Pressemitteilung | Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven

Handelskammer Konjunkturreport: Geschäftsklima im Land Bremen abgestürzt / Exporterwartungen brechen ein / Verlässliche Perspektiven für alle Branchen gefordert

(Bremen) - Die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven bekommt die Auswirkungen des Lockdowns in Folge der Corona-Pandemie drastisch zu spüren. Das Geschäftsklima im Land Bremen ist im ersten Quartal auf einen deutlich niedrigeren Wert abgestürzt als am Tiefpunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Die große Mehrheit der Befragten rechnet mit einer weiteren Verschlechterung in den nächsten Monaten. Das sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven unter 413 Betrieben aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.

Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: "Die Ergebnisse unserer regelmäßigen Konjunkturumfrage für die bremischen Wirtschaft sind alarmierend. Bremens exportorientierte Wirtschaft leidet besonders stark unter den gestörten Lieferketten und dem Einbruch des Welthandels." Dies spiegelt sich in den Rückmeldungen der Unternehmen wider, deren Exporterwartungen dramatisch eingebrochen sind.

Es sei nun wichtig, nach einer Phase des überwiegenden Stillstandes mit Geschäftsschließungen, Kontaktverboten und Reisebeschränkungen unter Beachtung aller notwendigen Maßnahmen des Gesundheitsschutzes zu verlässlichen Perspektiven für alle Branchen zu kommen, betont Dr. Fonger: "Der Senat muss sich jetzt energisch dafür einsetzen, dass die bisher noch geschlossenen Wirtschaftsbereiche zügig und strukturiert wieder hochgefahren werden können. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Funktionsfähigkeit des EU-Binnenmarktes wiederhergestellt wird und internationale Handelsbeschränkungen aufgehoben werden." Hierfür brauche es ein verlässliches Phasenkonzept, fordert der Handelskammer-Hauptgeschäftsführer. Mit Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben sei es notwendig, dass auch Kitas und Schulen zeitnah wiedereröffnet werden. Dr. Fonger weiter: "Wir fordern den Senat dringend auf, sich - wie beispielsweise bei der in Niedersachsen geplanten Wiedereröffnung der Gastronomie - an die Lockerungen des benachbarten Bundeslandes anzulehnen und zugleich in der morgigen Telefonkonferenz der Ministerpräsidenten mit den Bundeskanzlerin bundesweit weitere Lockerungen einzufordern."

Ein länger andauernder Shutdown würde die Lage in nahezu allen Branchen drastisch verschärfen und das Ausmaß der ökonomischen Schäden für Bremen und Bremerhaven potenzieren. Dr. Matthias Fonger betont: "Wir werden diese Krise insgesamt nur gemeinsam mit unseren europäischen und unseren internationalen Partnern bewältigen. Aber in einer aktuellen Phase kann es durchaus auch sinnvoll sein, je nach regionaler Betroffenheit die Wirtschaft in einzelnen Regionen auch schneller wieder hochzufahren. Eine verlässliche Planbarkeit ist wichtig, um Unsicherheit in den Rahmenbedingungen für die Unternehmerinnen und Unternehmer zu verringern."

Insgesamt beabsichtigen die Unternehmen in Bremen und Bremerhaven, im laufenden Jahr auf Grund der Corona-Pandemie ihren Personalbestand und ihre Investitionstätigkeit zu verringern.
Die Geschäftsrisiken haben sich bei den Befragten durch die Krise deutlich verändert. Der Fachkräftemangel und die Entwicklung der Arbeitskosten zählten bis zuletzt bei den regelmäßigen Konjunkturumfragen der Handelskammer zu den Top-Risiken. Aktuell bereitet neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Nachfrageentwicklung im In- und Ausland am meisten Sorge. Zudem zählt mittlerweile mehr als jedes fünfte Unternehmen die Finanzierung zu den größten Risiken. Zu Jahresbeginn war es nur jedes Zehnte.

Das Geschäftsklima in der Stadt Bremen
Bereits vor der Corona-Pandemie folgte das Geschäftsklima in der stadtbremischen Wirtschaft einem leicht negativen Trend. Das laufende Geschäft wurde aber zu Jahresbeginn noch überwiegend gut beurteilt. Durch die Krise hat sich die Stimmung jedoch dramatisch verschlechtert. Die Hälfte der befragten Unternehmen bewerten die derzeitige Geschäftslage als schlecht, ein Drittel als befriedigend und weniger als ein Fünftel als gut.
Die Geschäftsprognosen lagen bereits zu Jahresanfang im negativen Bereich. Aktuell rechnet die große Mehrheit der Unternehmen mit einer weiteren Verschlechterung. Auch die Exporterwartungen haben sich drastisch verschlechtert. Es ist damit zu rechnen, dass die Beeinträchtigungen des internationalen Warenhandels nur langsam abgebaut werden und sich die Nachfrage aus dem Ausland entsprechend zeitverzögert erholen wird.

