DPhV warnt Bildungsministerkonferenz vor möglichem „Verbundfach Naturwissenschaften“
(Berlin) – Der Deutsche Philologenverband (DPhV) appelliert eindringlich an die Bildungsministerkonferenz (BMK), Überlegungen zu einem möglichen „Verbundfach Naturwissenschaften“ nicht zu verfolgen. Ein solches „Verbundfach Naturwissenschaften“ hat keine universitäre Bezugsdisziplin und ist deshalb für Lehrkräfte nicht studierbar. Trotzdem empfiehlt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) ein solches „Verbundfach Naturwissenschaften“ zur Prüfung, um perspektivisch gegebenenfalls den Fachunterricht in Biologie, Chemie und Physik in der Sekundarstufe I zu ersetzen (Empfehlung 10.5).[1] Neben dem DPhV lehnen auch naturwissenschaftliche und naturwissenschaftsdidaktische Verbände und Gesellschaften wie etwa die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) ein „Verbundfach Naturwissenschaften“ ab.[2]
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Wer auf die Fächer Biologie, Chemie und Physik verzichten will, schafft nicht nur den Bildungsstandort, sondern auch gleich den Wirtschaftsstandort Deutschland ab! Wo sollen denn die dringend benötigten Fachkräfte der Zukunft herkommen, wenn solider Fachunterricht in der Schule nicht mehr geplant, sondern durch ein sogenanntes ‚Verbundfach‘ ersetzt werden soll? Wir brauchen Profis in einem Fachunterricht, der die solide Basis für die Auseinandersetzung mit fächerübergreifenden, gesellschaftlichen Schlüsselproblemen ist, aber wir können für diese Auseinandersetzung doch nicht auf den zugrunde liegenden Fachunterricht verzichten!“
Fachunterricht sei für den DPhV fundamental und nicht verhandelbar: „Es ist unsere tiefste Überzeugung, dass jedes Schulfach eine universitäre Bezugsdisziplin benötigt, um nach deren fachwissenschaftlichem Studium anschließend an der Schule unterrichtet werden zu können. Mit einem ‚Verbundfach Naturwissenschaften‘ wird der Lehrkräftemangel in naturwissenschaftlichen Fächern kaschiert. Das hilft aber doch den Schülern und Schülerinnen nicht!“, führt Lin-Klitzing aus.
Bereits jetzt wird der naturwissenschaftliche Unterricht häufig von Lehrkräften erteilt, die nicht in dem jeweiligen Fach ausgebildet sind. Ein „Verbundfach Naturwissenschaften“ würde diese Problematik noch verstärken. Zudem fehlen bislang belastbare empirische Nachweise dafür, dass ein solches Verbundfach zu einem kohärenteren Kompetenzaufbau oder zu besseren Lernergebnissen führen würde.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Philologenverband e.V. (DPhV), Friedrichstr. 169-170, 10117 Berlin, Telefon: 030 40816781