Pressemitteilung | Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) - Hauptgeschäftsstelle

Führende Sportpolitiker haben Bundestagswahlkreise direkt gewonnen / DSB-Präsident: „Wir erwarten Kontinuität in der Sportpolitik“

(Frankfurt am Main) - Die führenden Sportpolitiker des Deutschen Bundestages haben ihre Wahlkreise direkt gewonnen. Noch offen ist, wie sich der Sportausschuss des Parlaments in der neuen Legislaturperiode im Detail zusammensetzen wird. Politische Kreise in Berlin gehen davon aus, dass die Fraktionen der etablierten Parteien keine Änderungen bei ihren sportpolitischen Sprechern und Sprecherinnen vornehmen werden. Einzelheiten wird es frühestens Ende Oktober geben, nachdem sich der 16. Deutsche Bundestag konstituiert hat und die Regierungsbildung abgeschlossen ist.

Sportausschuss-Vorsitzender Peter Rauen (CDU), seit 2002 im Amt, holte sich erneut den Wahlkreis 205 (Bitburg) mit 48,4 Prozent der Erststimmen. Sein Stellvertreter Dr. Peter Danckert sicherte sich für die SPD im Wahlkreis 62 (Dahme-Spreewald – Teltow-Fläming III – Oberspreewald-Lausitz I) mit 42,8 Prozent der Erststimmen wiederum das Direktmandat. Ob das Duo, das als freundschaftlich-partnerschaftliches Gespann dem Ausschuss vorstand, weiterhin das Gremium leiten wird, steht erst dann fest, wenn die Regularien der Koalitionsbildung geklärt sind. Wie schon in der Vergangenheit werden die großen Fraktionen im Zugriffswege den Vorsitz in den parlamentarischen Gremien erhalten. Gut möglich ist, dass die CDU wieder den Sportausschuss zugesprochen bekommt.

Klaus Riegert, seit 1994 sportpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, hat erwartungsgemäß den Wahlkreis Göppingen ebenfalls direkt gewonnen und mit 48,3 Prozent einen Zuwachs bei den Erststimmen verbuchen können. Eberhard Gienger, der zum zweiten Mal im Wahlkreis Neckar-Zarb antrat, war mit 46,4 Prozent erfolgreich. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Bernd Heynemann (Magdeburg), ebenfalls einer der Aktivposten im Sportausschuss, rückte erneut über die Landesliste Sachsen-Anhalt in den Deutschen Bundestag ein. Peter Letzgus aus Burg trat nicht wieder an, und die CSU-Abgeordnete Gerlinde Kaupa hatte sich parteiintern auf dem Weg für eine erneute Kandidatur um ein Direktmandat nicht durchsetzen können. Der zweimalige Olympiasieger und sechsfache Weltmeister Jens Lehmann, der nach Beendigung seiner erfolgreichen Radsportkarriere das erste Mal für die Union auf Bundesebene in Sachsen antrat, scheiterte im Wahlkreis Leipzig-Nord und kann trotz guter Position auf der Landesliste nicht in den Deutschen Bundestag einziehen.

Bei der SPD setzte sich die sportpolitische Sprecherin und DLV-Vizepräsidentin Dagmar Freitag in ihrem Wahlkreis 151 (Märkischer Kreis II) ebenfalls direkt durch: Mit 47,5 Prozent der Stimmen lag die

Iserlohnerin gegenüber dem CDU-Kandidaten deutlich vorn. Ihr Stellvertreter im Amt des Sportsprechers, Axel Schäfer aus Bochum, war erwartungsgemäß mit 55,7 Prozent der Erststimmen klar in Front und erzielte damit das beste Resultat aller Ausschussmitglieder der 15. Wahlperiode. Bei den Sozialdemokraten wird es den größten Wechsel im Sportausschuss geben: So schied der Ostsport-Experte Götz-Peter Lohmann aus, der auch im Gesundheitsausschuss tätig war. Er verlor das Direktmandat in Neubrandenburg und kann über die Liste nicht ins Parlament kommen. Neu in der SPD-Bundestagsfraktion ist der ehemalige brandenburgische Schul- und Sportminister Steffen Reiche, der für Cottbus-Spree Neiße mit 37,6 Prozent bei den Erststimmen erfolgreich war. Reiche hatte vor der Wahl angekündigt, er interessiere sich für einen Sitz im Sportausschuss. Ein weiterer möglicher Sportausschuss-Kandidat der SPD wäre Rolf Hempelmann, der Präsident des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiß Essen ist und seinen Wahlkreis zum vierten Mal direkt holte. Das von ihm erzielte Traumresultat: 58,4 Prozent.

