Pressemitteilung | Pro Wildlife e.V.

Elfenbeinschmuggel eskaliert / Elefantenwilderei auf Höchststand seit fast 20 Jahren - dennoch droht weitere Legalisierung des Handels

(MĂŒnchen) - Über 20.000 Elefanten werden derzeit jĂ€hrlich fĂŒr den internationalen Elfenbein-Schwarzmarkt gewildert - so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. ArtenschĂŒtzer befĂŒrchten, dass sich die Massaker der 1970er Jahre wiederholen könnten, wenn nicht sofort die Notbremse gezogen wird: "Erst das Elfenbeinhandelsverbot von 1989 brachte die Elfenbeinwilderei unter Kontrolle. Seit der sukzessiven Lockerung des Handelsverbotes boomt der Schwarzmarkt wieder und die Preise fĂŒr Elfenbein explodieren" betont Daniela Freyer von PRO WILDLIFE. Dennoch werden derzeit erneut Ausnahmen vom Elfenbeinhandelsverbot diskutiert.

23 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein wurden in nur einem Jahr (August 2005 - August 2006) aufgegriffen. Ausgehend von einer Dunkelziffer von 90 Prozent gehen Experten davon aus, dass in diesem Zeitraum 23.000 Elefanten wegen ihrer StoßzĂ€hne gewildert wurden. Die Aufgriffe alarmierend großer Schmuggelsendungen haben erschreckend zugenommen: Im Dezember 2006 wurden 1,5 Tonnen Elfenbein in Frankreich konfisziert, im August 3 t in Japan, und im Juli wurden in Taiwan ĂŒber 5 t beschlagnahmt. Der grĂ¶ĂŸte Fall seit dem Verbot des Elfenbeinhandels (1989) flog im Juni 2002 in Singapur auf: Wissenschaftler wiesen durch DNA Untersuchungen nach, dass die mehr als 6,5 t aus Sambia stammten und vermuten, dass bis zu 6.500 Tiere alleine fĂŒr diese Lieferung starben. Auch die Schwarzmarktpreise fĂŒr Elfenbein haben sich in den letzten drei Jahren fast vervierfacht und liegen in China, dem Hauptabnehmer fĂŒr illegales Elfenbein, inzwischen bei Spitzenpreisen von 750 US Dollar pro kg. "Wir beobachten eine deutliche Eskalation des Elfenbeinschmuggels und eine zunehmend organisierte KriminalitĂ€t. Dass gleichzeitig ĂŒber eine Legalisierung des Elfenbeinhandels diskutiert wird, ist unverantwortlich und riskiert ein weiteres Anheizen der Wilderei" so die PRO WILDLIFE Expertin.

In den 1970er Jahren schreckten die Bilder hunderttausender gewilderter Elefanten die Weltöffentlichkeit auf. In Afrika wurden die BestĂ€nde in wenigen Jahrzehnten um 50 Prozent dezimiert, mancherorts sogar um bis zu 90 Prozent. 1976 beschloss das Washingtoner ArtenschutzĂŒbereinkommen (WA) erstmals eine weltweite Kontrolle des Elfenbeinhandels, die Massaker gingen dennoch nahezu unvermindert weiter. Erst das 1989 verabschiedete absolute Handelsverbot fĂŒr Elfenbein brachte die Wende: Die internationalen ElfenbeinmĂ€rkte kollabierten, Wilderer und Schmuggler fanden keine Abnehmer mehr.

Doch einige wenige sĂŒdafrikanische Staaten wollen auf das GeschĂ€ft mit dem "weißen" Gold nicht verzichten und haben seit 1997 eine schrittweise Lockerung des Handelsverbotes erreicht. 50 Tonnen Elfenbein aus Simbabwe, Botswana und Namibia wurden 1999 nach Japan, einem der grĂ¶ĂŸten AbsatzmĂ€rkte, verkauft. 2002 wurde der Verkauf weiterer 60 Tonnen genehmigt - allerdings unter Voraussetzungen, die bisher nicht erfĂŒllt sind. Dennoch liegen fĂŒr die WA-Konferenz im Juni 2007 in Den Haag drei AntrĂ€ge fĂŒr weitere Lockerungen des Handelsverbotes auf dem Tisch - von jĂ€hrlichen Exportquoten fĂŒr Elfenbein aus LagerbestĂ€nden bis hin zu einer völligen Freigabe des Elfenbeinhandels (Antrag von Botswana und Namibia). Dagegen fordert ein vierter Antrag von Kenia und Mali ein 20jĂ€hriges Aussetzen legaler ElfenbeinverkĂ€ufe, um die Elefantenwilderei wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Die meisten afrikanischen Staaten sind dem Ansturm der Wilderer hilflos ausgeliefert. Sie brauchen dringend Zeit und die finanzielle UnterstĂŒtzung der IndustrielĂ€nder, um gegen gut bewaffnete Wildererbanden und internationale Schmuggelsyndikate vorgehen zu können", so Freyer.

Quelle und Kontaktadresse:
Pro Wildlife e.V. Pressestelle GrĂ€felfinger Str. 65, 81375 MĂŒnchen Telefon: (089) 81299507, Telefax: (089) 81299706

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