Pressemitteilung | Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Péter Esterházy

(Frankfurt am Main) - Der Stiftungsrat Friedenspreis des Deutschen Buchhandels hat den ungarischen Schriftsteller Péter Esterházy zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 10. Oktober 2004, in der Paulskirche statt. Der Friedenspreis ist mit 15.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: “Mit Péter Esterházy ehrt der Börsenverein einen Schriftsteller, der als eine weithin vernehmbare Stimme der Nachgeborenen die Zerstörung des Menschen durch Terror und Gewalt und seine Wiederauferstehung in Trauer und Ironie gestaltet. In ‚Harmonia Cælestis’ und der zugehörigen ‚Verbesserten Ausgabe’ hat er die Last der Wahrheit auf sich genommen, die Verstrickungen und die prototypische Schuld der Menschen des geschichtsmächtigen alten Kontinents in gedächtnisfähige Bilder und Gestalten verwandelt. Sein Mut zum offenen Bekenntnis und zur poetisch-heiteren Beschreibung der Tragödie setzt der europäischen Depression einen Kontrapunkt. So hat der Jüngste der ‚Joyceianer’ nicht nur seine Heimat (Ungarn) in der Mitte Europas, sondern Europa in der Mitte der Literatur neu situiert.”

Péter Esterházy, geboren am 14.Oktober 1950 in Budapest, stammt aus einer alten aristokratischen und vermögenden Familie, die nach der Machtergreifung der Kommunisten 1948 enteignet und deportiert wurde. Esterházy studierte Mathematik an der Universität Budapest und arbeitete anschließend vier Jahre als Systemorganisator im Ministerium für Hütten- und Maschinenbauindustrie. Seit 1978 ist er freiberuflicher Schriftsteller.

Esterházy, der zu der postmodernen Generation ungarischer Literaten gezählt wird, kehrte sich bereits mit seinem ersten Buch, dem Novellenband “Fancsikó und Pinta” (1976) strikt von der Tradition des sozialistischen Realismus ab. Mit seinem vielschichtig angelegten Werk “Termelési regény” (1979) wurde Esterházy in Ungarn bekannt und von der oppositionellen Literaturkritik des Landes gefeiert. Der Prosaband “Kleine ungarische Pornographie” (1984) ist eine Sammlung von Anekdoten, Tagebuchaufzeichnungen und fragmentarischen Geschichten über Perversionen im ungarischen Alltag - vor allem im übertragenen politischen Sinn. Mit “Das Buch Hrabals” (1990) schlug Esterházy vor dem Hintergrund des politischen Umbruchs in Osteuropa neue literarische Wege ein. Breite Beachtung fand er für den als sein “Opus magnum” bezeichneten Roman “Harmonia Cælestis” (2000) über die Geschichte der Familie Esterházy. Die ungewöhnliche, aus zahllosen Episoden und Stimmungsbildern zusammengefügte Familienchronik führte in Ungarn monatelang die Bestsellerlisten an und wurde neben dem Sándor-Márai-Preis auch mit dem Ungarischen Literaturpreis ausgezeichnet. In der zwei Jahre später veröffentlichten “Verbesserten Ausgabe” setzt sich Esterházy mit der Spitzeltätigkeit seines Vaters auseinander. Esterházy ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Budapest.

Quelle und Kontaktadresse:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Großer Hirschgraben 17-21, 60311 Frankfurt Telefon: 069/1306-0, Telefax: 069/1306-201

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