Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) - Hauptgeschäftsstelle

Fertigbau spricht von tiefer Krise

(Bad Honnef) - Anlässlich der Jahrespressekonferenz am 14. August 2001 in Berlin erklärt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, Hans Weber:

"Das vergangene Jahr war für den Ein- und Zweifamilienhausbau in Deutschland katastrophal. Der Eigenheimbau insgesamt, bis dato die Stütze der Baubranche und der Konjunktur, verzeichnete Einbrüche bei den Baugenehmigungszahlen von mehr als 17 Prozent im Durchschnitt des Jahres 2000. Die Zahlen zu Beginn des neuen Jahres sind mit einem Minus von 21 Prozent noch dramatischer. Die Auftragslage der Unternehmen ist denkbar schlecht.

In der gesamten Baubranche sind Entlassungen, Schließung von Werken und auch Insolvenzen an der Tagesordnung. Was sich im Eigenheimbau zur Zeit abspielt, übertrifft die Situation bei Holzmann vor einigen Jahren bei weitem. Betroffen ist dabei nicht nur der reine Baubereich. Diese schlimme Entwicklung hinterlässt ebenfalls tiefe Spuren bei den vielen Zulieferbetrieben unserer Branche. Bekanntlich entstehen für jeden Arbeitsplatz im Baubereich zwei weitere Stellen in den Zulieferbetrieben. Der Abbau von Personal im klassischen Eigenheimbau potenziert sich daher entsprechend in den Zulieferbranchen.

Wirtschaftliche Entwicklung 2000:

Die wirtschaftlichen Rahmendaten unserer Branche aus dem Jahr 2000 sprechen für sich: Im letzten Jahr wurden insgesamt 179.170 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt. Dies sind in Gesamtzahlen 36.602 weniger als 1999 und entspricht einem Rückgang – wie bereits erwähnt - von 17 Prozent. Im Fertigbau sank die Anzahl der genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser auf 24.263, das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent. Der Anteil der in Fertigbauweise errichteten Häuser beträgt heute 13,5 Prozent. Das heißt, jedes siebte Haus wird in Fertigbauweise errichtet.

Die Zahl der in klassischer Holzfertigbauweise gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser betrug im letzten Jahr 12.440. Weitere 11.820 Fertighäuser sind entweder Importe, Häuser aus Stahl oder Beton oder Gebäude aus Zimmereibetrieben, die nicht direkt zur klassischen Fertigbauweise gezählt werden.

Nach wie vor besitzt der Fertigbau vor allem in den neuen Bundesländern einen hohen Stellenwert. Dort ist jedes fünfte Haus ein Fertighaus. Insgesamt allerdings ist der Osten Deutschlands von dem extremen Einbruch der Baukonjunktur in besonderer Weise betroffen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Baugenehmigungen in den neuen Ländern um 24,1 Prozent zurück. In Westdeutschland betrug das Minus dagegen 15,1 Prozent.

Bedingt durch die schlechte Konjunkturlage sank der Umsatz der BDF-Unternehmen im letzten Jahr um rund 19 Prozent auf 3,4 Mrd. DM, wobei auch die Zahl der Mitgliedsunternehmen von 41 auf 39 zurückging. Die Zahl der Beschäftigten sank entsprechend auf etwa 13.000 (1999: 15.400).

Die moderate Preispolitik der BDF-Mitgliedsunternehmen hat sich in den vergangenen Monaten nicht verändert: Die meisten Mitglieder halten an ihren Vorjahrespreisen unverändert fest, ein Teil hat die Preise sogar gesenkt.

Der Trend zum Ausbauhaus hat sich als preisgünstige Alternative weiter durchgesetzt. Im vergangenen Jahr wurde mehr als jedes vierte Fertighaus als Ausbauhaus geliefert. Laut Statistischem Bundesamt liegen die Preisspannen im unteren Hausbausegment zwischen 1.321 DM pro Quadratmeter und 1.936 DM. Bei schlüsselfertigen Häusern reicht die Preisspanne von 2.233 DM pro Quadratmeter bis 3.164 DM.

Entwicklung 2001:

Die Baugenehmigungszahlen der ersten fünf Monate bieten keinerlei Anlass zu Optimismus. Bis Mai sank die Zahl der beantragten und genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser im gesamten Baubereich um weitere 21,2 Prozent auf 63.684 Häuser. Für das Gesamtjahr rechnen unsere Unternehmen mit einem erneuten Umsatzeinbruch von zehn Prozent. Die Zahl der gebauten Häuser wird voraussichtlich um acht Prozent zurückgehen.

Der derzeitige Auftragseingang ist bei den meisten Unternehmen schlecht. Zwar reichen die derzeit vorliegenden Aufträge noch für ca. sechs Monate, doch wenn sich an der augenblicklichen Konjunkturlage nichts ändert, ist auch der weitere Abbau von Personal bis zum Ende des Jahres nicht auszuschließen. In diesem Jahr mussten bereits 28 Prozent der Belegschaft entlassen werden – wobei dies möglichst sozial verträglich umgesetzt wurde. Ein weiterer Rückgang der Beschäftigten um drei Prozent bis zum Ende dieses Jahres ist realistisch. Ein Teil der möglichen Entlassungen wird zur Zeit noch über Kurzarbeit aufgefangen. Im vergangenen Jahr mussten BDF-Mitgliedsunternehmen zum ersten Mal seit langer Zeit auf diese Möglichkeit ausweichen. In diesem Jahr hat sich leider die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Unternehmen noch verdoppelt.

Fazit:

Es ist keine Übertreibung, wenn wir heute davon sprechen, dass der Eigenheimbau eine seiner tiefsten Krisen seit dem Bestehen der Bundesrepublik bewältigen muss. Die Hauptgründe für diese schlimme Entwicklung liegen unseren Erachtens nicht zuletzt in den sich seit Jahren verschlechternden Rahmenbedingungen, die private Bauherren in Deutschland vorfinden. Dazu haben wir eine Reihe von politischen Forderungen erhoben, die sich die Politik dringend zu Herzen nehmen sollte."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) Flutgraben 2 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/93770 Telefax: 02224/937777

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