Pressemitteilung | Deutscher Landkreistag

Duppré: "Wirksamer Kinderschutz geht alle an!"

(Berlin) - Anlässlich der Sitzung seines Präsidiums im bayerischen Landkreis Miltenberg hat der Deutsche Landkreistag (DLT) auf die Bedeutung eines effektiven Kinderschutzes hingewiesen. DLT-Präsident Landrat Hans Jörg Duppré (Südwestpfalz) sagte: "Der Schutz unserer Kleinsten vor Vernachlässigung und Misshandlung muss ständig verbessert werden. Es handelt sich hierbei um eine gesellschaftliche Aufgabe, die alle angeht und die ein frühzeitiges vernetztes Vorgehen aller Beteiligten erfordert. Auch und vor allem Familien und Nachbarn müssen sensibilisiert werden, Gefährdungslagen frühzeitig zu erkennen." Duppré begrüßte in diesem Zusammenhang die Verständigung von Bund und Ländern für einen noch besseren Kinderschutz, wandte sich allerdings gegen eine Verschärfung des Schutzauftrages der Jugendämter, ohne dass eine eingehende Bewertung der bestehenden Vorschrift stattgefunden hätte.

Duppré sagte, dass die Jugendamtsmitarbeiter eine schwierige und sensible Aufgabe und einen äußert schwierigen Spagat zwischen elterlichem Erziehungsrecht und Kindeswohl zu bewältigen hätten. Problemfamilien zu begleiten sei ein heikler und hochkomplizierter Prozess. Oft sei die Lage schwierig und erfordere auch eine Vertrauensbasis zwischen Familie und Jugendamt, da anderenfalls Problemlagen in einzelnen Familien unerkannt blieben. "Nach den bekannt gewordenen Fällen von Misshandlung und Kindstötung wurde Anfang 2006 ein zusätzlicher Schutzauftrag der Jugendämter bei Kindeswohlgefährdung eingeführt, der sich in der Praxis vor Ort bewährt hat. Es besteht kein Anlass, diesen Schutzauftrag zu überarbeiten und zu verschärfen. Jugendämter verfügen über das notwendige Instrumentarium, um Eltern bei der Bewältigung schwieriger Lebenslagen zur Seite zu stehen und gegebenenfalls einzuschreiten."

In der weit überwiegenden Zahl von Fällen gelänge es durch die engagierte und sensible Arbeit der Jugendamtsmitarbeiter Tag für Tag, Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern zu verhindern und einen wirksamen Kindesschutz zu gewährleisten. Duppré gab zudem zu bedenken, dass auch der beste Kinderschutz und präventive Angebote keine Garantie dafür böten, Kindeswohlgefährdungen in jedem Fall zu vermeiden, und plädierte dafür, das nachbarschaftliche und soziale Umfeld stärker zu sensibilisieren, um mögliche Kindesmisshandlungen früher zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.

Positiv bewertete Duppré die Verständigungen auf einen erleichterten Datenaustausch, wonach künftig beim Umzug von Familien die gewonnenen Informationen von Jugendamt zu Jugendamt weitergegeben werden. "Das gibt uns die notwendige Handhabe, problematische Konstellationen angemessen zu dokumentieren und bei Umzug einer Familie nicht immer wieder bei Null anfangen zu müssen. Von ebenso großer Bedeutung sind gesetzliche Rahmenbedingungen, die klare Regelungen zum Datenaustausch und zur Aufgabenverteilung zwischen der Jugendhilfe und beispielsweise Ärzten, Krankenhäusern, Schule, Justiz oder Polizei beinhalten."

Generell betonte der Verbandspräsident die Rolle von Jugend- und Gesundheitsämtern, Institutionen der offenen Jugendarbeit, Kitas, Schulen, Ärzten, Hebammen und Justiz für einen wirksamen Kinderschutz. "Durch Zusammenwirken aller beteiligten Akteure können bestehende Konfliktlagen früher erkannt, überforderten Eltern schneller und besser geholfen sowie nötigenfalls interveniert werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Landkreistag, c/o Ulrich-von-Hassell-Haus Pressestelle Lennéstr. 11, 10785 Berlin Telefon: (030) 590097-0, Telefax: (030) 590097-400

(el)

NEWS TEILEN: