Pressemitteilung | Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

Handwerk: Mehr Ausbildungsverträge unter Dach und Fach als im Vorjahr

(Stuttgart) - Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) erwartet für 2008 im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Zum 31. Juli lag das Plus bei zwölf Prozent.

Die Handwerksbetriebe haben bis Ende Juli rund 1.300 neue Lehrstellenverträge mehr als im Vorjahr abgeschlossen. Dies ergab die monatliche Stichtagserhebung des BWHT. Zum neuen Ausbildungsjahr sind im baden-württembergischen Handwerk damit bereits jetzt rund 12.500 Lehrverträge unter Dach und Fach. Allerdings fiel das Plus etwas schwächer aus als im Jahr zuvor. Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle: „Vor dem Hintergrund der nicht mehr ganz so positiven konjunkturellen Vorzeichen und sinkender Schulabgängerzahlen unterstreichen diese Ergebnisse, dass Handwerksbetriebe unabhängig von konjunkturellen Schwankungen ausbilden und dem Fachkräftemangel durch verstärkte Ausbildungsleistungen begegnen.“ Die Anstrengungen der Handwerksbetriebe und der Handwerksorganisationen seien immens und reichten von der Fortführung der Nachwuchswerbekampagne „handwerkspower.de“ über Betriebstouren und Lehrstellenwerber bis zu Partnerschaften zwischen Betrieben und Schulen.

Die Zahl der neu eingeworbenen Ausbildungsplätze ist mit 1.583 bereits das dritte Jahr in Folge gestiegen. Eine leichte Zunahme gab es auch bei den Einstiegsqualifizierungen. Derzeit absolvieren 725 junge Menschen eine solche Maßnahme.

Verstärkt hab sich eine ambivalente Entwicklung am Arbeitsmarkt, stellte Möhrle bedauernd fest. Parallel zu steigenden Ausbildungszahlen meldeten viele Betriebe, dass die Besetzung vorhandener Ausbildungsplätze immer schwieriger werde. Das Potenzial könne offensichtlich nicht annähernd ausgeschöpft werden. Möhrle geht davon aus, dass mindestens 8.000 weitere Lehrstellen bislang unbesetzt blieben, weil es nicht genügend qualifizierte Bewerber gab. Dies sei keine Erfindung ausbildungsmüder Handwerksmeister, sondern Ergebnis von Umfragen des Handwerkstages: „Der Kampf um die Guten hat bereits begonnen.“

Mehr als die Hälfte der Auszubildenden verfüge über einen Hauptschulabschluss. Das Handwerk sei damit weiterhin der mit Abstand wichtigste Ausbilder für Hauptschüler. Möhrle begrüßte in diesem Zusammenhang die Bildungsoffensive der Landesregierung, meldete aber deutliche Zweifel an deren Wirksamkeit an. Nach dem frustrierenden Stillstand der vergangenen Monate seien die angekündigten Reformen zwar ein deutlich positives Signal für die Weiterentwicklung der Schulstruktur im Land, aber eben kein Befreiungsschlag. Als unabdingbar für eine verbesserte Förderung insbesondere von Hauptschülern bezeichnete Möhrle die verpflichtende Ganztagsschule. Es sei weder volkswirtschaftlich noch in sozialer Hinsicht hinnehmbar, dass ein großer Anteil der Jugendlichen nicht ausbildungsfähig die Schule verlasse. Möhrle: „Wir akzeptieren nicht, dass die Verantwortung für bildungspolitische Defizite auf die Wirtschaft und auf die Betriebe abgewälzt wird.“ Das Handwerk kämpfe an zwei Fronten gegen einen negativen Trend: bei der Qualifikation der Lehranfänger und bei der Entwicklung der Schulabgänger nach den Schularten. Während bei den Schulabgängern in den letzten zehn Jahren der Anteil derjenigen mit Mittlerer Reife, Fachhochschulreife oder Abitur zunahm, wurde im Handwerk lediglich ein leichtes Plus bei den Berufsanfängern mit Mittlerer Reife registriert. Damit steige die Gefahr, dass die Qualifikation im Handwerk gegenüber dem Gesamtmarkt den Kürzeren ziehe.

Auch aktuell sind über die Internetlehrstellenbörsen der Handwerkskammern noch freie Ausbildungsplätze zu finden.

www.handwerk-bw.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag (BWHT) Dr. Hartmut Richter, Hauptgeschäftsführer Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart Telefon: (0711) 26 37 09-0, Telefax: (0711) 263709-100

(el)

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