Pressemitteilung | Verband medizinischer Fachberufe e.V.

Frauenberufe im Gesundheitswesen: Chancen und Kompetenzen

(Dortmund) - Mit dem neuen Namen Verband medizinischer Fachberufe e.V. will sich der ehemalige Berufsverband der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen e.V. stärker als bisher in die Gesundheitspolitik einmischen und so die Interessen seiner Mitglieder im anstehenden Reformprozess im Gesundheitswesen aktiv vertreten. Das machten die Präsidentinnen und die 1. Vorsitzende des Verbandes in einer Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch in Berlin deutlich. „Unser Verband kann auf 43 Jahre Erfahrung verweisen und ist inzwischen als Vertreter der zweitgrößten Berufsgruppe im Gesundheitswesen sowohl bildungs- und tarifpolitisch als auch gesundheits- und sozialpolitisch bei vielen externen Partnern anerkannt“, erklärte dazu Verbandsvorsitzende Hannelore König. „So haben unsere Vertreterinnen z. B. federführend bei den Novellierungen der Ausbildungsordnungen zur Medizinischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fachangestellten mitgewirkt. Diese Kompetenz werden wir nutzen, damit unsere Berufe im künftigen Gesundheitswesen die Anerkennung erhalten, die ihnen zusteht.“ Die neuen Berufsbezeichnungen seien deshalb nur ein Grund für die Umbenennung des Verbandes gewesen, so Hannelore König weiter. „Den frischen Wind der neuen Ausbildungsordnungen wollen wir mit in unseren Verband nehmen und gerade auch die jüngeren und fortgebildeten Kolleginnen ansprechen.“ Auf die Rolle der Aus- und Fortbildungen verwies Claudia Magyar, 2. stellvertretende Präsidentin und Expertin für Bildungspolitik. „Mit den neuen Ausbildungsordnungen wurden die Berufe der Medizinischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fachangestellten an die veränderten Bedingungen in den Praxen angepasst. Gleichzeitig wurden die Verordnungen so gestaltet, dass der medizinisch-technische Fortschritt und die aktuellen Erkenntnisse von Lebens- und Gesunderhaltung unmittelbar in die laufende Ausbildung aufgenommen werden können. Damit stehen dem Gesundheitswesen sehr gut qualifizierte und vielseitig einsetzbare Fachberufe zur Verfügung.“ Allerdings scheine das nicht unbedingt bekannt zu sein. Noch allzu oft würden neue Berufe erfunden, statt das Profil der vorhandenen zu prüfen und durch Weiterbildungen attraktiver zu machen, kritisiert Claudia Magyar. Sie verweist darauf, dass es dringend nötig sei, Auf- und Durchstiegschancen zu schaffen, um die duale Berufsausbildung im Gesundheitswesen nicht in einer Sackgasse enden zu lassen. Die neue Aufstiegsfortbildung zur Betriebswirtin für Management im Gesundheitswesen sei ein erster Schritt, dem aber noch einige folgen müssten. Den Zusammenhang zwischen niedrigen Gehältern und Qualität der Leistung machte Margret Urban, 2. stellvertretende Präsidentin und Leiterin des Ressorts Tarifpolitik, deutlich. Eine Arzthelferin erhält nach zehn Jahren Berufstätigkeit bei einer Vollzeitstelle 1.600 Euro brutto. Hier seien Ärzteschaft und Politik gefragt, um das Beschäftigungspotential zu aktivieren und Anreize zu schaffen, dass diese Berufe wieder mehr von qualifizierten Bewerbern nachgefragt werden. „Die Ausbildungszahlen sind gesunken, ein Fachkräftemangel wird sich bald deutlich zeigen“, so Margret Urban. Deshalb müsse jetzt gehandelt werden. Arbeitsplätze und Entlohnung für die Beschäftigten im Gesundheitswesen müssten erweitert und angepasst werden - angepasst an die Bedürfnisse der Patienten, der Praxen und an die geleistete Arbeit.

Mit Blick auf die anstehende Gesundheitsreform forderte die Verbandspräsidentin Sabine Rothe die Politiker auf, die Arbeit der Gesundheitsberufe zu beachten und Veränderungen gemeinsam mit deren Vertretern zu erarbeiten. Die gewählte Richtung - weg von Vollkasko-Mentalität und Bürokratie - sei richtig. Aber es gelte auch, die vorhandenen Strukturen zu nutzen. „Praxisteams haben z. B. in zunehmendem Maße die gesellschaftliche Betreuung von Kranken und Schwachen übernommen. Hier ist ein großes Potenzial, das noch stärker genutzt werden sollte, hier ist die Nähe zu den Patienten, die psychosoziale Kompetenz, das ressortübergreifende Denken für eine verbesserte Schnittstellenarbeit zwischen ambulant-stationär und ambulant-ambulant. Hier sind die Ansprechpartner für proaktive Patienten.“ Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte seien dabei kein Anhängsel, sondern fester Bestandteil dieser Praxisteams mit z. T. eigenen Aufgabengebieten. Sie kennen den Patienten nicht nur von seinen medizinischen Diagnosen, sondern auch sein soziales Umfeld. So können sie im Team vorhandene familiäre und soziale Ressourcen koordinieren. Diese Faktoren tragen wesentlich zum Genesungsprozess bei und fördern die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit. Sabine Rothe: „Genau hier steckt ein Effizienzpunkt des Gesundheitswesens, der bisher kaum beachtet wurde: Die Kompetenzreserven der Mitarbeiterinnen. Bei entsprechender Aus- und Fortbildung können sie in noch viel stärkerem Maß als bisher koordinieren und den Arzt / die Ärztin von nichtmedizinischen Arbeiten entlasten. Das bedeutet aber auch eine bewusste Wahrnehmung unserer Tätigkeit und unserer Einsatzmöglichkeiten bereits bei den Honorarverhandlungen zwischen Selbstverwaltung und Krankenkassen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband medizinischer Fachberufe e.V. (BdA) Pressestelle Bissenkamp 12-16, 44135 Dortmund Telefon: (0231) 5569590, Telefax: (0231) 553559

(tr)

NEWS TEILEN: