fairkehr-Titelthema `Masterplan Bahn´ / Weichen stellen für den Bahnverkehr der Zukunft
(Berlin) - Mangelnder Lärmschutz, verfallene Bahnhöfe und ein verkürztes Schienennetz: Während die Deutsche Bahn AG (DB AG) in Großprojekte investiert, lässt sie besonders im ländlichen Raum ihre Infrastruktur verkommen. Konkurrenz im Fernverkehr ist noch immer Mangelware, und die Bundesregierung verdeutlicht mit ihren Plänen zum Güterverkehrs-Masterplan, dass ihre Priorität auf der Straße liegt. In der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr berichtet der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) über Beschleuniger und Bremser des Wettbewerbs im Fernverkehr, die Chancen des verschobenen Bahn-Börsengangs und wie auch die DB mehr Fahrgäste gewinnen könnte.
2025 werden 70 Prozent mehr Waren in Deutschland transportiert werden als noch 2004. Da ist es für die Umwelt verheerend, dass sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag von den klimaorientierten Ansätzen des Verkehrs-Masterplans der Großen Koalition verabschiedet hat. Schwarz-Gelb möchte hingegen die Lkw-Maut nicht erhöhen, startete Testversuche mit Gigalinern und lehnt es ab, die Kosten, die Verkehr durch Lärm, Staus und Umweltverschmutzung verursacht, realistisch anzurechnen. All diese Beschlüsse sollen mit dem neuen Masterplan Güterverkehr im September verabschiedet werden. "Es weist alles darauf hin, dass Umweltaspekte beim Güterverkehr künftig keine große Rolle mehr spielen", resümiert VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann in der fairkehr.
Seit Beginn der Bahnprivatisierung 1994 wurden 20 Prozent der Gleise und 70 Prozent aller Anschlüsse stillgelegt. Alleine zwischen 2001 und 2005 hielt die DB 1,5 Milliarden Euro Staatsgeld zurück, das primär zum Flicken von Gleisen auf dem Land gedacht war. Daher ist für den VCD-Bundesvorsitzenden Michael Gehrmann die Tatsache, dass der Börsengang der DB AG vorerst auf Eis liegt, "ein großes Glück": Zwar müsse dieser kein Schreckgespenst sein, "aber das Schienennetz, die Bahnhöfe oder auch ein unternehmensunabhängiger Vertrieb müssen in öffentlicher Hand bleiben, damit die festgeschriebene Gemeinwohlaufgabe gesichert werden kann." Doch stattdessen investiert die DB in Prestigeprojekte wie Stuttgart 21, plant Wüsteneisenbahnen in Katar und will den britischen Konkurrenten Arriva übernehmen, während wichtige Vorhaben - wie der für den Güterverkehr immens wichtige Ausbau der Rheintalstrecke Karlsruhe-Basel - weiter auf sich warten lassen.
Um Innovationen für einen besseren Bahnverkehr anzuschieben, braucht es zudem einen besseren Wettbewerb auf der Schiene. Daher tritt der VCD für eine Trennung von Infrastruktur und Transport bei der Bahn ein. Als Kontrollinstanz müsste eine bundeseigene Mobilitätsagentur geschaffen werden, die auch dafür sorgt, dass im Fernverkehr ein echter Wettbewerb stattfindet. Hier fährt die DB bislang weitgehend konkurrenzlos. Dabei "existiert in Deutschland eine Nachfrageschicht, die weniger Komfort und längere Reisezeiten in Kauf nähme, wenn die Preise attraktiver wären", zeigt sich Jan Werner, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens kcw und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des VCD in der fairkehr überzeugt. Fahrgäste würden durch bessere und günstigere Verbindungen von mehr Wettbewerb in Fernverkehr profitieren.
Wie die Bahn durch eigene Verbesserungen Kunden gewinnen könnte, zeigt der VCD Bahntest 2010. So sind es in erster Linie die mangelnden Informationsmöglichkeiten, die Wahl des passenden Fahrscheins und der Fahrkartenkauf, die Menschen von einer Bahnfahrt abhielten. Doch klar wird auch: Das Angebot im deutschen Schienenverkehr ist zwar nicht zufriedenstellend, aber besser als sein Ruf.
Alle Artikel zum Titelthema `Masterplan Bahn´ sowie zum VCD-Bahntest 2010 lesen Sie in der Ausgabe 03/2010 der VCD-Mitgliederzeitschrift fairkehr, dem Magazin für Umwelt, Verkehr und Reisen. Interessierten senden wir ein Rezensionsexemplar gerne kostenfrei zu. Weitere Informationen auch unter www.fairkehr-magazin.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
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