Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)

Drei Fragen an den neuen Vorsitzenden Bastian Fassin

(Bonn) - Bastian Fassin, Fa. Katjes Fassin GmbH & Co. KG, Emmerich, ist seit Mai diesen Jahres neuer Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Er wurde von der Mitgliederhauptversammlung des BDSI als Nachfolger von Stephan Nießner, ehemals Fa. Ferrero Deutschland GmbH, gewählt.

1. Wie bewerten Sie die Chancen für die deutsche Süßwarenindustrie?

Die Verbraucher im Inland wie im Ausland schätzen unsere genussbringenden Produkte als kleine Freuden des Alltags. Geschätzt werden vor allem der hohe Qualitätsstandard der Produkte "Made in Germany" zu Wettbewerbsfähigen Preisen, aber auch die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Unternehmen.

Mehr als jede zweite Tonne deutscher Süßwaren geht in den Export. Die starke Exportorientierung ist für die Süßwarenbranche so wichtig, da der Inlandsmarkt gesättigt ist. Hier kommen wir aber auch gleich, neben dem Brexit, zu einer weiteren wichtigen Herausforderung - der drohenden Zersplitterung des europäischen Binnenmarktes durch unterschiedliche nationale Anforderungen bei der Lebensmittelkennzeichnung.

Der gemeinsame Binnenmarkt ist im globalen Wettbewerb ein wichtiger Trumpf für die in Europa tätigen Unternehmen. Leider müssen die Hersteller trotz harmonisiertem Kennzeichnungsrecht zunehmend wieder unterschiedliche Verpackungen für unterschiedliche Märkte in der EU verwenden. Dies belastet besonders kleinere und mittlere Unternehmen mit zusätzlichen Kosten und hohem administrativem Aufwand, so dass manche den Export in andere EU-Länder bereits eingestellt haben. Hier sollte die EU-Kommission ihrer Aufgabe
nachkommen und einer zunehmenden Zersplitterung des europäischen Binnenmarktes entschieden entgegenwirken.

2. Bundesministerin Julia Klöckner hat angekündigt, dass sie in Deutschland den Nutri-Score als freiwilliges erweitertes Nährwertkennzeichnungssystem einführen will. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?

Wir unterstützen grundsätzlich eine vereinfachte visualisierte Darstellung zur Nährwertkennzeichnung. Jedoch haben wir auf wissenschaftlicher Basis weiterhin Zweifel an bewertenden Systemen wie dem Nutri-Score, bei dem einzelne Lebensmittel aufgrund bestimmter Nährstoffeigenschaften in "gut" und "schlecht" eingeteilt werden.

Denn eine ernährungsphysiologisch sinnvolle Bewertung kann nur mit Blick auf das gesamte Ernährungsverhalten am Tag bzw. einer Woche, nicht aber für ein einzelnes Produkt erfolgen. Im weiteren Prozess sind für uns insbesondere folgende Aspekte von großer Wichtigkeit: Auch wenn die Umsetzung der Kennzeichnung mit dem Nutri-Score auf freiwilliger Basis geschehen soll, wissen wir aus praktischen Erfahrungen, dass eine wirkliche Freiwilligkeit oftmals nicht gegeben ist, weil die einzelnen Lebensmittelhandelsketten hier Vorgaben machen. Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten muss, nachdem die notwendige Rechtssicherheit für die Hersteller vorliegt, eine angemessene Umstellungsfrist unbedingt gegeben sein. Bei der Industrie noch vorhandenes Verpackungsmaterial sollte komplett aufgebraucht werden können, damit nicht unnötig Ressourcen verschwendet und Verpackungsmüll produziert werden. Zudem gilt es die kleinen und mittelständischen Unternehmen und ihre Möglichkeiten zu berücksichtigen.

Wir würden es sehr begrüßen, wenn solche Fragen vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zusammen mit den Wirtschaftsbeteiligten bei einem Runden Tisch erörtert würden. Abschließend erwarten wir, dass der Notifizierungsprozess auf einer sauberen rechtlichen Grundlage erfolgt. Wir halten es für unerlässlich, dass sich die deutsche Bundesregierung an das geltende Europarecht hält und nicht nach Art. 35 der Lebensmittel- informations-Verordnung notifiziert.

3. Nicht nur die Süßwaren-, sondern die gesamte Ernährungsindustrie steht medial und von NGOs immer wieder in der Kritik. Halten Sie diese für gerechtfertigt und wie geht die Branche damit um?

Der BDSI steht seit jeher für einen offenen und konstruktiven Dialog zur Verfügung und wird dies auch in Zukunft tun. Uns liegt eine Diskussion auf Basis wissenschaftlicher Fakten am Herzen. Leider werden diese Fakten von einigen NGOs und teils auch von den Medien, oftmals verkürzt oder nicht richtig wiedergegeben.

Ein Beispiel hierfür ist die derzeitige Kritik an Zucker. Es wäre deutlich zielführender, die Diskussion zu versachlichen und auf Basis wissenschaftlicher Fakten zu führen. Stattdessen wird die Lebensmittelindustrie leider häufig pauschal mit Vorwürfen überzogen. Dies steht in krassem Widerspruch zu der hohen Qualität und Sicherheit der in Deutschland hergestellten Lebensmittel. Die von der deutschen Süßwarenindustrie gefertigten Produkte tragen zu Genuss und Lebensfreude bei und gehören im richtigen Maß zu einer ausgewogenen Ernährung dazu.

Statt einzelne Produkte zu verteufeln und mit vermeintlich einfachen Lösungen wie Verboten oder farblich hinterlegten Buchstaben auf Verpackungen zu agieren, wünschen wir uns mehr wirklich zielführende Ansätze zur Lösung der Übergewichtsproblematik. Eine besonders wichtige Rolle kommt hier aus unserer Sicht der praktischen Ernährungsbildung durch Kochkurse und auch einer ausreichenden Bewegungsförderung, schon von klein auf, zu.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) Pressestelle Schumannstr. 4-6, 53113 Bonn Telefon: (0228) 26007-0, Fax: (0228) 26007-89

(sf)

NEWS TEILEN: