Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Gewerkschaften setzen sich mit härterer Gangart durch

(Köln) - Die Tarifkonflikte im ersten Halbjahr 2018 verliefen weniger kooperativ als im Vorjahr, belegt eine Zwischenbilanz des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). In der Metall- und Elektroindustrie war die Lohnrunde so konfliktreich wie seit anderthalb Jahrzehnten nicht mehr, endete aber mit einem innovativen Abschluss bei der Arbeitszeit.

Das IW hat insgesamt 15 Tarifverhandlungen von Januar bis Juni 2018 ausgewertet. Gleich mehrere große Tarifrunden wie in der Metall- und Elektroindustrie, im Öffentlichen Dienst und im Baugewerbe waren von heftigen Streiks begleitet, reguläre Verhandlungen drohten sogar zu scheitern. Vor allem die Metaller kämpften mit harten Bandagen. Nach fünf gescheiterten Verhandlungsrunden und erstmaligen Tagesstreiks, die die Arbeitgeber mit einer Klage beantworteten, einigten sich beide Seiten gütlich auf einen innovativen Abschluss: Die IG Metall setzte eine "kurze Vollzeit" durch, die es Arbeitnehmern mit einer vollen Stelle ermöglicht, ihre Wochenarbeitszeit zeitweise zu reduzieren. Im Gegenzug bekommen Betriebe mehr Möglichkeiten, längere Wochenarbeitszeiten als die tariflichen 35 Stunden zu vereinbaren.

Entsprechend fällt die Metall-Tarifrunde mit 35 Punkten bei der Konfliktintensität sie misst alle Eskalationsstufen, angefangen von der Tarifverhandlung bis hin zum Streik stark ins Gewicht. Mit der höchsten Eskalationsstufe 5 war sie zudem die härteste seit 2003, als die Metaller erfolglos für die 35 Stunden-Woche in Ostdeutschland streikten. Neben der Tarifauseinandersetzung im Öffentlichen Dienst mit 16 Punkten rückt auch die Lohnrunde für die Beschäftigten der Deutschen Telekom mit 14 Punkten in der Konfliktbilanz weit nach oben, gefolgt vom noch laufenden Konflikt zwischen der Pilotenvereinigung Cockpit und der Fluggesellschaft Ryanair mit bisher 12 Punkten.

Zur Jahresmitte liegt die durchschnittliche Konfliktintensität mit 6,7 Punkten deutlich über dem Gesamtergebnis des Vorjahres mit nur 3,5 Punkten. Aus Sicht der Gewerkschaften hat sich das bezahlt gemacht: Die Tarifverdienste sind bis Juni 2018 um durchschnittlich 2,7 Prozent gestiegen, im Vorjahr waren es nur 2,1 Prozent. Auch für die zweite Jahreshälfte gibt IW-Tarifforscher Hagen Lesch keine Entwarnung: "Vor allem in der Druckindustrie und bei Ryanair drohen harte Auseinandersetzungen." Spannend werden auch die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn: "Zwischen den rivalisierenden Gewerkschaften GDL und EVG deutet sich weiterhin keine Kooperation an", sagt Lesch.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Pressestelle Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Telefon: (0221) 4981-0, Fax: (0221) 4981-533

(ta)

NEWS TEILEN: