Pressemitteilung | Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)

DOSB und Innenminister Wolfgang Schäuble erörterten Anti-Doping-Maßnahmen / Gemeinsamer Kongress mit Spitzenverbänden / Treffen mit geständigen Radprofis vereinbart

(Frankfurt am Main) - Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist am Samstag, 26.Mai 2007, mit Thomas Bach, Präsident, und Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin zusammengetroffen, um über die aktuelle Lage nach den Doping-Geständnissen von Radsport-Profis und Teamärzten und über notwendige Konsequenzen zu beraten.

Dabei wurde deutlich, dass in der derzeitigen Diskussion zwei Ebenen stärker auseinander zu halten sind: erstens die rückhaltlose Aufklärung der teilweise mehr als zehn Jahre zurückliegenden Doping-Praktiken, als es weder die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA noch die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA gab und das Dopingmittel EPO noch nicht nachgewiesen werden konnte; und zweitens die Maßnahmen, die heute (28. Mai 2007) mit WADA/NADA und mit verbesserten Untersuchungsmethoden zur Aufklärung und Bekämpfung des Dopings zu treffen sind.

Bach und Vesper erläuterten Haltung und aktuelle Vorhaben des DOSB auf der Basis seiner im Zehn-Punkte-Aktionsplan niedergelegten Null-Toleranz-Politik.

Zur Aufklärung der Vergangenheit wird der DOSB folgende Maßnahmen ergreifen:

- Der DOSB wird mit der von der Universität Freiburg eingesetzten unabhängigen Untersuchungskommission zur Aufklärung der Verstrickungen der Freiburger Sportmedizin in Doping-Praktiken unter Vorsitz von Hans Joachim Schäfer zusammenarbeiten. Er bittet die Kommission, ihre Arbeit über die Universität Freiburg hinaus auch auf die Verantwortung der Sportorganisationen auszudehnen, soweit diese mit betroffenen Ärzten zusammengearbeitet haben.

- Der DOSB hat der Freiburger Sportmedizin bereits in der letzten Woche die Anerkennung als medizinisches Untersuchungszentrum des DOSB entzogen. Die Zusammenarbeit mit allen dort tätigen Ärzten ist bis zur Klärung der Vor-würfe seitens des DOSB eingestellt.

- Der DOSB wird in Kürze mit Bert Dietz und anderen Radsport-Profis Gespräche zur weiteren Aufklärung der offensichtlich gewordenen Doping-Praxis im Radsport führen. Sie sollen nicht zuletzt auch der Erörterung möglicher aktiver Beiträge der Betroffenen zum Anti-Doping-Kampf dienen. Deshalb sollen daran auch die Anti-Doping-Vertrauensleute des DOSB Meike Evers, Kriminalbeamtin und Olympiasiegerin im Rudern, und Frank Busemann, Silbermedaillen-Gewinner im Zehnkampf, teilnehmen.

Darüber hinaus unternimmt der DOSB folgende Maßnahmen zur Sicherung der Integrität der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking:

- Gemäß seinen Nominierungsgrundsätzen wird der DOSB grundsätzlich keine Athleten, denen zwischen 2004 und 2008 ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln nachgewiesen wurde bzw. wird, für die Olympischen Spiele nominieren, und zwar unabhängig von der Dauer etwaiger Sperren.

- Der DOSB wird darüber hinaus niemanden – ob Arzt, Physiotherapeut, Trainer oder Betreuer – in die Olympiamannschaft aufnehmen, der bei einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln mitgewirkt hat oder bei dem ein entsprechender begründeter Verdacht existiert. Damit steht schon heute fest, dass weder Georg Huber noch Lothar Heinrich oder Andreas Schmid Mitglied der deutschen Olympiamannschaft sein werden.

- Der DOSB macht für alle Ärzte, Physiotherapeuten, Trainer und Betreuer, die für die Olympiamannschaft in Betracht kommen, eine sanktionsbewehrte Ehren- und Verpflichtungserklärung zur Voraussetzung einer Nominierung. Damit haben die Unterzeichner zu bestätigen, dass sie weder in der Vergangenheit an einem Doping-Vergehen beteiligt waren noch sich in Zukunft daran beteiligen werden. Im Fall eines Verstoßes werden neben möglichen anderen Sanktionen auch empfindliche Strafzahlungen fällig; darüber hinaus wird jeder Fall nach dem neuen Gesetz (siehe unten) zur Anzeige gebracht.

- Der DOSB wird gemeinsam mit den Spitzenverbänden eine Anti-Doping-Konferenz für die Verbandsärzte, Physiotherapeuten, Trainer und Betreuer veranstalten. Ziel dieser Konferenz ist es, die Teilnehmer mit der (neuen) gesetzlichen Lage, mit den Anti-Doping-Bestimmungen von WADA und NADA und mit dem Zehn-Punkte-Plan des DOSB intensiv vertraut zu machen und damit eine optimale Betreuung der deutschen Athleten im Sinne des Anti-Doping-Kampfes sicherzustellen. Ebenso sollen Fragen der Prävention und der Ethik angesprochen werden. Als Sachverständige werden hochrangige Experten der WADA, der NADA und der beiden deutschen, von der WADA akkreditierten Labors in Köln und Kreischa eingeladen.

- DOSB und BMI werden mit der Konferenz der Spitzenverbände unter Vorsitz von Christa Thiel die strikte Einhaltung aller Anti-Doping-Regeln und der diesbezüglichen Förderrichtlinien des Bundes als Voraussetzung für die Verbandsförderung sicherstellen, wie dies schon im Zehn-Punkte-Aktionsplan unter Ziffer 9 angesprochen ist. Zu diesem Zweck können DOSB und BMI nach dem Vorbild des internationalen Vorgehens der WADA bei der NADA einen sogenannten „Compliance-Bericht“ anfordern, in den die verschärfte Gesetzeslage und der Zehn-Punkte-Aktionsplan des DOSB eingehen sollen. Zugleich werden DOSB und BMI gemeinsam mit der Konferenz der Spitzenverbände Maßnahmen zur Verbesserung der Prävention und der Wertevermittlung erörtern.

BMI und DOSB werden den Kampf gegen Doping gemeinsam mit aller Entschiedenheit fortsetzen. Der enge Schulterschluss zwischen Sport und Staat in einer koordinierten Arbeitsteilung ist dabei Voraussetzung des Erfolgs. Deshalb soll das von der Regierungskoalition erarbeitete Gesetz zur Verschärfung des deutschen Anti-Doping-Rechts möglichst rasch in Kraft treten. Es verbessert die Ermittlungsmöglichkeiten des Staates erheblich und erlaubt z. B. auch Telefonabhörung und Hausdurchsuchungen; ferner würde damit eine Kronzeugenregelung in das deutsche Recht eingeführt, wie sie in den Anti-Doping-Bestimmungen des internationalen Sports bereits enthalten ist.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) Pressestelle Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 67000, Telefax: (069) 674906

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