
In der Aussage über die weitere Entwicklung des E-Book-Marktes in Deutschland ist man zurzeit noch auf Prognosen angewiesen. Die derzeitige E-Reader-Offensive deutet allerdings auf eines hin: Wir stehen auf der Schwelle zum digitalen Buch. Nicht nur die großen Verlagshäuser, auch große Buchhändler und der Zwischenbuchhandel entwickeln ihre digitalen Angebote und positionieren sich beim Geschäft mit digitalen Inhalten. Und auch die Mobilfunkbetreiber sehen ihre Möglichkeiten im E-Book-Markt. Für sie ist das E-Book Teil einer Gesamtstrategie, denn sie haben das Ziel, dass Kunden möglichst viel Datenverkehr über ihren jeweiligen mobilen Anschluss laufen lassen. Doch wie schnell und stark sich der E-Book-Absatz in Deutschland tatsächlich erweitern wird, ist nicht solide prognostizierbar. Die Schätzungen gehen derzeit von fünf bis 15 Prozent Marktanteil in den kommenden fünf Jahren aus.
Abwartend: die Leser in Deutschland
Der Markt ist in Bewegung, doch der deutsche Leser verhält sich derzeit abwartend. Rund 36 Millionen Deutsche haben 2009 Bücher gekauft, im Schnitt elf Exemplare - Schulbücher und Fachliteratur ausgenommen. Rund 110 Euro haben sie dafür pro Kopf ausgegeben (Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg, 2010). Nahezu 100 Prozent davon waren gedruckte Bücher. Dennoch gibt es sie auch in Deutschland, die E-Book-Leser. Sie sind tendenziell jünger, in der Mehrzahl männlich und favorisieren von daher Fachbücher / wissenschaftliche Bücher und Sachbücher. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Ungefähr jeder Dritte in Deutschland kennt den Begriff "E-Book" und auf wiederum ein Drittel davon wirken E-Books "sehr sympathisch" oder "sympathisch". Acht Prozent derjenigen, die E-Books kennen, haben nach eigenen Angaben schon einmal ein solches Buch heruntergeladen und gekauft.
Gedruckte Bücher werden vor allem über die Haptik positiv bewertet. So führten in einer Umfrage der Innofact AG (Dezember 2009) 44 Prozent der Befragten als Grund gegen den Kauf und die Nutzung von E-Books an "Das sinnliche Erlebnis fehlt mir", 41 Prozent verwiesen auf das fehlende physische Büchersammeln und 36 Prozent störten sich am mangelnden Lesekomfort der E-Books. In einer aktuellen Spotlight-Umfrage des Börsenvereins verbinden 85 Prozent der teilnehmenden Verlags- und Buchhandelsmitarbeiter gedruckte Bücher mit dem Begriff "wertig". E-Books werden von der Mehrzahl der Befragten (80 Prozent) als "trendy" charakterisiert.
Digital und Print - eine Marktprognose des Börsenvereins bis 2015
Die Zurückhaltung gegenüber digitalen Büchern wird beim Leser sinken, der Umsatz wird sich erhöhen. Voraussetzung dafür: Das digitale Angebot wächst quantitativ und qualitativ. Denn erst wenn digitales Publizieren im Publikumsbereich gegenüber der Print-Publikation zu einem Mehrwert beim Leser führt, wird das auch auf dem Markt spürbar werden. Dabei könnte es passieren, dass der Marktanteil für reine E-Books nur langsam wächst, wohl aber weitergehende elektronische Produkte und publizistische Angebote im Verlagsbereich einen immer größeren Umsatz-Rahmen einnehmen. Dem gedruckten Buch wird diese Entwicklung in den nächsten fünf Jahren wenig anhaben, beide Formate werden nebeneinander bestehen und ihre jeweiligen Vorzüge positionieren.
Problematisch bleibt das Thema Piraterie. Illegales Downloaden bedeutet einen großen wirtschaftlichen Schaden für Verlage und Buchhandlungen in Deutschland. Nicht selten ist die legale Nutzung von E-Books und Hörbüchern im Vergleich zur illegalen Nutzung verschwindend gering. Schätzungen zufolge sind 49 Prozent aller Hörbuch-Downloads und 39 Prozent aller E-Book-Downloads illegal. Der Börsenverein verfolgt die Politik, Urheberrechtsverletzungen von vornherein zu verhindern. Dabei setzt der Verband auf ein Warn-Modell, das die Zusammenarbeit mit Internet-Service-Providern vorsieht: Lädt sich ein Nutzer erstmals in einer Tauschbörse einen urheberrechtlich geschützten Inhalt illegal herunter, würde der Provider ihn vor der Rechtsverletzung warnen. So hat der Nutzer die Chance, sein Verhalten zu ändern, bevor es zu ernsthaften Sanktionen kommt.
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