Handwerk: Ausbildungsbereitschaft nach wie vor hoch
(Stuttgart) - Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk ist nach wie vor hoch. In seiner aktuellen Lehrstellenbilanz stellt der Baden-Württembergische Handwerkstag einen leichten Rückgang von 4,4 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen fest.
Damit waren Ende September 19 774 Verträge unter Dach und Fach. Nach Meinung von Landeshandwerkspräsident Klaus Hackert ist das Ende der Fahnenstange allerdings noch nicht erreicht. Er rechne wie in den vergangenen Jahren noch mit einer Reihe von Nachzüglern: ,,Erfahrungsgemäß kann dies einen weiteren Anstieg um rund 2 000 neue Auszubildende bedeuten.'' Unverändert hoch sei zweite Ausbildungsbetrieb hatte Ende September zumindest noch eine Lehrstelle frei. Besonders viele Chancen bieten sich bei den Gas- und Wasserinstallateuren, den Zentralheizungs- und Lüftungsbauern, bei den Ernährungshandwerken und im Bauhandwerk.parallel dazu die Zahl der noch unbesetzten Lehrstellen im Handwerk. Jeder
Auch schwierige Zeiten seien für die derzeit rund 116 000 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg nie ein Grund gewesen, ihre Ausbildungsbereitschaft zurückzufahren, betonte Hackert. Nach wie vor bilde jeder zweite Handwerksbetrieb aus. Darunter fast alle Unternehmen mit vier und mehr Mitarbeitern. Rückläufig seien die Ausbildungsangebote nur in Branchen, wo das Handwerk zunehmend mit gravierenden wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen habe. Waren im Vorjahr etwa ein Prozent der Betriebe von der Bildfläche verschwunden, so rechne er in diesem Jahr mit mindestens zwei Prozent. Hackert: ,,Die Insolvenzen haben sich also glatt verdoppelt.''
Als ,,erschreckend hoch'' bezeichnete der Landeshandwerkspräsident den Anteil von 28,2 Prozent der Ausbildungsbetriebe, die ihre angebotenen Lehrstellen nicht besetzen konnten. 25,7 Prozent der ausbildenden Betriebe hätten zudem zusätzliche Lehrlinge eingestellt, wenn es weitere gute Bewerber gegeben hätte. Der Grund hierfür sei ganz klar die mangelnde Ausbildungsreife der Bewerber. Dies unterstreiche auch die steigende Zahl der Betriebe, die in Zukunft von den Bewerbern einen Realschulabschluss verlangen will. Immer mehr Handwerker erwarteten von ihren Lehrlingen Fremdsprachenkenntnisse (15 Prozent) und dass sie fit sind im Umgang mit dem PC (34 Prozent).
,,Auf dem Lehrstellenmarkt haben wir kein Mengenproblem, wir haben aber verstärkt ein Qualitätsproblem. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, endlich die Strukturen unseres allgemeinbildenden Schulwesens zu überdenken, ohne qualifizierten Nachwuchs droht immer mehr Betrieben das Aus,'' erklärte Hackert. Vom Kindergarten bis zur Hochschule, von der Grundschule bis zur dualen Ausbildung sei ein Paradigmenwechsel erforderlich. Im internationalen Vergleich selektiere kein Schulsystem so früh wie das deutsche und keines so stark. Hackert: ,,Schüler dürfen nicht weiterhin aussortiert werden oder sitzen bleiben, sondern sie müssen individuell in einer gemeinsamen ausgeweiteten Grundstufe gefördert werden.'' Außerdem müsse neben das Lernen verstärkt das Erziehen in der Schule treten.
Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag
Heilbronner Str. 43
70191 Stuttgart
Telefon: 0711/1657401
Telefax: 0711/1657444