Friseurbranche weiter unter Druck: Wachstum trifft auf wirtschaftliche Herausforderungen
(Köln) - Schönheit hat Konjunktur. In sozialen Medien, in der Werbung, im Alltag – gepflegtes Aussehen und individuelle Stilexpression sind gefragter denn je. Doch während die Nachfrage nach Schönheitsdienstleistungen wächst, kämpft das Friseurhandwerk mit massiven Herausforderungen: Nachwuchsmangel, steigende Betriebskosten, ein sich wandelndes Konsumverhalten und der Wettbewerbsnachteil durch unfaire Bedingungen setzen viele Salons unter Druck. Dabei ist das Friseurhandwerk weit mehr als nur ein Dienstleistungsberuf – es ist Ausdruck von Kreativität, Handwerkstradition und sozialem Miteinander.
Wie schon im Vorjahr konnte die Friseurbranche ihr gutes Umsatzniveau auch 2023 beibehalten. Demnach haben die 52.989 umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen 2023 ein Plus von 5,9 Prozent bei den steuerpflichtigen Umsätzen erwirtschaftet: Rund 7,5 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist vor allem auf inflationsbedingte Preissteigerungen zurückzuführen. Zudem trug die vollständige Normalisierung des Geschäftsbetriebs nach den pandemiebedingten Einschränkungen der Vorjahre wesentlich zur positiven Entwicklung bei.
Trotz des Umsatzwachstums bleibt die wirtschaftliche Lage vieler Friseurbetriebe angespannt, da steigende Kosten und Wettbewerbsdruck die Branche weiterhin stark belasten. In Kombination mit der verminderten Besuchshäufigkeit in den Salons zwingt dies viele Betriebe zu Preisanpassungen. Damenhaarschnitte verteuerten sich im Jahresdurchschnitt 2024 um 4 Prozent, Herrenhaarschnitte ebenfalls um 4 Prozent, und Kinderschnitte um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt das Preisniveau im Friseurhandwerk über der allgemeinen Inflationsrate in Deutschland von 2,2 Prozent. Zusätzlich wirkt sich die anhaltend hohe Nachfrage nach individuellen und qualitativ hochwertigen Friseurdienstleistungen auf das Preisniveau aus, denn Verbraucherinnen und Verbraucher setzen weiterhin auf die Expertise der rund 225.000 Schönheitsexpertinnen und -experten in Deutschland.
Ausbildungssektor
Seit über zehn Jahren steigt erstmals die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Friseurhandwerk. 2024 verzeichnet die Branche 13.889 (+2,8 %) Auszubildende. Der Mangel an Nachwuchskräften stellt trotz allem nach wie vor eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft der Friseurbranche dar. Obwohl viele Berufseinsteigerinnen und -einsteiger Interesse am Friseurhandwerk zeigen, ist es essenziell, das Berufsbild stetig weiterzuentwickeln und um moderne Karrierewege zu ergänzen. Nur so lässt sich langfristig neues Personal für die Branche begeistern. Positiv zu bewerten ist, dass der der Anteil der männlichen Auszubildenden im Friseurhandwerk mit einem Zuwachs von 14,5 Prozent (2.531 Neuverträge) im Vergleich zum Vorjahr und einem Gesamtanteil von 36,4 Prozent weiterhin steigend ist. Auf der Rangliste der ausbildungsstärksten Berufe gewinnt das Friseurhandwerk laut Erhebungen des BIBB zwei Plätze und landet nun auf Rang 20. Unter den weiblichen Auszubildenden zählt der Friseurberuf unverändert auf Platz 9 nach wie vor zu den TOP 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe.
Ausblick
Das Friseurhandwerk steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Die anhaltende wirtschaftliche Zurückhaltung wirkt sich spürbar auf das Konsumverhalten aus – viele Kundinnen und Kunden verzichten auf häufige oder kostenintensive Salonbesuche. Dies führt zu geringerer Auslastung und sinkenden Umsätzen in zahlreichen Betrieben. Gleichzeitig belasten steigende Betriebskosten und der zunehmende Personalmangel den Arbeitsalltag. Eine spürbare Entlastung ist kurzfristig kaum in Sicht. Erst mit einer nachhaltigen Erholung der Gesamtwirtschaft könnte auch das Friseurhandwerk neue Impulse und Stabilität erfahren. Bis dahin bleibt die Branche gefordert, flexibel zu reagieren und wirtschaftlich umsichtig zu agieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks, Bele Graniger, Pressereferent(in), Tel-Aviv-Str. 3, 50676 Köln, Telefon: 0221 9730370