Gute Beispiele kommunaler Arbeitsintegration / Überregionale Vermittlung kein Problem - der Landkreis St. Wendel macht es vor
(Berlin) - Eigentlich spielt die überregionale Vermittlung von Langzeitarbeitslosen eine relativ kleine Rolle, da die meisten Bezieher von Arbeitslosengeld II aufgrund von eingeschränkter Mobilität oder Vermittlungshemmnissen nur regional einsetzbar sind. Dennoch gibt es sie, die mobilen Kunden im SGB II: Studenten an der Schwelle ins Berufsleben, Arbeitslosengeld II-Bezieher mit Aufstockungsanspruch und andere mehr. Auch für diese Menschen können Optionskommunen wie der saarländische Landkreis St. Wendel erfolgreich eine überregionale Vermittlung organisieren. Die Zahlen des Landkreises belegen das: In den Jahren 2006 bis 2008 erfolgten über 40 Prozent der Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder Ausbildung auf Arbeitplätze außerhalb des Kreisgebiets.
Landrat Udo Recktenwald erklärt die Hintergründe: "Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist ein schlagkräftiges Arbeitgeberteam, das sich innerhalb der kommunalen Arbeitsförderung um die bewerberorientierte Vermittlung der Langzeitarbeitslosen kümmert. Intensive Kontakte zur örtlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zu Verbänden und Kammern bilden die Basis. Hinzu kommen viele bilaterale Verbindungen, die die einzelnen Arbeitsvermittler mit Unternehmen auch jenseits der Kreisgrenze aufbauen und pflegen. Viele Betriebe sehen den Arbeitgeberservice der Optionskommune als sinnvolle Ergänzung zu anderen Möglichkeiten der Bewerbergewinnung an."
Neben diesem "Klinkenputzen" der Arbeitsvermittler und ihrer Recherchearbeit mit Telefon und Internet runden verschiedene Einzelangebote das Leistungsspektrum der überregionalen Vermittlung ab: Für Vermittlungen im EU-Ausland z.B. wird auf das "EU-Programm für lebenslanges Lernen - Leonardo da Vinci" zurückgegriffen. Zudem hat der Landkreis St. Wendel kürzlich den ersten Durchgang einer zwölfwöchigen Trainingsmaßnahme in Frankreich abgeschlossen. Mittels intensiver Sprachkurse und Betriebspraktika konnten die Teilnehmer ihr Bewerberprofil um ein Alleinstellungsmerkmal ergänzen und haben teilweise auch schon einen Arbeitsplatz gefunden. Die Optionskommune schlägt den Betrieben nur solche Bewerber vor, von denen sich die Arbeitsvermittler selbst ein eigenes Bild gemacht haben. Der daraus folgende offene Umgang mit dem Betrieb, bei dem Stärken und Schwächen der Bewerber gleichermaßen thematisiert werden, erhöht die Passgenauigkeit der Vermittlung und führt zu einer höheren Zufriedenheit der Unternehmen.
Landrat Recktenwald rückte das Bild um die überregionale Vermittlung gerade: "Der saarländische Arbeitslose, der auf eine Stelle nach Flensburg vermittelt werden soll, wird oft als Argument dafür herangezogen, dass nur eine zentral organisierte Arbeitsverwaltung in der Lage ist, gut zu vermitteln. Tatsächlich ist aber die Bedeutung überregionaler Vermittlung gering." Die Gründe hierfür seien vielschichtig: Beispielsweise führten der relativ hohe Anteil an Alleinerziehenden und die große Zahl älterer, oft auch gesundheitlich eingeschränkter Menschen dazu, dass aus nachvollziehbaren Gründen die Mobilität der Arbeitslosen eingeschränkt sei. "In vielen Fällen müssen zunächst noch Sucht-, Schulden- oder psychische Probleme überwunden werden, ehe an eine Vermittlung über die Kreisgrenzen hinweg überhaupt zu denken ist." Und selbst dann komme maximal eine Vermittlung in Tagespendlerentfernung in Betracht, damit die Menschen ihren neuen Arbeitsplatz vom Wohnort aus erreichen könnten, so Recktenwald abschließend.
Zum Hintergrund:
Die Bedeutung der überregionalen Vermittlung im Bereich des Sozialgesetzbuchs II (SGB II) wird in der Öffentlichkeit vielfach überschätzt. Nach einer repräsentativen Befragung des Instituts für Staats- und Europawissenschaften in Berlin (ISE), an der über 80 Prozent der bundesdeutschen Grundsicherungsträger teilgenommen haben, schätzten drei Viertel der Experten die Bedeutung der überregionalen Vermittlung als "gering" oder "sehr gering" ein. Weitere 92 Prozent vertraten die Auffassung, dass weniger als 25 Prozent der Hilfebedürftigen überhaupt die individuellen Voraussetzungen für eine Arbeitsaufnahme in anderen Regionen mitbringen.
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(tr)