DRV Bund verschweigt ihren Billigtarif / Stellenanzeigen offenbaren massive Besetzungsprobleme
(Berlin) - In großformatigen Anzeigen geht die Deutsche Rentenversicherung (DRV) inzwischen auf die Suche nach Ärztinnen und Ärzten für ihre Rehabilitationskliniken und Sozialmedizinischen Dienste. Damit straft sie ihre eigenen Worte Lügen, nach denen es in den DRV-Einrichtungen keine nennenswerten Stellenbesetzungsprobleme gebe. Bemerkenswert ist aber nicht allein der Umfang und die Anzahl der Stellenanzeigen, die in den vergangenen Wochen geschaltet wurden, sondern auch die Tatsache, dass die DRV Bund offen lässt, nach welchem Tarif die DRV-Ärzte bezahlt werden sollen. In einer großen Sammelanzeige der DRV Bund, die am 12. Februar im "Deutschen Ärzteblatt" erschien, heißt es lediglich: "Wir bieten eine leistungsgerechte Bezahlung". Davon ist die DRV Bund allerdings meilenweit entfernt. "Die DRV Bund weiß, dass ein ehrlicher Hinweis auf den DRV-Billigtarif Ärzte geradezu abschreckt. Deshalb verschleiert sie die tatsächlichen Verhältnisse und nennt die Dinge nicht beim Namen", so Armin Ehl, Hauptgeschäftsführer des Marburger Bundes.
Der Streik der DRV-Ärzte für einen arztspezifischen Tarifvertrag und die Forderung der Ärzte nach einer Gleichstellung mit ihren Kollegen an Akutkliniken haben die Verhältnisse an den DRV-Einrichtungen offen gelegt. "Die Deutsche Rentenversicherung muss endlich einsehen, dass ihre Einkommenspolitik zum Scheitern verurteilt ist. Die Ärzte werden einen großen Bogen um die DRV-Einrichtungen machen, wenn dort nicht bald nach MB-Tarif bezahlt wird", prophezeit Ehl.
Die DRV-Ärzte haben nach wie vor keine einheitliche Tarifabsicherung. Ein Teil der Ärzte fällt unter einen Vertrag, der am längst abgeschafften Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) des Jahres 2003 orientiert ist. Die übrigen Ärzte werden von Verträgen erfasst, die an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) angelehnt sind. Alle diese Verträge erreichen nicht die Tarifstandards der vom Marburger Bund abgeschlossenen arztspezifischen Tarifverträge.
In den Verhandlungen mit dem Marburger Bund verweigerten sich die Arbeitgeber einer Anpassung der Gehälter an den Marktstandard (TV Ärzte/VKA). Das Angebot der Arbeitgeber liegt im Durchschnitt zehn Prozent unter den Tarifen, die der Marburger Bund mit anderen Vertragspartnern (Unikliniken, kommunale Krankenhäuser, private Klinikketten etc.) vereinbart hat. Schon jetzt verdient ein Facharzt einer DRV-Klinik mit mehrjähriger Berufserfahrung bis zu 13,6 Prozent weniger als ein Facharzt in einem kommunalen Krankenhaus. Ein Facharzt in der DRV-Verwaltung mit ähnlicher Berufserfahrung verdient im Vergleich zu einem Facharzt eines kommunalen Krankenhauses sogar bis zu 19 Prozent weniger. Und ein junger Facharzt eines Helios-Krankenhauses verdient bis zu 27 Prozent mehr als ein junger Facharzt in der DRV-Verwaltung. Die Beratungsgesellschaft GEBERA empfiehlt daher in einem Gutachten zur Situation der Reha-Einrichtungen eine "unerlässliche und zeitnahe Anpassung des Gehaltsgefüges an die Tarifabschlüsse des Marburger Bundes, um im Wettbewerb um qualifiziertes Personal zu bestehen."
Veraltete Tarifverträge und unzureichende Einkommen führen zu Ärzteflucht und Ärztemangel bei der DRV. Der Personalnotstand trägt dazu bei, dass die verbleibenden Ärzte unter einer zunehmenden Arbeitsverdichtung und überlangen Diensten zu leiden haben. Die DRV ist nach Recherchen des "Spiegel" sogar dazu übergegangen, ärztliche Tätigkeiten, z.B. die Beurteilung und Überprüfung von Anträgen zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation auf Nicht-Ärzte (Juristen, Sachbearbeiter) zu übertragen. All das wirkt sich negativ auf die Betreuung und Versorgung der Patienten und Versicherten aus.
Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband
Hans-Jörg Freese, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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