Pressemitteilung | Photoindustrie-Verband e.V. (PIV)

Digitales Daumenkino: Das GIF hat das Social Web im Griff

(Frankfurt am Main) - Gerade in Sozialen Medien sind Bilder ein selbstverständliches Kommunikationsmittel. Laut Brandwatch teilen Menschen rund um den Globus täglich 350 Millionen Fotos auf Facebook, 95 Millionen auf Instagram, 400 Millionen bei Snapchat und 1,6 Milliarden über WhatsApp (1). Immer mehr Bilder davon sind animierte GIFs. Wie ein digitales Daumenkino transportiert diese Mischung aus Foto und Video, in einer Handvoll Sekunden, eine komplette Kurzgeschichte. "Wer die moderne visuelle Kommunikationskultur verstehen und daran teilhaben will, kommt am Phänomen der animierten GIFs nicht vorbei", erklärt Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer des Photoindustrie-Verband e.V. (PIV).

Niemand zählt, wie viele "lebendige Bilder" durchs Netz rauschen. Aber allein auf die weltgrößte GIF-Suchmaschine Giphy greifen jeden Tag 100 Millionen Menschen zu (2). Durch Schnittstellen zu Facebook Messenger und WhatsApp, ist das für viele Nutzer inzwischen sehr einfach geworden. "Wer langfristig an GIFs Spaß haben möchte, sollte aber nicht nur den Umgang mit den passenden Apps und Webseiten beherrschen, sondern auch wissen, welche Bildrechte zu beachten sind", betont PIV Geschäftsführer Christian Müller-Rieker.

Visuelle Geschichten mit GIFs erzählen

"Visual Storytelling" ist in der heutigen Aufmerksamkeitsökonomie für Hobby- wie Profifotografen aber auch Medien und Marken eine beliebte Vorgehensweise, um Botschaften zu vermitteln. Lebendige Bilder in Form von GIF-Dateien sind dafür ein hilfreiches Instrument.

GIF steht für Graphics Interchange Format. Das Format gibt es schon viel länger als die heute populären Sozialen Netzwerke. GIF-Dateien können im Unterschied zu anderen Bildformaten mehrere Einzelbilder speichern und anzeigen. Dabei verbrauchen sie relativ wenig Speicherplatz. Somit fanden sie während des ersten Internet-Booms in den 1990er Jahren als blinkender Webseiten-Blickfang Verbreitung.

Heute ist das digitale Daumenkino beliebter denn je. Animierte GIF-Dateien sind die Leinwand für ungezählte "Memes", also sich schnell verbreitender Internet-Witze. Smartphone-Nutzer gestalten komplette Gesprächsverläufe mit animierten GIFs, weil sie schneller verschickt, als Nachrichten auf dem Touchscreen eingetippt sind. Große Medienwebseiten nutzen GIFs als leicht verdaulichen Info-Snack.

Sogar für große Digital-Kunst taugen animierte GIF-Dateien. In Form sogenannter Cinemagraphs, auch Cinemagramme genannt, animieren Fotografen auf Landschafts- und Beauty Aufnahmen nur ein kleines Detail, während das übrige Bild als Stillleben verharrt. Das schafft eine beeindruckende, surreale Lebendigkeit. Bekanntheit hat das Genre durch die US-amerikanischen Fotografen Kevin Burg und Jamie Beck erlangt. Inzwischen ist die Welle auch nach Deutschland geschwappt, wo sie durch Digitalkünstler wie zum Beispiel DomQuichotte geprägt wird.

Ästhetisch hochwertige Cinemagraphs entwickeln sich derzeit zu einer attraktiven Einnahmequelle für Hobby- und Profi Fotografen auf Stockmedien-Portalen. Wegen der besseren Bildqualität werden die lebendigen Bilder dort jedoch nicht als GIFs sondern als Videodatei im MOV-Format angeboten.

Animierte GIFs finden oder selbst kreieren

Am einfachsten sind fertige GIFs in speziellen Suchmaschinen wie Giphy.com zu finden. Dazu müssen Nutzer noch nicht einmal den Computer starten oder den Browser öffnen. Denn in gängigen Nachrichten-Apps wie WhatsApp, Microsoft Outlook und Facebook Messenger, ist ein direkter Zugriff auf Giphy möglich.
Zudem ermöglichen weitere Webseiten wie gifsoup.com und gif-erstellen.com sowie Smartphone-Apps wie GifBoom schnell und einfach, animierte GIF-Dateien zu erstellen.

Alternativ lassen sich mit vielen Foto Programmen am Computer animierte GIFs bzw. Cinemagraphs aus Aufnahmen von jeder Kompakt-, DSLR- oder kompakten Systemkamera kreieren. "Häufig gehört entsprechende Software bereits zum Lieferumfang der Kamera", erläutert PIV Geschäftsführer Christian Müller-Rieker. Eine kurze Websuche offenbart passende Anleitungen.

Nutzer müssen auf die Bildrechte achten

Mit GIF-Dateien in Sozialen Netzwerken verhält es sich wie mit Video-Clips bei YouTube oder Fotos aus der Bildersuche von Google. "Nur, weil sie kostenfrei und im Überfluss auf diversen Webseiten zu finden sind, dürfen sie noch lange nicht einfach weitergeteilt werden", sagt Christian Müller-Rieker vom PIV.

Auch die Urheberrechte am Quellmaterial müssen beachtet werden. Zeigen GIFs Szenen erkennbare Menschen, müssen diese keine Veröffentlichung ihres Bildes ohne ihre Einwilligung dulden. Ebenfalls heikel: Viele GIFs basieren auf Ausschnitten aus Hollywood-Filmen und -Serien, Musikvideos oder Werbespots. Manche Filmstudios, Unterhaltungsstars und Marken stellen das Material aus eigenem Interesse ins Netz, um für sich zu werben. Allerdings ist es für Nutzer nicht ersichtlich, ob die GIFs legal bereitgestellt werden oder nicht. Vor Strafe schützt das im Zweifelsfall nicht.

"Zwar sind bisher keine Abmahnungen wegen GIFs bekannt geworden, aber die Rechtslage ist hier eindeutig. Werden die GIFs ohne die Einwilligung des Urhebers oder der darauf gezeigten Menschen hochgeladen, droht eine Abmahnung und gegebenenfalls die Zahlung von Schadensersatz", erklärt Christian Solmecke, Rechtsanwalt für IT-, Medien- und Internetrecht bei der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke.

Von der geradezu zügellosen Nutzung von GIFs in den USA, dem Ursprungsland des kulturellen Phänomens, sollten sich Verbraucher hierzulande nicht zur Sorglosigkeit verführen lassen. "In den USA kann urheberrechtlich geschütztes Material für öffentliche Bildung und Wissenschaft oder zu kreativen Zwecken wie Parodien verwendet werden, ohne das Urheberrecht zu verletzen. Diese sogenannte 'Fair use'-Rechtsdoktrin gibt es in Deutschland jedoch nicht", so Christian Solmecke.

Auf Nummer sicher gehen Fans des digitalen Daumenkinos daher nur, wenn sie aus eigenen Bildern erstellte lebendige Bilder nutzen. Dann folgt nach dem kurzweiligen Internet-Spaß garantiert kein ernstes Nachspiel in der echten Welt.


(1) https://www.piv-imaging.com/files/433/Trendreport_2016_DE_Web.pdf, S. 2, abgerufen am 15. März 2017.

(2) https://artplusmarketing.com/stateofthegif-b163d3332ddd#.p63xp0rtm, abgerufen am 15. März 2017.

Quelle und Kontaktadresse:
Photoindustrie-Verband e.V. Constanze Clauß, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Mainzer Landstr. 55, 60329 Frankfurt am Main Telefon: (069) 2556-1417, Fax: (069) 236521

(cl)

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