Elektro-Hausgeräte auf Wachstumskurs
(Frankfurt/M) Die deutsche Hausgeräte-Industrie verzeichnet in diesem Jahr eine insgesamt positive Entwicklung und befindet sich auf einem stabilen Wachstumskurs. Allerdings ist das Geschäft stark vom Export bestimmt. Das Inlandsgeschäft kommt hingegen nicht so recht in Fahrt, beschreibt Dr. Karsten Jaspersen, Mitglied des Vorstandes des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. und Sprecher der Hausgeräte-Fachverbände, die gegenwärtige Situation. Einmal mehr war die Auslandsnachfrage der Schrittmacher, was in einem Wachstum der Exporte von mehr als zehn Prozent zum Ausdruck kommt. Über die Hälfte der deutschen Produktion wird mittlerweile im Ausland abgesetzt. Bemerkenswert dabei ist, dass rund drei Viertel der exportierten Großgeräte und fast 50 Prozent der Kleingeräte in die Länder der Europäischen Union gehen. Die Ausfuhren in die EU profitieren von der Währungsstabilität. Der Euro hat in dieser Beziehung für faire Wettbewerbsbedingungen gesorgt, erläutert Jaspersen. Deutsche Produkte sind dank ihrer Qualität im Ausland erfolgreich.
Die Produktionskapazitäten sind wegen der hohen Ausfuhren gut ausgelastet. Rund 55.000 Mitarbeiter in Deutschland produzieren Elektro-Hausgeräte im Wert von 17,6 Mrd. DM, etwa eine Milliarde DM mehr als im Vorjahr. Die deutschen Hersteller konzentrieren sich zunehmend auf hochwertige Produkte. Ihre Geräte zeichnen sich durch Design, Bedienungskomfort, Leistung und sehr niedrige Wasser- und Energieverbrauchswerte aus.
Der deutsche Hausgerätemarkt ist mit 38 Millionen Haushalten und knapp einem Drittel des europäischen Absatzvolumens der größte Markt in Europa. Im laufenden Jahr rechnet die Branche mit einem leichten Zuwachs von ein bis zwei Prozent. Rund 73 Prozent des Umsatzes entfallen auf Großgeräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler. Dieses Marktsegment stagniert mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. Produktinnovationen bei Kleingeräten führen den ZVEI-Angaben zufolge in diesem Jahr zu einer deutlichen Belebung des Marktes mit einem Wachstum von vier bis fünf Prozent. Der Markt für Elektro-Hauswärmetechnik ist seit Jahren von einem Rückgang der Umsatzzahlen geprägt. Allerdings fällt der Rückgang mit zwei Prozent auf rund 700 Millionen Mark weniger drastisch aus als im Vorjahr.
2001: Wachstum und Preiserhöhungen
An das Jahr 2001 knüpfen wir die Erwartung, dass sich das Konsumklima deutlich bessert, betont der Sprecher der Hausgeräteindustrie. Allerdings werden auf viele Haushalte erhebliche Nachforderungen bei der Nebenkostenabrechnung zukommen. Diese Abrechnungen treffen in der Regel im Frühjahr ein, einer sonst für den Hausgeräteabsatz günstigen Zeit.
Im kommenden Jahr traut man den Großgeräten insgesamt ein Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent zu. Der Kleingeräte-Markt soll in gleicher Größenordnung wachsen. Der Bereich Elektro-Hauswärmetechnik wird mit weiteren Rückgängen zu kämpfen haben. Trotz hohen Preisdrucks und eines intensiven Wettbewerbs sind nach Einschätzung der Branche Preiserhöhungen notwendig. Denn Rohstoffe und Vorprodukte haben sich in diesem Jahr um teilweise mehr als 70 Prozent verteuert.
Für das Jahr 2001 rechnet der ZVEI mit weiterhin steigenden Exporten bei rückläufigen Zuwachsraten. Ursachen sind die sich abzeichnende sanfte Landung der Konjunktur in Nordamerika und das verlangsamte Expansionstempo der Weltwirtschaft.
Hersteller fordern faire Lösung zur Altgeräte-Entsorgung
Den Vorschlag der EU-Kommission zur Entsorgung von Elektro-Altgeräten, der die Hersteller zur kostenlosen Rücknahme und Entsorgung von Elektrogeräten verpflichtet, sieht die Branche mit großer Sorge. Die Hausgeräte-Hersteller plädieren für eine faire und praktikable Lösung. Dazu gehören die Möglichkeiten, ein gemeinschaftliches Rücknahmesystem aufzubauen und die Entsorgungskosten getrennt ausweisen zu können. Nur dann könne man auch Geräte, die vor Inkrafttreten der Richtlinie verkauft wurden, in die Rücknahme mit einbeziehen. Gleiches gelte für Altgeräte, die von Herstellern stammen, die heute nicht mehr im Markt präsent sind.
Einer kollektiven Rücknahmelösung stehen in Deutschland derzeit noch kartellrechtliche Bedenken im Wege. Grundsätzlich sind die Hersteller bereit, so ZVEI-Vorstandsmitglied Robert Schöttle, sich an einer Lösung freiwillig zu beteiligen, die wirkliche Ergebnisse für die Umwelt bringt. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn die Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen schafft.
Umsetzung der Garantierichtlinie: Schuss über das Ziel hinaus
Auch die Umsetzung der EU-Garantierichtlinie sieht die Hausgeräte-Branche kritisch. Deutschland schieße dabei über das Ziel hinaus. Denn während die EU-Richtlinie die Gewährleistungsfrist auf zwei Jahre festschreibt, will der deutsche Gesetzgeber noch ein Jahr drauflegen, erläutert Schöttle.
Diese deutsche Sonderregelung konterkariere den Harmonisierungsgedanken in Europa und verzerre zudem den Wettbewerb zu Lasten der deutschen Industrie. Viele deutsche Hausgerätehersteller hätten einen Exportanteil in andere EU-Länder von über 40 Prozent, so dass national abweichende Rechtslagen im täglichen Geschäft äußerst schwierig zu handhaben seien. Die Gesamtkosten der deutschen Hausgerätehersteller belaufen sich auf 350 Mio. DM. Das sind Kosten, so Schöttle, die letztendlich der Verbraucher zu zahlen hat.
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V.
Stresemannallee 19
60596 Frankfurt
Telefon: 069/63020
Telefax: 069/6302317
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- ZVEI: 2018 Produktionsplus drei Prozent für Elektroindustrie / Fachkräftemangel derzeit größte Herausforderung / Klimaschutz eröffnet Chancen für die Industrie und den Standort
- Gute Geschäftslage und viel Optimismus bei der bayerischen Elektroindustrie
- Sozialpartner in der Metall- und Elektro-Industrie analysieren Berufsbilder und Qualifizierungsbedarf für Industrie 4.0