EZB soll Leitzins wie geplant erhöhen
(Berlin) - Die EZB sollte nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) an der von ihr in Aussicht gestellten Leitzinserhöhung Anfang September um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent festhalten. Ein Aussetzen oder ein gänzlicher Verzicht auf die Zinserhöhung sei wegen der aufwärtsgerichteten Inflationsrisiken nicht der richtige geldpolitischen Schritt, so der BVR in seinem monatlichen Konjunkturbericht. Im Anschluss an die Zinserhöhung könnte der Leitzins dann aber für längere Zeit konstant gehalten werden, sofern die monetäre Dynamik zurückgehe, sich die Wirtschaft abschwäche und die Lohnsteigerungen weiter moderat blieben.Die Auswirkungen der aktuellen Finanzmarktturbulenzen auf die reale Wirtschaft würden aller Voraussicht nach gering bleiben. Befürchtungen, es werde zu einer generellen Kreditklemme kommen, seien völlig überzogen. Allerdings solle die EZB unabhängig von der Erhöhung der Zinsen auch künftig sicherstellen, dass es zu keinen schwerwiegenden Verspannungen am Geldmarkt komme. Der Liquiditätsbedarf des Finanzsektors sollte gegebenenfalls auch über die Bereitstellung von Schnelltendern und anderer Geschäfte gedeckt werden.
Der BVR verweist darauf, dass sich die aktuelle Liquiditätsknappheit auf den Geldmarkt konzentriere und damit auf den Liquiditätshandel zwischen Banken. Eine spürbare Verknappung der Kredite an Unternehmen sei demgegenüber nicht zu befürchten, da nur wenige Kreditinstitute signifikant von den Problemen am US-amerikanischen Subprime-Markt betroffen seien. Die Fähigkeit und Bereitschaft der deutschen Banken, Kredite an Unternehmen zu vergeben, werde durch die aktuelle Liquiditätsverknappung nicht entscheidend beeinträchtigt.
In Europa halte der Aufschwung der Konjunktur an, so der BVR. Allerdings wirke sich die US-Hypothekenkrise aktuell belastend auf die Stimmung in der Wirtschaft aus. In der zweiten Hälfte dieses Jahres sei mit einer etwas stärkeren Dynamik als im zweiten Quartal zu rechnen, im Gesamtjahr dürfte die Wirtschaft des Euro-Raums real um 2,5 Prozent wachsen.
Die kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Preisentwicklung seien unverändert aufwärts gerichtet, so der BVR. Aufgrund der robusten Auslandsnachfrage und des hohen Kapazitätsauslastungsgrades sei auf der Unternehmensseite mit einem steigenden Preisdruck zu rechnen. Auch rechnet der BVR damit, dass die Dynamik bei den Löhnen im Zuge des kräftigen Beschäftigungswachstums im Euro-Raum zunehmen und die Unternehmen zur Preiserhöhungen veranlassen werde. Auf längere Sicht gingen Inflationsgefahren von der äußerst kräftigen monetären Dynamik aus. Trotz höherer Leitzinsen wachse die Geldmenge M3 immer noch viel zu dynamisch.
BVR stellt Zins-Tacho als neuen Indikator für die Geldpolitik vor
Mit dem BVR Zins-Tacho stellt der BVR in seinem Konjunkturbericht einen neu entwickelten Indikator für die Inflationsgefahren im Euro-Raum vor. Der BVR Zins-Tacho zeigt aktuell erhöhte Inflationsrisiken an und unterstreicht damit die Notwendigkeit eines Wechsels auf eine neutrale bzw. leicht kontraktive geldpolitische Gangart. Der BVR Zins-Tacho bewegt sich in der Spanne von 0 bis 100 Punkten. Im langjährigen Durchschnitt nimmt er den Wert von 50 Punkten ein. Im August hat sich der BVR Zins-Tacho leicht von 61,7 auf 61,5 Punkte verringert, nachdem er sich in den vergangenen Monaten auf hohem Niveau in der Tendenz seitwärts entwickelt hatte.
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