Getreideernte hat begonnen / Ertragserwartungen unter Vorjahreswerten
(Mainz) - Anlässlich der Erntepressekonferenz des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V. berichtete BWV-Präsident Norbert Schindler über den bisherigen Verlauf der diesjährigen Getreideernte. Insgesamt erwartet Schindler aufgrund der Trockenheit im Frühsommer deutlich geringere Ernteerträge als im Vorjahr.
Ein Großteil der Winter- und ein Teil der Sommergerste sei in Rheinhessen und der Vorderpfalz bereits abgeerntet. In der Westpfalz stünden die Mähdrescher in den Startlöchern. Die Erträge würden wegen der Trockenheit in den vergangenen Wochen jedoch mindestens rund 10 - 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, so der Präsident. Auf traditionell trockeneren Standorten seien darüber hinaus gehende Einbußen vorhanden.
Mit dem Ernteverlauf zeigte sich Schindler bisher zufrieden. Das bisher geerntete Getreide konnte trocken eingebracht werden, so der Präsident. Die Qualitäten seien bisher ebenfalls zufrieden stellend.
Auch mit der Rapsernte wurde bereits begonnen. Auch hier gebe es jetzt schon sichtbare Ertragseinbußen aufgrund der vorausgegangenen Trockenheit in den letzten Wochen.
Die Weizenernte steht in vielen Regionen ebenfalls bevor. Auch rechnet BWV-Präsident Norbert Schindler wegen der geringen Niederschläge im Frühsommer mit deutlich geringeren Ernteerträgen als im Vorjahr. Erstmals wurde in diesem Jahr auch Non-Food- Weizen, also Weizen als Rohstoff für die Bioethanolproduktion, angebaut.
Unzufrieden zeigte sich der BWV-Präsident über die aktuelle Preissituation am Getreide- und Ölsaatenmarkt.
Für Braugerste hätten die Mälzereien in diesem Jahr nur in geringem Umfang Kontrakte zu unbefriedigenden Preisen von rund 11 - 11,50 Euro je Dezitonne (100 kg) angeboten.
Dies habe dazu geführt, dass der Braugerstenanbau in Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vorjahr um rund 4.400 Hektar reduziert wurde. Insgesamt werden in Rheinland-Pfalz rund 66.000 Hektar Braugerste angebaut.
Bei den Frühkartoffeln habe es in diesem Jahr eine absolute Preismisere gegeben. In den Kühlhäusern der Häfen lagerten zu Beginn der Saison noch große Mengen aus den frühen Liefergebieten, die lange Wege aus Spanien oder Nordafrika zurückgelegt hätten und bereits seit Monaten dort lagerten. Ein großer Teil dieser Partien wies durch die lange Lagerung bereits Qualitätsmängel und damit geschmackliche Defizite auf, so Schindler. Da diese Ware zu Dumpingpreisen angeboten wurde, konnten die heimischen Kartoffeln nur in geringen Mengen abgesetzt werden. Deshalb hätten die täglichen Absatzmengen der pfälzischen Kartoffelerzeuger nur rund ein Viertel von der Menge betragen, die zur gleichen Zeit in den vorangegangenen Jahren verkauft wurden.
Auch die Preise für Raps seien weit unter dem Vorjahresniveau angekommen, so der BWV-Präsident. Trotz einer erhöhten Rapsnachfrage für erneuerbare Energien sei am Rapspreis bisher keine Verbesserung zu spüren gewesen, so Schindler. Das Gegenteil sei eingetreten. Die Erzeugerpreise für Raps hätten sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert.
Die Landwirte müssten bereits durch die im Jahr 2005 umgesetzte GAP-Reform Einbußen hinnehmen. Es sei daher endlich an der Zeit, dass die Erzeugerpreise steigen. Kein Landwirt könne für Erlöse unterhalb der Einstandspreise produzieren, so Schindler. Er appellierte daher auch an den Erfassungshandel, die ökonomische Situation der Landwirte bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen. Zumal es bereits absehbar sei, dass es in einigen EU-Staaten, wie z. B. Spanien in diesem Jahr eine Dürre und damit drastische Ertragseinbußen geben werde. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setze sich ohnehin unaufhaltsam fort. Im Jahr 1979 gab es in Rheinland-Pfalz noch 74.792 landwirtschaftliche Betriebe. Bis zum Jahr 2004 ging die Zahl der Betriebe auf 27.900 Landwirte zurück.
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