Das Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
Zeigte sich die Bremerhavener Wirtschaft zum Jahreswechsel noch leicht im Aufwind, präsentiert sich das Geschäftsklima aktuell auf einem historischen Tiefpunkt. Die Hälfte der Befragten bezeichnet die aktuelle Geschäftslage als schlecht und nur 12 Prozent als gut. Die Geschäftsaussichten werden von der großen Mehrheit der Unternehmen negativ eingeschätzt.
28 Prozent der befragten Unternehmen sehen eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten vor. Gleichzeitig wollen aber auch mehr als 68 Prozent ihren Personalbestand halten. Investitionen werden von den Unternehmen aktuell mehrheitlich zurückgehalten.

Die wirtschaftliche Lage im Land Bremen nach Branchen
Nachdem die Finanz - und Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren überwunden war, bewertete die bremische Industrie ihr laufendes Geschäft stets überwiegend positiv. Aktuell werden die derzeitigen Geschäfte überwiegend negativ bewertet, aber noch nicht ganz so häufig wie in den meisten anderen Branchen. Besorgnis erregend sind aber die Geschäftserwartungen. Fast alle befragten Industrieunternehmen rechnen mit einer weiterern Verschlechterung.

Das Baugewerbe war in den vergangenen Jahren einer der Wachstumstreiber und ist in der aktuellen Befragung die einzige Branche, die das derzeitige Geschäft noch als überwiegend gut charakterisiert. Allerdings sehen die Bauunternehmer mehrheitlich das Ende des lang andauernden Höhenflugs und die Geschäftserwartungen gehen stark zurück.

Der Einzelhandel war und ist in Teilen weiterhin direkt vom Shutdown betroffen. Entsprechend wird das Geschäft des ersten Quartals mehrheitlich schlecht bewertet. Aus dem Onlinehandel werden leichte Umsatzzuwächse vermeldet. Auch wenn die meisten Händler ihre Geschäfte seit dem 20. April wieder öffnen können, wird im Einzelhandel insgesamt mit einer andauernden Konsumschwäche gerechnet. Die Personal- und Investitionspläne sind dementsprechend per Saldo negativ.

Im Groß- und Außenhandel sind die Geschäfte im Zuge der Corona-Krise deutlich eingebrochen. Mehr als die Hälfte beurteilt die aktuelle Lage als schlecht, nur 13 Prozent als gut. Die Rückmeldungen der Im- und Exporteure sind dabei besonders häufig schlecht. Die Aussichten für die kommenden zwölf Monate werden im Binnenhandel wie im Außenhandel gleichermaßen von 84 Prozent der Befragten negativ bewertet.

In den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen befand sich das Geschäftsklima schon vor der Corona-Pandemie im Abwärtstrend. Die Krise hat diesen Trend deutlich verschärft. Die laufenden Geschäfte werden von den meisten Unternehmen negativ beurteilt. 83 Prozent der Befragten gehen von einer weiteren Verschlechterung der Geschäfte aus.

Die Hotellerie und Gastronomie ist vom Shutdown besonders stark betroffen. Darüber hinaus fehlt derzeit Klarheit, wann und in welchem Umfang die aktuellen Beschränkungen gelockert werden. Besonders schwerwiegend ist, dass entgangene Einnahmen auf Grund von feststehenden Betriebskapazitäten in der Regel nicht wieder reingeholt werden können. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftsaussichten werden daher von nahezu allen Befragten aus Hotellerie und Gastronomie gleichermaßen negativ beurteilt.

Auch in den Kreditinstituten wird die aktuelle Geschäftslage überwiegend schlecht beurteilt und die Geschäftsprognosen für die kommenden Monate sind mehrheitlich negativ.

In den sonstigen Dienstleistungen zeigte sich das Geschäftsklima in den vergangenen zehn Jahren und auch noch zu Jahresbeginn überwiegend positiv. Die Corona-Krise sorgt hier für einen konjunkturellen Einbruch. Derzeit liegen die Bewertungen deutlich im negativen Bereich. Noch deutlich schlechter fallen die Geschäftsprognosen aus.

Quelle und Kontaktadresse:
Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven Dr. Stefan Offenhäuser, Leiter, Public Relations Am Markt 13, 28195 Bremen Telefon: (0421) 36370, Fax: (0421) 3637299

(ds)

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