Es war nie einfach nur Glück! / Bundesverbandstag des Schornsteinfegerhandwerks in Berlin
(Sankt Augustin) - Vom 10. bis 13. Juni 2025 fand im Estrel Congress Center (ECC) in Berlin der 141. Bundesverbandstag des Schornsteinfegerhandwerks statt. Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger aus dem ganzen Bundesgebiet sowie Gäste aus Politik, Handwerk und der Wärmebranche nahmen an der Veranstaltung teil. Auch die Glückstour, eine der größten privaten Spendenorganisationen in Deutschland, erreichte nach über 700 Kilometern auf dem Fahrrad ihr Ziel in Berlin, um Spenden für krebskranke Kinder an regionale Einrichtungen zu übergeben.
Über 7 Millionen Euro Spendengelder hat die Glückstour in den letzten 20 Jahren gesammelt und verteilt. Die Branche traf sich in Berlin zu einem Zeitpunkt, der noch unter dem Eindruck des Regierungswechsels steht. Die Aussagen im Koalitionsvertrag bleiben in bestimmten Punkten vage und noch hat sich die Bundesregierung nicht dazu geäußert, wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) geändert werden soll. Vor allem die an der Umsetzung beteiligten Handwerksbetriebe und Energieberater warten auf Signale der Politik, wohin die Reise gehen soll. „Es ist Zeit für klare Bekenntnisse“, forderte Verbandspräsident Alexis Gula. „Die Wärmewende hakt.
Unsere Erhebungen und die Verkaufszahlen der Heizungsindustrie sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache.“ Während des Bundesverbandstags in Berlin sprach das Schornsteinfegerhandwerk auch dieses Thema an. Partnerverbände, Handwerksvertreter, Hersteller und Politiker, darunter Sabine Poschmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Dr. Saskia Ludwig (CDU) sowie Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) diskutierten im Rahmen der Veranstaltung verschiedene Vorschläge sowie die Einbeziehung der Klimagewerke bei einer möglichen GEG-Novellierung.
GEG-Änderung besser gemeinsam mit dem Fachhandwerk
Welche Bedeutung das Handwerk bei der Umsetzung der Energieund Wärmewende einnimmt, hat sich bereits im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. In der Regel waren es die Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger, die vor Ort die Auswirkungen des „Heizungsgesetzes“ erläuterten: Sind Öl- und Gasheizungen jetzt verboten? Wie soll ich künftig heizen? Nicht nur der Beratungsbedarf der Bevölkerung ist hoch, auch die Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung steigen mit den Klimaschutzzielen.
Das Schornsteinfegerhandwerk erhebt für sich selbst den Anspruch, auch künftig Ansprechpartner für alle Wärmesysteme und für die Energieeffizienz von Gebäuden zu sein. „Wir arbeiten in der Praxis eng mit unseren Partnergewerken zusammen und bieten zum Beispiel künftig Effizienzprüfungen an Wärmepumpen an“, so Gula. Auch die Überprüfung und Reinigung von Lüftungsanlagen sollen in Zukunft Bestandteil des modernen Berufsprofils sein. Potenzial sieht der Bundesverband zudem im Monitoring der Energiewende.
Im Zuge seiner hoheitlichen Maßnahmen könnte das Schornsteinfegerhandwerk eine Datenaufnahme des kompletten Gebäudebestands übernehmen und den Fortschritt der Wärmewende dokumentieren. Heizungsanlagen und andere Feuerstätten wie Kaminöfen oder Warmwasserbereiter werden über die Erhebungen erfasst, Wärmepumpen, strombasierte Wärmeerzeuger oder Anschlüsse an Wärmenetze nicht.
Der Nachwuchs lernt schon Klimahandwerk
Das Schornsteinfegerhandwerk durchlebt gerade einen der größten Veränderungsprozesse in seiner Handwerksgeschichte und hat sich dazu entschieden, Qualitätsstandards neu zu setzen. Die aktuelle Änderung der Ausbildungsordnung beispielsweise sorgt dafür, dass Nachwuchskräfte zukunftsorientiert ausgebildet werden. Energieberatungen, Effizienzprüfungen und die Überprüfung von Lüftungsanlagen sind seit Mai 2025 Teil des Lehrplans und ergänzen die klassische Handwerksausbildung. Ein neues Bachelor-Studium im Fachbereich Energie bietet zusätzlich Bildungsoptionen im akademischen Bereich. Ziel ist es, den Beruf an die Anforderungen im Wärmemarkt anzupassen, in dem erneuerbare Energien und Beratungsangebote eine tragende Rolle spielen werden. Es war nie einfach nur Glück. Das Motto des Bundesverbandstags „Es war nie einfach nur Glück.“ ist gleichzeitig Titel der Imagekampagne des Schornsteinfegerhandwerks, die in diesem Jahr mit neuen Motiven fortgesetzt wird.
Glück spielt im Handwerk traditionell eine große Rolle. Schon seit dem Mittelalter gelten Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger als Glücksbringer. Das Kehren der Schornsteine verhinderte Brände, sorgte für Sicherheit und brachte damit Glück ins Haus. “Glück im Sinne von Zufall war es jedoch zu keiner Zeit“, erklärte Alexis Gula. „Es war immer schon eine Leistung unseres Handwerks und vor allem im Mittelalter harte Arbeit.“ Auch heute noch bieten die rund 7.300 Innungsbetriebe mit über 16.000 Angestellten (inklusive Auszubildende, ohne Bürokräfte) Schornsteinreinigungen an, zusätzlich dazu Überprüfungen, Messungen und eine unabhängige Beratung.
„Unser Beruf ändert sich mit dem Verlauf der Wärmewende, das steht fest. Wir bleiben also in Bewegung, möchten aber
gleichzeitig an unserer Handwerkstradition festhalten.“ Das Schornsteinfegerhandwerk verfügt über einen Organisationsgrad von weit über 90 Prozent und hat über 200.000 Kundenkontakte täglich. „Unsere starke Gemeinschaft und unsere regionale Verbundenheit sehen wir als große Stärke“, schloss Gula, selbst Schornsteinfeger in siebter Generation.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks / Zentralinnungsverband (ZIV), Nicole Stephan, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Westerwaldstr. 6, 53757 Sankt Augustin, Telefon: 02241 34070