Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

EZB-Leitzins im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung erhöhen

(Berlin) - Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich auf dem richtigen geldpolitischen Kurs, stellt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht fest. Die leichte Straffung der Geldpolitik zum Ende des vergangenen Jahres sei aufgrund der gestiegenen Inflationsrisiken erforderlich gewesen. Setze sich die konjunkturelle Erholung wie erwartet fort und werde das Potentialwachstum erreicht, so müsse die EZB den Leitzins weiter in Richtung seines neutralen Niveaus bewegen. Dieses dürfte bei knapp 4 Prozent liegen. Der nächste Zinsschritt sei auf der auswärtigen Sitzung des EZB-Rats in Madrid im Juni dieses Jahres zu erwarten. Die weitere Anpassung des Leitzinses an die verbesserte Wirtschaftslage sollte jedoch allmählich und im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung erfolgen. Weitere Zinsschritte sollten jeweils dann erfolgen, wenn die „harten“ Wirtschaftsdaten eine weitere Festigung der Konjunktur bestätigten. Bis Ende des Jahres rechnet der BVR damit, dass die EZB ihren Leitzins in drei Schritten auf 3,25 Prozent erhöht.

Abschied vom Niedrigzins am Kapitalmarkt

Mit dem Anziehen des Leitzinses im Euroraum, aber auch in den USA, in Japan und den übrigen Industriestaaten, sei die Niedrigzinsphase am Rentenmarkt zu einem Ende gekommen. Die vom geldpolitischen Kurswechsel ausgelöste Korrektur am Anleihemarkt werde die Renditen dauerhaft auf ein höheres Niveau hieven. Die Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen liege mit knapp 4 Prozent immer noch fast einen halben Punkt niedriger als im Durchschnitt der sieben Jahre seit der Einführung des Euro. Setze sich die moderate Erholung der Eurokonjunktur fort und komme es zu keinem spürbaren Anstieg des Verbraucherpreisindex, so dürfte die Korrektur am Anleihemarkt aber bald beendet sein. Zum Ende des Jahres dürfte die Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen bei 4,25 Prozent liegen.

Konjunkturampel im Euroraum steht auf grün

Das Wirtschaftswachstum im Euroraum dürfte sich im ersten Quartal beschleunigt haben. Im ersten Quartal rechnet der BVR mit einem Wachstum von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Jahresdurchschnitt werde das Bruttoinlandsprodukt um rund 2 Prozent und damit in etwa dem Potentialwachstum entsprechend zulegen. Während in Deutschland die Wachstumsimpulse immer noch überwiegend von der Außenwirtschaft ausgingen, sei im Euroraum die Binnennachfrage Trägerin der konjunkturellen Erholung.
Negativ auf die Konjunktur im Euroraum werde sich der erneut gestiegene Ölpreis auswirken. Allerdings werden die höheren Energiekosten die konjunkturelle Erholung nur leicht dämpfen. Verglichen mit den Ölkrisen der 70er Jahre habe die Ölabhängigkeit des Euroraums abgenommen. Dies mache Ölpreissteigerungen zusammen mit der stärker stabilitätsorientierten Ausrichtung der Wirtschaftspolitik für die Konjunktur weniger schädlich als in den 70er Jahren. Gleichzeitig erfolge die Ölpreissteigerung in einem wachstumsfreundlichen Umfeld. Das Weltwirtschaftswachstum werde in diesem Jahr mit 4 Prozent ähnlich hoch wie in 2005 liegen.

Inflation bleibt oberhalb der 2-Prozent-Marke

Aufgrund des aktuellen Anstiegs des Rohölpreises rechnet der BVR im April mit einem erneuten Anstieg der Teuerungsrate auf 2,4 Prozent. Da in den kommenden Monaten nicht mit einer nachhaltigen Entspannung am Ölmarkt zu rechnen sei, sei es äußerst unwahrscheinlich, dass die Inflation im Jahresdurchschnitt unter die 2-Prozent-Marke sinken werde. Die EZB werde damit im Jahr 2006 zum siebten Mal in Folge das Ziel der Preisstabilität – wenn auch nur knapp – verfehlen. Im Jahresdurchschnitt werde der Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex bei 2,2 Prozent liegen.

Inflationsrisiken durch kräftige Liquiditätsausweitung

Von der monetären Entwicklung gingen trotz der von der EZB eingeleiteten Zinswende weiterhin beträchtliche mittelfristige Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität aus. Unverändert expandiere die Geldmenge äußerst kräftig, das Volumen der Buchkredite sei zuletzt mit der höchsten Rate seit mehr als fünf Jahren expandiert. Verantwortlich für den Liquiditätsaufbau sei die immer noch zu expansive Ausrichtung der Geldpolitik. Mit einer zunehmenden Belebung der Wirtschaft steige die Wahrscheinlichkeit, dass die überschüssige Liquidität zur Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen verwendet werde und sich damit ihr inflatorisches Potential realisiere.

Quelle und Kontaktadresse:
BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Hauptgeschäftsstelle Pressestelle Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: (030) 20210, Telefax: (030) 20211900

(bl)

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