Gesundheitsreform 2000: Budgetierung kein Allheilmittel - Vorsorgungsengpässe und neue Konflikte vorprogrammiert
(Köln) - Die zum 1. Januar in Kraft getretene "Gesundheitsreform 2000" wird sich nach Auffassung der Kassenzahnärzte sehr schnell als unwirksames, jedoch mit zahlreichen bürokratischen und verwaltungstechnischen Vorschriften überfrachtetes Gesetz herausstellen.
Wiederum habe der Gesetzgeber nur an den Symptomen herumkuriert. Der Gesetzgeber habe nicht den politischen Mut aufgebracht, sich mit den Gesundheitsberufen an einen Tisch zu setzen, um in Ruhe über eine konsensfähige Reform zu beraten. Stattdessen verlasse sich die Regierung auf die Fortsetzung der Budgetierung, ohne der Bevölkerung über die Konsequenzen reinen Wein einzuschenken, sagte der Stellv. Vorsitzende der KZBV, Dr. Peter Kuttruff. Aufgrund der seit Jahren anhaltenden restriktiven Maßnahmen und der verschärften Situation in 1999 werde es für die Zahnärzte immer schwieriger, einen hohen Versorgungsstandard aufrecht zu erhalten.
Patienten müssten sich darauf einstellen, dass der bisherige zahnmedizinische Standard nicht mehr gehalten werden könne. Dr. Kuttruff: "Das Budgetjahr 2000 beginnt mit den Altlasten des Vorjahres. Die Folgen der Budgetüberschreitungen bei Zahnerhaltungsmaßnahmen im abgelaufenen Jahr bekommen die Zahnärzte jetzt durch weitere Geldkürzungen zu spüren. Denn es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Krankenkassen in der Budgetfrage flexibel verhalten. Außerdem, wir Zahnärzte haben seit Jahren Nullrunden bei der Vergütung hinnehmen müssen. Die Grenzen des Budgets 2000 werden schneller als im Vorjahr neue Konflikte provozieren. Auf diese verschärfte Ausgangssituation müssen sich Zahnärzte und Patienten einstellen".
Dr. Kuttruff befürchtet, dass nicht nur bei zahnerhaltenden Maßnahmen sondern auch beim Zahnersatz Versorgungsprobleme auftreten werden. Eine Umkehr der zuletzt rapide zurückgegangenen Nachfrage nach Zahnersatz habe sich schon in den letzten Monaten des abgelaufenen Jahres gezeigt. "Wenn jetzt alle Patienten, die eine Zahnersatzversorgung aufgeschoben haben, in die Praxen kommen, reicht das zur Verfügung gestellte Geld hinten und vorne nicht", sagte der Stellv. Vorsitzende der KZBV.
Für die Zahnärzteschaft komme diese Entwicklung nicht überraschend. Jede Budgetregelung müsse zwangsläufig zur Rationierung von Leistungen führen. "Ohne Leistungseinschränkung geht es nicht", sagte Kuttruff. Auf der Strecke bleibe die Wahlmöglichkeit des Patienten. Aufwendige Behandlungen stünden nicht mehr zur Verfügung: "Mittelmaß ist jetzt gefragt. Moderne Zahnheilkunde hat kaum noch eine Chance", so Kuttruff. Das könne nicht die Zukunft der Zahnmedizin und zahnärztlichen Versorgung in Deutschland sein.
Deswegen fordert die Zahnärzteschaft von der Politik, sich mit den Gesundheitsberufen an einen Tisch zu setzen. Das Ziel müsse ein Reformkonzept sein, das den engen finanziellen Ressourcen der Gesetzlichen Krankenversicherung genauso Rechnung trage wie der Fortentwicklung der Medizin und Zahnmedizin und dem Recht der Patienten, diesen Fortschritt auch in Anspruch zu nehmen. Allerdings müsse auch klar sein, dass nicht mehr alle medizinischen und zahnmedizinischen Leistungen von der Solidarkasse bezahlt werden könnten. Ein tragfähiges Reformkonzept setze daher bei der Frage an, welche Leistungen von der Gesetzlichen Krankenversicherung voll bzw. teilweise bezahlt werden könnten und welche Leistungen vom einzelnen zu tragen seien. Die Zahnärzteschaft biete mit ihrem Konzept der Vertrags- und Wahlleistungen einen Reformeinstieg an, über den diskutiert werden sollte.
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