Pressemitteilung | Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.
Anzeige

Handwerk in der Rezession: 1 400 Betriebe mussten aufgeben

(Stuttgart) - Die zentralen Entwicklungsdaten des baden-württembergischen Handwerks für das Jahr 2002 sprechen eine klare Sprache: Das Handwerk befindet sich in einer Rezessionsphase. Die Zahl der Betriebe ist um 1,2 Prozent und damit um fast 1.400 gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Auch mit den Umsätzen sei es weiter steil bergab gegangen, erklärte Landeshandwerkspräsident Klaus Hackert. Nachdem bereits im Jahr 2001 ein realer Umsatzrückgang um 2,7 Prozent zu verzeichnen war, habe sich der Rückgang im Jahr 2002 auf drei Prozent erhöht. Mit 64 Milliarden Euro befinde sich der Handwerksumsatz damit deutlich unter den Werten der Vorjahre. Beziehe man die Preisentwicklung mit ein, liege das Handwerk etwa auf dem Niveau des Jahres 1998. Vergleichsweise moderat sei mit einem Minus von 1,2 Prozent der Rückgang bei der Beschäftigung ausgefallen. Die 117 000 Handwerksbetriebe beschäftigten im vergangenen Jahr rund 790 000 Mitarbeiter.

Die Ende 2001 einsetzende negative Entwicklung des baden-württembergischen Handwerks halte nun bereits im dritten Jahr an, sagte Hackert weiter. Diese Rückgänge seien zwar nicht ganz so dramatisch wie im Handwerk in Gesamtdeutschland, wo der Umsatz real um 6,3 Prozent zurückfiel und die Zahl der Arbeitsplätze um 5,3 Prozent sank. Aber die Situation sei weiterhin Besorgnis erregend. Die Veränderungen seien im Wesentlichen konjunkturell bedingt. Dies gelte in erster Linie für den Rückgang bei den Bauaufträgen. Vom Bau seien etwa 40 Prozent aller handwerklichen Umsätze abhängig. Hackert: ,,Daneben werden die Bremsspuren aus der Kostenstrukturreform im Gesundheitswesen deutlich, aber auch insgesamt die schleppende Binnennachfrage.'' Anders als anderen Wirtschaftsbereichen fehle dem Handwerk ein relevanter Exportanteil, der die binnenwirtschaftliche Nachfrageschwäche zumindest zu erheblichen Teilen kompensieren könnte.

Die aktuellen Pläne der Bundesregierung, die Handwerksordnung durch die Freistellung zahlreicher Handwerksgewerke von der Meisterpflicht umzugestalten, bezeichnete Hackert als einen ,,untauglichen Versuch, die Wachstumsdynamik im Handwerk anzukurbeln''. Denn der Rückgang betreffe eben nicht nur die Vollhandwerke, für deren Ausübung der Meisterbrief notwendig ist. Auch das Drittel der Handwerksgewerke, das bereits heute keinen Meisterbrief erfordert, stecke in der Abschwungphase. "Mit einer Deregulierung, die im Grunde eine Entqualifizierung im Handwerk darstellt, sind die Probleme der aktuellen Wachstumsschwäche im Handwerk nicht zu lösen", betonte Hackert.

Die zentrale Anforderung an die Wirtschaftspolitik sei eine rasche und nachhaltige Stärkung der Nachfrage. Allerdings seien daneben, räumt Hackert ein, durchaus auch strukturelle Veränderungen anzustreben. So lange sich die Politik weigere - auch im Bereich der neuen Technologien - zukunftsorientierte Handwerksgewerke einzurichten, werde die Handwerkswirtschaft in hohem Maße auf die "Old Economy" verwiesen. Hackert: ,,Hier muss eine Modernisierungspolitik für die Handwerksordnung in erster Linie ansetzen.'' Leider finde sich in den aktuellen Vorschlägen der Bundesregierung keine Spur entsprechender Ansätze. Ohne eine solche Modernisierung des Bereichs der handwerklichen Tätigkeiten, die durchaus nicht alle ausschließlich von der Meisterprüfung abhängig gemacht werden müssten, bleibe eine von der konjunkturellen Entwicklung abgekoppelte Dynamisierung der Umsätze und der Arbeitsplatzzahlen im Handwerk eine schöne, aber leider vollkommen unrealistische Fata Morgana.

Für das laufende Jahr erwartet Hackert zunächst eine Fortsetzung des negativen Trends. Dies gelte insbesondere für die Betriebszahlen und die Arbeitsplätze: ,,Beide werden 2003 zumindest in gleichem Umfang wie 2002 sinken."

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart Telefon: 0711/1657401, Telefax: 0711/1657444

Logo verbaende.com
NEWS TEILEN:

NEW BANNER - Position 4 - BOTTOM

Anzeige