Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie
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Elektroindustrie erwartet zwei bis drei Prozent Wachstum / Regierung muss Reformtempo steigern / ZVEI macht Energieeffizienz zum Schwerpunktthema

(Frankfurt am Main) – Die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzwachstum von zwei bis drei Prozent auf rund 170 Milliarden Euro. Das berichtete Edward G. Krubasik, Präsident des ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Verbandes. Der Beschäftigtenstand von knapp 800.000 Personen könne 2006 vermutlich gehalten werden.

2005 ist der Umsatz der zweitgrößten deutschen Industriebranche lediglich um 1,4 Prozent auf 165 Mrd. Euro gestiegen. Bei erneut leicht rückläufigen Inlandsumsätzen (-0,5 Prozent) konnte die Branche ihre direkt mit ausländischen Kunden abgerechneten Umsätze um 3,6 Prozent auf 76,6 Milliarden Euro und damit auf ein neues Rekordniveau ausweiten. Dabei spiele, so Krubasik, der Anteil von Lieferungen an deutsche Unternehmen im Ausland eine zunehmende Rolle.

Insgesamt nahmen die deutschen Elektroexporte 2005 um 5,4 Prozent auf 135,5 Milliarden Euro zu. Dabei hat sich das zweite Halbjahr mit einem Zuwachs von sieben Prozent deutlich besser entwickelt als die erste Jahreshälfte mit einem Anstieg von 3,5 Prozent. Kräftige Zuwächse verzeichnete die Branche insbesondere auf außereuropäischen Wachstumsmärkten und in den neuen EU-Mitgliedstaaten. Allerdings habe es nach zehn Jahren des stürmischen Wachstums der Exporte nach China erstmals einen ganz leichten Rückgang gegeben. Offensichtlich, so Krubasik, werde der chinesische Elektromarkt zunehmend aus inländischer und regionaler Wertschöpfung versorgt; die lokale Fertigung internationaler Unternehmen sei hier ebenso von zunehmender Bedeutung wie die wachsende Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Technologieunternehmen.

2006 erwartet der ZVEI erstmals seit 2001 wieder eine spürbare Belebung der Inlandsnachfrage. Vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern sowie Vorprodukten – zum Beispiel für den Maschinenbau – habe sich deutlich verbessert. Speziell dort, wo es um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit, um die Senkung laufender Kosten durch zusätzliche Investitionen. In der Automation habe die Inlandsnachfrage mit einem Plus von fast zehn Prozent über die Jahreswende 2005/2006 hinweg deutlich angezogen. Auch um die Erschließung künftiger Wachstumsfelder würden jetzt vermehrt Investitionen getätigt. So sei in der Energietechnik die Auflösung des Investitionsstaus insbesondere in der Stromerzeugung und ebenso in der Digitalisierung von Rundfunk und Fernsehen erkennbar. Eher gedämpft seien hingegen die Bautätigkeit und die Konsumgüternachfrage. Hiervon seien unter anderem die Hausgeräteindustrie, die Installations- und die Lichttechnik betroffen. Bei Consumer Electronics erwartet der ZVEI gleichwohl nach einem Plus von fast acht Prozent in 2005 ein weiteres Wachstum des deutschen Marktes in der gleichen Größenordnung. Wachstumstreiber sind hier innovative Produkte wie Flachbildschirme, Festplatten- und DVD-Recorder sowie mobile MP3- und DVD-Player. Hier müsse eine rasche Digitalisierung aller Übertragungswege und die dadurch mögliche Einführung des hochauflösenden Fernsehens HDTV für weitere Impulse sorgen, forderte der ZVEI-Präsident.

Krubasik warnt gleichwohl davor, in der Belebung des Inlandsmarktes schon eine wirkliche Trendwende zu sehen. Entscheidend seien auch in diesem Jahr die Wachstumsimpulse aus dem Export. So habe der Auftragseingang aus dem Ausland im Januar erneut um zwölf Prozent zugelegt, während sich die Erholung im Inland auf einige wenige Sektoren konzentriere. Wesentliche standortpolitische Probleme seien weiterhin ungelöst und verhinderten, dass der deutsche Markt wieder Anschluss an die Dynamik internationaler Märkte finde.

Reformtempo steigern
„Eine Rückkehr zu höheren Wachstumsraten erfordert nicht nur die konsequente Umsetzung der in der Koalitionsvereinbarung angekündigten Reformschritte, auch das Reformtempo muss deutlich erhöht werden“, forderte der ZVEI-Präsident.

Dabei geht es dem ZVEI insbesondere um die Kernfelder Stärkung der Innovationsdynamik und die Entwicklung von Leitmärkten für neue Technologien, die Stärkung des Unternehmertums, mehr Dynamik im Arbeitsmarkt, die gemeinsame Umsetzung einer Europa-Strategie für Wachstum und Arbeit in der EU sowie ein hohes Ausbildungsniveau und den Abbau des Ingenieursmangels.

Konkrete Vorschläge macht der ZVEI zu der von der Bundeskanzlerin angekündigten ‚High-Tech-Strategie Deutschland’. Der Verband empfiehlt eine Ausrichtung auf zehn konkrete Innovationsfelder, die aus seiner Sicht als Treiber für Innovation und Wachstum und als Antwort auf künftige Herausforderungen in Wirtschaft, Umwelt, Technik und Gesellschaft fungieren können. Diese reichen von der Automation und der Energietechnik, über die Automobilelektronik, Telematik, Medizintechnik, bis zur Gebäude- und Sicherheitstechnik. Hinzu kommen Hochgeschwindigkeits-Internet und mobile Breitbandkommunikation als Kerninfrastruktur des industriellen Informationszeitalters, sowie Mikro-, Nano- und Softwaretechnologien als Basistechnologien der Elektrotechnik im 21. Jahrhundert. „Diese Schwerpunktkompetenzen der deutschen Elektroindustrie bieten neue Chancen gerade für mittelständische Unternehmen. Hier könnten neue Leitmärkte in Deutschland und Europa entstehen, als Voraussetzung für den Erfolg auf den internationalen Märkten,“ sagte Krubasik.

