E-Books: Umsatzzwerge mit Wachstumspotenzial / Umfrage des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein / 37 Prozent der Novitäten auch als E-Book erhältlich / EPIX liegt bei 103,9 Punkten / Zentrales Verlags-Thema: Paid Content
(Frankfurt am Main) - E-Books haben Potenzial. Das ergibt eine Umfrage des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren (AKEP) im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. "Der Hintergrund dieser Umfrage war: Wir wollten wissen, wie nachhaltig die aktuelle E-Book-Welle ist", sagte Hans Huck, Sprecher des AKEP gestern (14. Oktober 2009) auf der Pressekonferenz im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. "Das Ergebnis ist eindeutig: Derzeit sind E-Books noch Umsatzzwerge, allerdings Zwerge mit Wachtstumspotenzial." Der Markt ist nach Einschätzung des AKEP in Bewegung. "Wenn in den nächsten Jahren die Mehrheit der Bücher gleichzeitig als Print- und digitales Produkt auf den Markt kommt und sich preislich eine klare Tendenz abzeichnet, wird auch das Geschäft mit E-Books kräftig anziehen", so Huck. Der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) begleitet seit seiner Gründung im Jahr 1992 die wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen des Elektronischen Publizierens. An der Sonderumfrage des Arbeitskreises im September 2009 haben 318 Verlage und Medienunternehmen teilgenommen.
Preisgestaltung beim E-Book völlig offen
Die aktuelle Umfrage dokumentiert: 37 Prozent aller Novitäten sind als E-Book erhältlich. Sie erscheinen ausschließlich digital oder zusätzlich zum Print-Produkt. Vorreiter sind dabei Verlage aus dem Bereich Fachbuch / Wissenschaft, hier liegen 51 Prozent der Neuerscheinungen als E-Book vor. Geld wird mit E-Books allerdings noch wenig verdient: Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen machen weniger als ein Prozent ihres Umsatzes mit E-Books. Auch was die Erscheinungsfolge betrifft, liegen Print-Titel immer noch vorn: 59 Prozent der Verlage bestätigen, dass E-Books derzeit mehrheitlich nach der Print-Ausgabe erscheinen. Doch der Trend geht zur Gleichzeitigkeit, bei 41 Prozent der Verlage ist dies bereits heute der Fall. Völlig offen und uneinheitlich ist die Preisgestaltung für E-Books: 36 Prozent der Verlage bieten E-Books zum gleichen Preis an wie die jeweiligen Print-Produkte, auf der anderen Seite reduzieren 24 Prozent der Verlage den E-Book-Preis bereits um 20 Prozent im Vergleich zum Print-Produkt. Weitere 19 Prozent der Teilnehmer verringern den E-Book-Preis derzeit sogar noch weiter.
Für eine gute Stimmung im Bereich des Elektronischen Publizierens spricht die durchgehend positive Positionierung des Index Elektronisches Publizieren (EPIX) seit Januar 2009 im Bereich über 100 Punkte. Zur Jahresmitte lag er bei 103,9 Punkten. "Auch in der Finanzkrise bleiben E-Medien resistent und kraftvoll", sagte Dr Tilmann Michaletz, stellvertretender AKEP-Sprecher. Wirtschaftliche Chancen biete hier insbesondere der Bereich des Endverbrauchers (B-to-C). Verhaltener werde von den Branchenteilnehmern inzwischen das Wachstumspotenzial der kommenden Jahre bei Fachbüchern und Fachzeitschriften (B-to-B-Markt) gesehen.
Kenntnis der Internet-Nutzer wichtig
Ein schwieriges Thema für Verlage bleibt "Paid Content im Internet". Es gibt keine Bereitschaft, für Informationen zu bezahlen, die es auf anderen Seiten umsonst gibt. "Nur dort, wo der Nutzer schnell und zuverlässig an gesicherte Informationen kommen muss, ist er bereit zu bezahlen", so Anna Metzner-Thiele vom AKEP-Sprecherkreis. "Und das Angebot kostenloser Inhalte nimmt neue Dimensionen an. Zum einen durch die rapide wachsende Zahl illegaler Raubkopien, zum anderen durch die ungebremsten Digitalisierungsmaßnahmen von Google und zuletzt auch durch die Open Access Bewegung im Bereich der Wissenschaftsverlage."
Wichtigste Voraussetzung für die zukunftsfähige Entwicklung erfolgreicher Geschäftsmodelle sei für den AKEP vor allem genaue und umfassende Kenntnis des Internets und seiner Nutzer. "Nur wer das Verhalten der Nutzer im Netz kennt und weiß, was akzeptiert wird und was nicht, kann künftig im Internet als Verlag erfolgreich agieren", appelliert Metzner-Thiele an die Verlage.
Quelle und Kontaktadresse:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
Pressestelle
Großer Hirschgraben 17-21, 60311 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 13060, Telefax: (069) 1306-201