Dunkelfeldstudie: Fast 13 Prozent erlebten sexualisierte Gewalt im Kinder- und Jugendalter
(Berlin) - Eine erste bundesweite, repräsentative Studie, die die Häufigkeit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche untersucht, zeigt, dass das Ausmaß von Missbrauch in Deutschland erheblich ist. 12,7 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal im Kindes- und Jugendalter von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen zu sein. Betroffen sind vor allem Frauen, als Täter werden hingegen mehrheitlich Männer angegeben. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit initiiert und im Rahmen des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit zusammen mit der Kinder-und Jugendpsychiatrischen Klinik in Ulm und dem Kriminologischen Institut in Heidelberg in Kooperation mit dem Umfrageinstitut infratest dimap durchgeführt wurde. Die Studie wurde mit Eigenmitteln der wissenschaftlichen Institute sowie mit finanzieller Unterstützung der WEISSER RING Stiftung, des Vereins Eckiger Tisch sowie des Kinderschutzbunds finanziert.
Prof. Dr. Sabine Andresen, Präsidentin des Kinderschutzbundes:
„Zum Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland gab es bislang nur wenig valide Daten. Diese Dunkelfeldstudie zeigt, dass das Ausmaß der Gewalt höher ist als landläufig vermutet. Bei 13 Prozent Betroffener sitzen je nach Klassengröße in jeder Schulklasse mindestens drei Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren oder erfahren haben. Und die Studie zeigt auch: Sexualisierte Gewalt findet zu einem Großteil innerhalb der Familie oder durch Angehörige oder Bekannte statt. Wir als Gesamtgesellschaft, als Lehrerin oder Lehrer, Erzieherin oder Erzieher, als Nachbarin oder Angehöriger, sind aufgefordert, das Unmögliche für möglich zu halten. Das bedeutet: Hellhörig zu werden, wenn ein Kind sich verändert. Das Gespräch zu suchen. Bei einem konkreten Verdacht, sich selbst Hilfe zu suchen und beraten zu lassen. Und vor allem: Dem Kind Glauben zu schenken. Das Undenkbare ist möglich, das zeigt diese Studie eindrücklich.“
Quelle und Kontaktadresse:
Der Kinderschutzbund Bundesverband e.V., Juliane Wlodarczak, Pressesprecher(in), Kalckreuthstr. 4, 10777 Berlin, Telefon: 030 214809-0