Mehr Chancen für Unternehmertum und mehr Investitionen erwartet der ZVEI insbesondere von einer Reform der Unternehmenssteuern. Gerade bei den Investitionen sei Deutschland im internationalen Vergleich gefährlich zurückgefallen. In einem ersten Schritt müsse die immer wieder angekündigte und immer wieder aufgeschobene Reform der Erbschaftsteuer jetzt uneingeschränkt umgesetzt werden: Gerade im Erbfall seien Eigenkapitalbasis und Liquidität unverzichtbare Grundlagen für eine erfolgreiche Fortführung von Unternehmen. Hier dürfe es keine Wertgrenzen und keine Freibetragsregelungen geben, die gerade den größeren mittelständischen Unternehmen in massivem Umfang Eigenkapital entziehen würden.

Die Unternehmenssteuerreform müsse sich im Sommer 2006 insbesondere auf Absenkung der Steuersätze auf international wettbewerbsfähiges Niveau konzentrieren. Wichtig für die Elektroindustrie sind die konsequente Gleichstellung der steuerlichen Behandlung von Personen- und Kapitalgesellschaften – wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben – und die uneingeschränkte Anrechenbarkeit von Verlustvorträgen, die gerade bei Innovationsanlaufphasen immer wieder entstehen.

Krubasik regte außerdem einen Verzicht auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Mehrwertsteuererhöhung an: „Damit würde die Bundesregierung ein wichtiges Signal setzen, dass sie es mit der Stärkung der Eigenverantwortung und der Rückführung der überbordenden Staatsaufgaben und -ausgaben wirklich ernst meint.“ Die verbesserte gesamtwirtschaftliche Lage gibt eine Chance, die notwendige Haushaltskonsolidierung durch deutlichere Sparanstrengungen und Vermeiden der Steuererhöhungen zu erreichen.

Die aktuelle Diskussion um die Einführung eines Mindestlohns und ihre Weiterungen für die Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik der Branche sieht der ZVEI-Präsident mit großer Sorge. „Gerade in Ostdeutschland besteht die Gefahr, dass die mühsam erreichte Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen mit einem Schlag beseitigt wird. Damit gefährdet man allein in der ostdeutschen Elektroindustrie mehrere tausend Arbeitsplätze gerade dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden“, warnte Krubasik. „90 Prozent der Unternehmen unserer Branche in den neuen Bundesländern sind nicht tarifgebunden. Unter anderem dadurch fließen heute 30 Prozent der Investitionen unserer Branche in die neuen Bundesländer.“

ZVEI-Initiative ‚Leitmarkt Energieeffizienz’
Mehr Wachstum für die deutsche Elektroindustrie erwartet Krubasik von der neuen ZVEI-Initiative „Leitmarkt Energieeffizienz. Die Branche habe in den letzten Jahren innovative und energieeffiziente Lösungen entwickelt. Die neuen Technologien müssten nun auch breit angewendet werden. Dieses Thema werde der ZVEI 2006 zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit machen. Hier könnte auch der Energiegipfel am 3. April konkrete Verabredungen zu einem gemeinsamen Vorgehen treffen, regte der ZVEI-Präsident an.

„Der Weg dahin führt nicht über zusätzliche Regulierungen, sondern über wettbewerbsintensive Märkte, die von anspruchsvollen Kunden geprägt sind“, erläuterte Krubasik. Anhand verschiedener Beispiele zeigte er auf, welche Vorteile Industrie, private Haushalte und öffentlicher Raum vom konsequenten Einsatz energieeffizienter Geräte hätten und wie die Umwelt von einem solchen Umstieg profitieren würde.

So könnte die deutsche Industrie jährlich bereits 22 Milliarden kWh elektrischer Energie einsparen, wenn schrittweise alle in der produzierenden Industrie installierten Antriebseinheiten mit modernster elektronischer Drehzahlregelung ausgestattet würden. Diese Einsparung entspreche neun Kraftwerksblöcken mit einer Leistung von ca. 200 MW oder 13,5 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxydemissionen.

Im öffentlichen Sektor könne beispielsweise durch konsequenten Einsatz moderner Beleuchtungstechnik der Gesamtstromverbrauch in manchen Fällen auf ein Fünftel des ursprünglichen Strombedarfs gesenkt werden – ohne Verlust an Lichtqualität.

Schließlich betreffe das Thema Energieeffizienz auch Elektrogeräte im Haushalt. Ein großes Angebot an hocheffizienten Hausgeräten stehe zur Verfügung, doch zu häufig greife der Kunde noch nach Durchschnittsware. Zudem sei in den Haushalten der Altbestand an Geräten, die nach heutigem Standard nicht mehr als energieeffizient gelten, sehr hoch. Würden alle 48 Millionen Elektro-Haushalt-Großgeräte in Deutschland, die älter als zehn Jahre sind, durch neue, besonders energieeffiziente Geräte ersetzt, würde dies eine Energieeinsparung von rund acht Milliarden kWh pro Jahr bedeuten. Der ZVEI schlägt vor, dieses große Einsparpotenzial mit Energieeffizienzprogrammen zu erschließen.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Christian Mannigel, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt am Main Telefon: (069) 6302-0, Telefax: (069) 6302-317

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