Handwerkstag zu Werkrealschule: Von Neuprofilierung bleibt wenig übrig
(Stuttgart) - Mit Sorge verfolgt der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) die aktuelle Diskussion um die neue Werkrealschule. Hauptgeschäftsführer Hartmut Richter befürchtet, dass von der ursprünglich angekündigten markanten Neuprofilierung zu wenig übrig bleibt.
Mit Blick auf das politisch Machbare hatten sich im letzten Jahr die schulpolitischen Vorstellungen von Landesregierung und Handwerkstag angenähert. Eine Werkrealschule, welche die klassischen Hauptschulen ersetzt und die auch die Möglichkeit des Hauptschulabschlusses bietet, erschien dem Handwerk als Erfolg versprechender, zukunftsorientierter Einstieg in eine Neuordnung der Schullandschaft. Dieses Ziel drohe nun immer stärker verwässert zu werden, sagte Richter.
Auch in diesem Jahr, betonte Richter, habe sich in Baden-Württemberg die Absetzbewegung von der Hauptschule fortgesetzt. Diesem Ausbluten könne mit kleinen und zudem auch noch weit auseinander liegenden Schritten nicht wirksam begegnet werden: "Notwendig ist eine entschiedene Neupositionierung." Das Handwerk erwarte deshalb eine rasche Umwandlung aller Hauptschulen zu Werkrealschulen und zwar unabhängig davon, ob sie ein- oder zweizügig sind. Jeder müsse die Chance haben, betonte Richter, den mittleren Bildungsabschluss zu bekommen, ohne etwa ausgerechnet in der Abschlussklasse noch einmal die Schule wechseln zu müssen. Grundsätzlich sollte die neue Werkrealschule als verpflichtende Ganztagesschule ausgestattet sein. Unzufrieden ist das Handwerk zudem damit, dass es auch in Zukunft drei verschiedene Grundschulempfehlungen geben soll. Richter: "Die Empfehlung sollte sich künftig nur noch auf die beiden Alternativen Gymnasium oder Real-/Werkrealschule konzentrieren."
Richter erinnerte an die PISA-E-Ergebnisse, die jedem zweiten Hauptschüler eine Lesefertigkeit auf dem Niveau eines Grundschülers attestierte. In erster Linie diese Jugendlichen seien die potenziellen Bewerber für Ausbildungsplätze im Handwerk. Richter: "Wer sich dies einmal klar macht versteht, warum wir nicht mehr länger zuschauen können, wie Reformen immer wieder auf die lange Bank geschoben werden." Die neue Werkrealschule sei ein wichtiger Teilschritt auf dem Weg zu einer längeren gemeinsamen Schulzeit, mehr Bildungsgerechtigkeit und besserer individueller Förderung. Jetzt jedoch zeichne sich wieder einmal eine vergebene Chance anstatt eines großen Wurfs ab: "Was als ordentlicher Sprung in die richtige Richtung angekündigt wurde, droht zum kleinen Hüpfer zu schrumpfen."
Richter begrüßte gleichzeitig die Ankündigung des Kultusministers, Mittel aus dem Konjunkturpaket des Landes für die technische Ausstattung der Berufsschulen einzusetzen: "Auszubildende, die technologisch auf dem neuesten Stand sind, haben bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt."
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