Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Krebshilfe

Heilung ist mehr als nur Überleben / Krebs bei Kindern: Nationales Nachsorge-Netzwerk aufgebaut

(Erlangen) - Die Heilungschancen bei Krebs im Kindesalter sind gut. Heute leben in Deutschland fast 30.000 Menschen, die als Kind eine Krebserkrankung überstanden haben. Die medizinischen Erfolge haben jedoch ihren Preis: Therapie-bedingte Spätfolgen treten zunehmend in den Vordergrund. An der Universitätskinderklinik Erlangen wurde mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe eine Nachsorgestudienzentrale eingerichtet. Diese hat das Ziel, Spätfolgen zu erfassen und zu analysieren, um diese zukünftig früher behandeln oder sogar verhindern zu können. Die Deutsche Krebshilfe hat dieses Projekt mit rund 800.000 Euro gefördert.

In Deutschland erkranken jährlich 1.800 Kinder neu an Krebs. In diesem Alter ist Krebs besonders bösartig. So genannte Therapieoptimierungsstudien tragen jedoch dazu bei, die Heilungschancen immer weiter zu verbessern. So können heute fast 80 Prozent der kleinen Patienten geheilt werden. Doch der Preis für das Überleben ist in manchen Fällen hoch: Zu den möglichen Spätfolgen der meist aggressiven Chemotherapie gehören Herzschäden, Hörverlust, Einschränkungen der Nierenfunktion, Unfruchtbarkeit sowie Störungen des Nervensystems und das Auftreten von Zweittumoren. Folgeerkrankungen können noch viele Jahre nach Abschluss der Erstbehandlung auftreten. „Die negativen Auswirkungen der Therapie müssen frühzeitig erkannt, wenn möglich behandelt und in künftigen Therapien vermieden werden“, erklärt Professor Dr. Jörn Beck, Universitätskinderklinik Erlangen. „So werden aus Überlebenden Geheilte.“

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden im Rahmen der so genannten LESS-Studie („late effects surveillance system“) wesentliche Voraussetzungen geschaffen: „Durch die Förderung der Deutschen Krebshilfe haben wir in den letzten zehn Jahren ein Dokumentationssystem zur strukturierten Erfassung von möglichen Spätfolgen eingerichtet“, so der Studienleiter. In Erlangen werden bundesweit Patienten- und Untersuchungsdaten aus 240 Kliniken und Arzt-Praxen registriert. Die Studienzentrale kooperiert auch mit den Leitern der Therapieoptimierungsstudien. So ist ein im deutschsprachigen Raum einmaliges Nachsorgenetzwerk entstanden, das den Betroffenen auf zweierlei Weise zugute kommt: Zum einen wird es möglich, ehemalige Krebs-Patienten, die an Folgeerkrankungen leiden, frühzeitiger und gezielter zu behandeln. Zum anderen können künftig neue Therapiestrategien entwickelt werden, die weniger Spätfolgen verursachen.

Darüber hinaus versteht sich die Spätfolgen- und Nachsorgestudienzentrale am Universitätsklinikum Erlangen als Service-Einrichtung: Sie ist eine überregionale Beratungsstelle für Haus- und Kinderärzte, die im ambulanten Bereich junge Patienten nach abgeschlossener Krebsbehandlung weiter betreuen. Aber auch ehemalige Patienten und deren Familien können sich direkt an die angeschlossenen Kliniken und Ärzte wenden und sich beraten lassen. Die multizentrische LESS-Studie ist innerhalb der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) etabliert.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V. Dr. Eva M. Kalbheim, Pressesprecherin Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn Telefon: (0228) 729900, Telefax: (0228) 7299011

(bl)

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