Pressemitteilung | Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE)

Ernährungsindustrie sorgt für Stabilität / Exportgeschäft ist weiter Hoffnungsträger / Preissituation belastet Lebensmittelgeschäft / Forderungen an die neue Bundesregierung

(Berlin) - Die Ernährungsindustrie erzielte nach Berechnungen der BVE in den ersten sieben Monaten 2009 einen Umsatz von 85,7 Mrd. Euro. Das entspricht einem nominalen Umsatzminus von 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatzrückgang geht überwiegend auf sinkende Preise bei Lebensmitteln zurück. Preisbereinigt blieb der Umsatz mit einem Minus von 0,3 Prozent im Zeitraum Januar bis Juli 2009 nahezu stabil.

Dank der noch ungetrübten Konsumlaune der Deutschen hat die Ernährungsindustrie ihre Rolle als Konjunkturanker bestätigt. Die Produktionsleistung blieb mengenmäßig bislang stabil und die Arbeitsplätze der über 530.000 Erwerbstätigen in der Branche sind weitgehend sicher. Damit leistet die Ernährungsindustrie als viertgrößter Industriezweig in Deutschland einen wichtigen Beitrag für Wohlstand und Beschäftigung.

In der Steuerpolitik der neugewählten Bundesregierung wird die Ernährungsindustrie darauf achten, dass die mehrfach von der Bundeskanzlerin abgegebene Erklärung, die Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen, eingehalten wird. Die Erhöhung der indirekten Besteuerung hätte fatale Wirkungen auf den privaten Konsum, der gegenwärtig die Stütze der Konjunktur bildet.

Das Geschäftsklima in der Ernährungsindustrie hat sich laut Ifo-Konjunkurtest im August und September 2009 im Vergleich zum Frühjahr wieder etwas erholt; allerdings fallen die Erwartungen im Exportgeschäft zunehmend pessimistischer aus. Für das deutsche Lebensmittelgeschäft wird die Entwicklung am Arbeitsmarkt entscheidend sein.

Exportgeschäft ist weiter Hoffnungsträger
Der Export sorgte in den letzten Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten für Wachstum in der Ernährungsindustrie. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden verarbeitete Lebensmittel im Wert von 21,5 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert. Das entspricht einem Minus von 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Rückgang geht wesentlich auf gesunkene Exportpreise
(-5,7 Prozent) zurück. Ursächlich dafür sind die Aufwertung des Euro und das international gesunkene Preisniveau für Lebensmittel insgesamt. Mengenmäßig sind die Exporte leicht um 0,7 Prozent angestiegen.

Für die Ernährungsindustrie ist die erfolgreiche Präsenz auf den internationalen Märkten ein entscheidender strategischer Erfolgsfaktor. Die Anuga als Weltleitmesse der Branche spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Die Branche knüpft hier neue Kontakte und trifft sich mit ihren Kunden aus aller Welt. Die Chancen, die Exportquote der Ernährungsindustrie von derzeit 27 Prozent weiter zu steigern stehen gut.

Die Ernährungsindustrie ist eine von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägte Branche in Deutschland. Sie benötigt deshalb für die Fortsetzung ihrer Internationalisierungsstrategie umfassende Unterstützung der Politik. Die bereits unter der letzten Bundesregierung begonnene aktive Exportförderung über das Auslandsmesseprogramm des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Marktstudien und Kooperationsprogramme u.a. sollten deshalb konsequent ausgebaut werden. Dies ist eine klare Erwartungshaltung der Ernährungsindustrie gegenüber der neuen Bundesregierung, da sie im internationalen Umfeld auf Wettbewerber trifft, die auf massive staatliche Unterstützung zählen können.

Preissituation belastet Lebensmittelgeschäft
Große Sorge bereiten den Unternehmen der Ernährungsindustrie die aggressiven Preissenkungsrunden im Lebensmitteleinzelhandel. Acht Preissenkungsrunden seit Jahresbeginn haben dazu geführt, dass die Abgabepreise der Industrie an den Handel im August um 4,4 Prozent unter dem Vorjahresmonat lagen. Eine neunte Preissenkungsrunde wird derzeit "eingepreist". Dies schwächt die Ertrags- und Innovationskraft der Lebensmittelhersteller empfindlich.

Die Preissenkungen gehen nur teilweise auf Überangebot im Markt und gesunkene Rohstoff- und Produktionspreise zurück. Sie sind vor allem Ausdruck des Verdrängungswettbewerbs im deutschen Handel. Für den Verbraucher resultieren daraus kurzfristig günstige Preise und ein im europäischen Vergleich extrem niedriges Preisniveau, langfristig aber leiden die Sortimentsvielfalt und das Qualitätsniveau. Für die Zukunft muss die Branche selbst stärker noch als bisher auf Wertschöpfung und Wertschätzung für Lebensmittel und Getränke setzen.

Forderungen an die neue Bundesregierung
Gegenüber der neuen Bundesregierung wird die Ernährungsindustrie ihre Standpunkte in der Wirtschafts- und Verbraucherpolitik erneut deutlich machen. Priorität hat dabei die Versachlichung der verbraucherpolitischen Diskussion. Dazu gehören die klare Ablehnung der Ampelkennzeichnung und die Befürwortung einer objektiven Nährwertinformation bei Lebensmitteln. Das gemeinsame Ziel von Politik, Wirtschaft und Verbraucherverbänden muss es sein, die Verbraucher über die angebotenen Informationen besser aufzuklären und zu einer stärkeren Nutzung zu motivieren. Bereits auf mehr als 80 Prozent aller Lebensmittel sind freiwillige Angaben zur Nährwertkennzeichnung zu finden, mit steigender Tendenz. Die Notwendigkeit zu weiterer Regulierung besteht daher nicht.

Eine Absage erteilt die BVE auch den immer wieder diskutierten Verbrauchsteuern auf einzelne Lebensmittel, die den Konsum in eine bestimmte Richtung lenken sollen. Sie setzt darauf, dass eine bürgerlich-liberale Bundesregierung dem "mündigen Verbraucher" und der Freiheit unserer Wirtschaftsordnung verstärkte Bedeutung einräumen wird. Aufklären und Informieren statt Verbieten und Regulieren, muss das Credo für mehr Wirtschaftswachstum lauten!

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE) Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 200786-0, Telefax: (030) 200786-299

(mk)

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