Erneut im Deutschen Bundestag ist der Sportsprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Detlef Parr, der auch Gesundheitsexperte seiner Fraktion ist. Platz zehn der Landesliste für Nordrhein-Westfalen war für den Realschullehrer und ehemaligen Sportstudenten aus Ratingen eine sichere Bank. Da 15 neue Mitglieder in die liberale Fraktion eingezogen sind, steht noch offen, ob Parr weiterhin im Sportausschuss tätig sein wird. Winfried Hermann von Bündnis 90/Die Grünen ist ebenfalls erneut ins Parlament über die Landesliste Baden-Württemberg gekommen, auf der er an Position 6 platziert war. Es dürfte klar sein, dass Hermann weiterhin als Sportpolitiker tätig sein wird, weil er über Koalitionsabsprachen hinaus mit Initiativen für den Sport hervortrat. Für die Linkspartei hat es der ehemalige Paralympics-Sieger Detlef Eckert, der über die Landesliste Sachsen-Anhalt in den Deutschen Bundestag einziehen wollte und sozusagen für den Sportausschuss gesetzt war, nicht geschafft. Noch offen ist, wer von der neuen Fraktion für den Sportausschuss nominiert wird.

„Wir erwarten, dass es in der Sportpolitik des Bundes eine Kontinuität gibt“, erklärte DSB-Präsident Manfred von Richthofen zum Wahlergebnis. „In der letzten Legislaturperiode hat sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestages in einer Breite mit dem Sport beschäftigt wie noch nie zuvor. Es zeigte sich, dass die vor drei Jahren neu eingerückten Experten den Ausschuss aufgewertet haben.“ Der DSB werde sich, so von Richthofen weiter, nach Abschluss der Regierungsbildung und mit Beginn der parlamentarischen Arbeit „stark einbringen“, damit die gesellschaftliche Bedeutung des Sports in allen seinen Facetten auch weiterhin in die politische Arbeit einfließe.

Für die CDU/CSU erklärte Klaus Riegert kurz nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse, er sehe in den bevorstehenden parlamentarischen Konsensbildungen keinen Anlass, dass der Sport Federn lassen müsse. „In der Sportpolitik gibt es bis auf ganz wenige Themen zwischen allen demokratischen Parteien einen Konsens“, sagte Riegert, der erneut für die Funktion des Sportsprechers seiner Partei kandidieren will. „Der Sport wird also bei Koalitionsverhandlungen kein Problemfall werden. Er wird bei jeglicher Konstellation Sieger sein.“

Winfried Hermann meinte, seine Fraktion wolle sich – in welcher parlamentarischen Konstellation auch immer – für die Fortsetzung einer modernen, ökologisch orientierten Sportpolitik einsetzen. Einer der Schwerpunkte in der kommenden Legislaturperiode sollte eine „Offensive im Sportstättenbau“ sein. Dazu gehöre auch, dass neue Finanzierungsmodelle gefunden werden müssten. So könnte auch der vom DSB-Präsidium geforderte „Goldene Plan 3“ auf die bundespolitische Agenda kommen, der eine Einbeziehung von Anlagen im Westen Deutschlands in das Sportsonder-Förderprogramm des Bundes fordert.

Der SPD-Abgeordnete Peter Danckert hatte Ende Juni die Neuausrichtung des „Goldenen Planes Ost“ gefordert und war damit im Sport auf breite Zustimmung gestoßen. Die SPD hatte die „Ausweitung auf ganz Deutschland“ in ihren sportpolitischen Wahlkampf einbezogen und dies in einem Faltblatt der Fraktion („Bei uns ist der Sport in guten Händen!“) deutlich gemacht.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Sportbund (DSB) Manuela Oys Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 069/67000, Telefax: 069/674906

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