Pressemitteilung | Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC)

EVVC und APWPT: Entscheidung der Bundesregierung zur Digitalen Dividende gefährdet Kulturwirtschaft

(Bad Homburg v.d.H.) - Nach der Entscheidung der Bundesregierung, bisher vom Rundfunk und der Kulturwirtschaft genutzte Funkfrequenzen dem Mobilfunk zur Verfügung zu stellen, fordert der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) gemeinsam mit dem APWPT - Verband der Nutzer und Hersteller drahtloser Produktionsmittel (Association of Professional Wireless Production Technologies) - den Bundesrat auf, erst nach sorgfältiger Prüfung der Auswirkungen auf die Kulturwirtschaft über die Verordnung zu entscheiden. "Die Länder müssen sicherstellen, dass erst nach der endgültigen Verlagerung der drahtlosen Produktionsmittel in einen anderen zu gleichen Bedingungen nutzbaren Frequenzbereich, der Mobilfunk die freigewordenen Frequenzen nutzen kann", so Matthias Fehr, Präsident des APWPT.
Das Bundeskabinett hat am 04. März 2009 durch eine Änderung der Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung die Voraussetzungen für eine Versorgung ländlicher Gebiete mit drahtlosem Internet über Rundfunkfrequenzen geschaffen.

Von dieser Entscheidung sind rund 700.000 Funkmikrofone und sonstige drahtlose Produktionsmittel betroffen. Sie müssen durch neue Geräte, die in einem anderen Frequenzbereich arbeiten, ersetzt werden. Dadurch entstehen Kosten in Höhe von deutlich mehr als 1 Mrd. Euro. Gegenwärtig ist nicht gesichert, wie die Neuanschaffungen finanziert werden sollen. Die überwiegende Anzahl der drahtlosen Mikrofone wird u.a. in Theatern, Universitäten, Kirchen, Konzerthäusern, Sportstätten, Messen und Konferenzräumen eingesetzt, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Da bis 2015 der Mobilfunk und die Funkmikrofone denselben Frequenzbereich nutzen, ist damit zu rechnen, dass es zukünftig zu massiven Störungen bei öffentlichen Aufführungen, Konzerten, und Sportereignissen kommt, bei denen drahtlose Produktionsmittel eingesetzt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Frequenzen zuerst in ländlichen Räumen eingesetzt werden. Bereits ein eingeschaltetes Handy reicht aus, um eine ganze Produktion oder Veranstaltung nachhaltig zu stören. "Die Nutzer und Hersteller drahtloser Produktionsmittel müssen sicher sein, dass sie bis 2015 ohne Störungen durch den Mobilfunk und drahtloses Internet produzieren und nach einem geordneten Übergang in einem adäquaten Produktionsumfeld (Ausweichfrequenzen) erfolgreich tätig werden können." fordert das APWPT-Präsidium.

Bereits jetzt sei absehbar, dass die UHF-Frequenzen nicht ausreichen, um das von der Bundesregierung in ihrer Breitbandstrategie formulierte Ziel zu erreichen, 75 Prozent der Haushalte bis zum Jahr 2014 mit Übertragungsraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde zu versorgen. "Unsere Kulturveranstaltungen dürfen nicht leichtfertig einer vermeintlichen Digitale Dividende geopfert werden" so das APWPT-Präsidium.

Der Verband für professionelle drahtlose Produktionstechnologie (Association of Professional Wireless Production Technologies, APWPT) vertritt die Interessen der Hersteller und Nutzer drahtloser Funksysteme. Er setzt sich auf nationaler und internationaler Ebene für den Erhalt der für diese Technik benötigten Frequenzen ein.

Als größter europäischer Branchenverband der Veranstaltungsindustrie unterstützt der EVVC die Anstrengungen des APWPT ausdrücklich. "Eine Rückkehr zu kabelgebundener Mikrofonie ist für die Veranstaltungsbranche des 21. Jahrhunderts undenkbar. Wir müssen alles dafür tun - schon alleine im Interesse unserer über 560 Mitgliedsbetriebe - diese Entwicklung in Bahnen zu lenken, die den Schaden für unsere Branche in erträglichen Grenzen hält," so August Moderer, Präsident EVVC und Geschäftsführer Congress Centrum Mainz.
Joachim König, Vize-Präsident und Direktor Hannover Congress Centrum ergänzt: "Der EVVC unterstützt den APWPT in jeglicher Hinsicht.
Die Politik und alle sonstigen an dieser Entscheidung Beteiligten scheinen sich die Auswirkungen auf die Veranstaltungseinrichtungen absolut nicht ausreichend vergegenwärtigt zu haben. Einmal mehr vernebelt der Blick auf lukrative Dividenden eine vernünftige Gesamtbetrachtung, und einmal mehr wird es dann am Ende zur Überraschung Aller schlussendlich der Steuerzahler nachzufinanzieren haben."

Quelle und Kontaktadresse:
Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) Pressestelle Ludwigstr. 3, 61348 Bad Homburg v.d.H. Telefon: (06172) 2796900, Telefax: (06172) 2796909

(mk)

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