Glasfaserverband warnt vor Euphorie und fordert politische Entschlossenheit
(Berlin) – Zum wichtigsten Kongress der Telekommunikationsbranche hatte der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) gestern mehr als 750 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu Gast. Auf der Jahrestagung 2025 im Berliner Estrel wurde über Stand und Ausblick des Glasfaserausbaus diskutiert.
BREKO-Präsident Norbert Westfal hob die Anstrengungen der Branche hervor, warnte mit Blick auf den weiteren Glasfaserausbau in Deutschland aber auch vor Euphorie: „Trotz herausfordernder Bedingungen haben immer mehr Haushalte und Unternehmen die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu buchen. Auf keinen Fall darf aber der Eindruck entstehen, dass der weitere Ausbau ein Selbstläufer ist: Der aktuelle Zuwachs an Glasfaser beruht auf Ausbauentscheidungen der Unternehmen der letzten zwei bis vier Jahre. Seit dem Hochlauf des Glasfaserausbaus in Deutschland gab es viel zu wenig politische Unterstützung und keine Maßnahmen, die für Investitions- und Planungssicherheit gesorgt haben. Damit es in hohem Tempo weitergeht und die Unternehmen weitere notwendige Milliardeninvestitionen tätigen, braucht es jetzt ein entschiedenes Handeln von Politik und Regulierung. Aber auch wir als Branche sind gefordert: Glasfaser ist heute kein Luxus mehr, sondern erschwinglicher Standard für schnelles und stabiles Internet. Davon müssen wir die Kundinnen und Kunden noch stärker überzeugen.”
Westfal lobte zudem den Handlungswillen der neuen schwarz-roten Regierung: „Wir haben den Eindruck, dass Digitalminister Karsten Wildberger und sein Ministerium verstanden haben, dass sie Investitionsanreize setzen und für Planungssicherheit sorgen müssen. Dafür spricht das Eckpunktepapier des Ministeriums zum Übergang von Kupfer auf Glasfaser.”
Upgrade von Kupfer auf Glasfaser: Bundesnetzagentur muss ihre Hausaufgaben machen
BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers nahm den Faden auf und formulierte konkrete Forderungen: „Das Upgrade von DSL auf Glasfaser ist ein wichtiger volkswirtschaftlicher Hebel für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Das Eckpunktepapier ist ein guter Auftakt – jetzt braucht es Tempo, Klarheit und konkrete Maßnahmen. Die Bundesregierung muss einen Zeitplan für die nächsten Schritte vorlegen, schnell die gesetzlichen Grundlagen schaffen und sich in Brüssel im Rahmen des Digital Networks Act klar positionieren. Von der Bundesnetzagentur erwarten wir, dass sie ihre Hausaufgaben macht und Anfang des Jahres einen Entwurf für ein Regulierungskonzept vorlegt, das bis zum Sommer steht.
Mit Blick auf die anstehende Novelle des Telekommunikationsgesetzes forderte Albers: „Beim geplanten Recht auf einen Glasfaser-Vollausbau in Mehrfamilienhäusern muss sichergestellt werden, dass das Überbau-Problem nicht von der Straße in die Gebäude verlängert wird und kooperative Ansätze zwischen Wohnungseigentümern und TK-Unternehmen Vorrang haben. Der Vorschlag des Ministeriums, bei der Glasfaser-Gebäudeverkabelung Mitnutzungsansprüche zu regulierten Entgelten einzuführen, würde zu einem massiven Investitionsrisiko führen und muss schnell vom Tisch. Es muss gelten: Nur, was den Ausbau beschleunigt, Investitionen fördert und fairen Wettbewerb sicherstellt, darf als Regelung ins Gesetz.”
Exklusive Mobilfunk-Zuteilung von 6-GhHz-Frequenzband würde Europa digital zurückwerfen
Präsident Westfal nannte abschließend noch einen kritischen, hochaktuellen Punkt: „Dass die Bundesregierung sich dafür ausspricht, das obere 6-GHz-Frequenzband exklusiv für den Mobilfunk zu reservieren, halten wir für eine fatale Fehleinschätzung. So bliebe das volle Potenzial moderner Glasfasernetze ungenutzt, während eine Reservierung der Frequenzen für die Mobilfunkkonzerne kaum Nutzen bringen würde. Es wäre eine grobe Fehlentscheidung und ein Rückschlag für den Digitalstandort Europa. Auf europäischer Ebene darf die deutsche Position deshalb keine Mehrheit finden. Stattdessen sollte die Radio Spectrum Policy Group der Europäischen Kommission am morgigen Mittwoch empfehlen, mindestens 320 MHz im oberen 6-GHz-Band für die lizenzfreie WLAN-Nutzung freizuhalten.“
Digitalministerium übernimmt Schirmherrschaft für „nextgen”
Eines der Highlights der Jahrestagung 2025 war die Bekanntgabe der Schirmherrschaft des Digitalministeriums von „nextgen”, dem jungen Netzwerk der Telekommunikationsbranche. „Mit der Schirmherrschaft für das Nachwuchs-Netzwerk ,nextgen' senden wir ein klares Signal: Diese Branche und ihre jungen Kollegen und Kolleginnen sind uns wichtig. Die Telekommunikationsbranche entwickelt und baut die digitalen Infrastrukturen der Zukunft – und dafür braucht es junge Talente. Sie sorgen dafür, dass Innovation nicht nur gedacht, sondern erlebt wird”, teilte Bundesdigitalminister Karsten Wildberger mit.
Das Netzwerk wurde 2024 gegründet und bringt aktuell mehr als 300 Nachwuchskräfte aus 200 Unternehmen der Telekommunikationsbranche zusammen. Im Rahmen von regelmäßigen Formaten und Treffen tauschen sich die Mitglieder über aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen aus. „Mit der Übernahme der Schirmherrschaft durch das Digitalministerium wird das Netzwerk nochmal deutlich aufgewertet. Wir freuen uns, dass Karsten Wildberger die Bedeutung der Förderung junger Fachkräfte für die Zukunft der Branche erkannt hat”, so Alicia Höfer und Lisia Mix-Bieber vom BREKO, die Initiatorinnen des Projekts.
Neue E-Learning-Plattform für die Telekommunikationsbranche
Zusätzlich wurde auf der Jahrestagung ein neues E-Learning-Angebot für die Telekommunikationsbranche vorgestellt. Den Auftakt dafür macht in der Vorweihnachtszeit die „BREKO Adventsreise“, ein digitaler Adventskalender, der täglich interaktive Lerninhalte und ein Quiz bietet. Das Format ist Ergebnis der Kooperation von BREKO und WTT CampusONE, einer der führenden E-Learning-Anbieter für die Versorgungswirtschaft. Ziel der Partnerschaft ist die Entwicklung einer mehrteiligen E-Learning-Reihe, die praxisnahes Grundlagenwissen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Telekommunikationsunternehmen vermittelt – von den technischen und regulatorischen Grundlagen bis hin zu aktuellen Branchentrends.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) - Hauptstadtbüro, Lorenz Vossen, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Invalidenstr. 91, 10115 Berlin, Telefon: 030 58580-410
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