Pressemitteilung | Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs)

Erfolgreich im Studium? / DGPs für studiengangspezifische Eignungstests

(Berlin) - Welche Kriterien sind gut geeignet, um die besten Studierenden auszuwählen? Für das Fach Humanmedizin hatte das Bundesverfassungsgericht Anfang des Jahres angemahnt, neben der Abiturnote mindestens ein weiteres Auswahlkriterium heranzuziehen. Psychologen der Universität Mannheim haben jetzt verschiedene Auswahlkriterien für das Fach Psychologie untersucht und dabei herausgefunden: Weder Einzelnoten noch Praktikumsnachweise sind gute zusätzliche Indikatoren für die Vorhersage des Studienerfolgs. Die Ergebnisse der Studie sind gerade in der Fachzeitschrift "Psychologische Rundschau" erschienen.

Studienfächer wie Medizin oder Psychologie sind äußerst beliebt. Das bedeutet: Nicht jeder, der das Fach studieren möchte, bekommt auch einen Studienplatz. Universitäten müssen Zulassungsverfahren einsetzen, um Studierende auszuwählen. Spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Januar 2018 zum NC in Humanmedizin ist die Debatte darüber, wie sich vorhersagen lässt, wer ein Studium erfolgreich abschließen wird, wieder lebhafter geworden. Das Bundesverfassungsgericht hatte angemahnt, dass Hochschulen künftig neben der Abiturnote mindestens ein ergänzendes, nicht schulnotenbasiertes Auswahlkriterium zur Bestimmung der Eignung heranziehen sollten. Einzelne Bundesländer haben bereits damit begonnen, neue Zulassungsarten zu entwickeln.

"Die Herausforderung besteht darin, eine neue verfassungskonforme Zulassungspraxis festzulegen, von der auch empirisch begründet angenommen werden kann, dass vor allem geeignete Bewerberinnen und Bewerber zugelassen werden", erklärt Oliver Dickhäuser, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Mannheim. "Hier stellt sich natürlich die Frage, welche Kriterien überhaupt brauchbar sind, um die Eignung für einen bestimmten Studiengang vorherzusagen."

Kein Informationsgewinn durch die Gewichtung von Einzelnoten oder Praktika

Gemeinsam mit Stefan Janke hat Oliver Dickhäuser für das Fach Psychologie untersucht, wie gut verschiedene Zulassungskriterien geeignet sind, um den Studienerfolg im Bachelor Psychologie vorherzusagen. Als Kriterien wählten sie die Note der Hochschulzugangsberechtigung (Abiturnote), Einzelnoten in Englisch und Mathematik sowie Zusatzpunkte für vor Studienbeginn absolvierte Praktika (praktische Erfahrung). Den Studienerfolg ermittelten sie über die Note in der ersten Statistikklausur, die Bachelorendnote und die Studiendauer. Die Forscher verwendeten Zulassungs- und Leistungsdaten von fünf Jahrgangskohorten einer deutschen Universität. Insgesamt lagen ihnen Zulassungsdaten für 10.605 Personen vor und Leistungsdaten für 298 Studierende. "Mit speziellen statistischen Berechnungen können wir von den Ergebnissen, die wir für die 298 Studierenden gefunden haben, auf alle 10.605 Bewerberinnen und Bewerber schließen", erklärt Stefan Janke.

Anhand von Pfadanalysen ermittelten die Forscher, wie bedeutsam die einzelnen Zulassungskriterien für die Vorhersage des Studienerfolgs sind. Sie analysierten außerdem, wie sich die Vorhersagekraft verändert, wenn einzelne Kriterien stärker oder schwächer gewichtet werden. Weder die Einzelnoten aus den Fächern Mathematik und Englisch noch die praktische Erfahrung waren von zusätzlichem Nutzen für die Vorhersage des Studienerfolgs. "Wir konnten darüber hinaus sogar zeigen, dass die Vorhersagekraft für den Studienerfolg deutlich geschmälert wird, wenn Einzelnoten und praktische Erfahrung auf Kosten der Abiturnote stärker gewichtet wurden", sagt Stefan Janke.

Birgit Spinath, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, ordnet die Ergebnisse der Studie vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Zulassungskriterien ein: "Wir brauchen eine gute und empirisch fundierte Zulassungspraxis für beliebte Studienfächer. Auch aus weiteren Studien wissen wir inzwischen, dass Indikatoren wie Einzelnoten, praktische Erfahrungen oder Interviews keinen zusätzlichen Nutzen bringen", betont Spinath. "Wir empfehlen die Entwicklung von studiengangspezifischen Eignungstests. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die verwendeten Kriterien fair und leistungsbezogen sind, und dass das Bewerbungsverfahren transparent ist."

Weiterführende Informationen: https://www.dgps.de

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. Dr. Anne Klostermann, Pressesprecherin Marienstr. 30, 10117 Berlin Telefon: (030) 28047717, Fax: (030) 28047719

(aa)

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