Pressemitteilung | Unternehmerverband Südhessen e.V.

Herbst-Wirtschaftsumfrage 2013: Wachstumskurs halten - keine neuen Ausgaben und Regulierungen

(Darmstadt) - Die südhessischen Metall- und Elektrounternehmen schauen überwiegend optimistisch in die Zukunft. Sorgen bereiten ihnen der steigende Fachkräftebedarf, schmelzende Auftragsbestände sowie der Koalitionsvertrag in Berlin zu Mindestlohn, Werkverträge und neue Belastungen in der Renten- und Pflegeversicherung.

Darmstadt. "Die südhessischen Metall- und Elektrounternehmen sind gut aufgestellt
und blicken durchaus optimistisch auf das kommende Halbjahr. Sorgen bereiten ihnen allerdings der steigende Fachkräftebedarf, schmelzende Auftragsbestände sowie die sozialpolitischen Vereinbarungen von Union und SPD in Berlin mit steigenden Lohnzusatzkosten", sagte Dr. Albrecht Hallbauer, Vorsitzender des Vorstandes der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL, bei der Vorstellung der Ergebnisse der diesjährigen Herbst-Wirtschaftsumfrage.

Bei der Pressekonferenz am 29. November 2013 im "Haus der Wirtschaft Südhessen" verwies Hallbauer auf die Rolle der Metall- und Elektroindustrie. Sie sei das "Herz der deutschen Wirtschaft" und damit Motor für Wachstum und Wohlstand in unserem Land. "Die schwarz-roten Ausgabenpläne produzieren zusätzliche Belastungen bei den Lohnzusatzkosten. Damit sind sie Sand im Getriebe unseres Motors sowie eine große Hypothek für nachfolgende Generationen", so Hallbauer.

Von 125 befragten Metall- und Elektrounternehmen aus Südhessen beteiligten sich 62 Unternehmen (49,5 Prozent) an der seit den neunziger Jahren alljährlich durchgeführten Wirtschaftsumfrage. Zusammen beschäftigen sie über 80 Prozent aller M+E-Mitarbeiter in Südhessen. Unter ihnen befinden sich sowohl "global player" als auch kleine Familienbetriebe.

Gefragt wurde nach der allgemeinen Geschäftslage und der Beschäftigungslage. Die "aktuelle Frage" galt der Ausbildungssituation sowie den Qualifikationsanforderungen in Zeiten steigenden Fachkräftebedarfs.

Die wichtigsten Umfrageergebnisse auf einen Blick:

Sowohl die aktuelle als auch die im ersten Halbjahr 2014 zu erwartende Geschäftslage wurden positiv beurteilt. Gleiches gilt für den zu erwartenden Umsatz und Ertrag. Die Auftragsbestände hingegen dümpeln vor sich hin, weshalb in diesem Jahr mehr Ersatz- und Rationalisierungs-investitionen getätigt werden als im Vorjahr.

Weitere Ergebnisse: Die Länder des Euroraums sind nach wie vor die wichtigsten Handelspartner und die Zahl der Beschäftigten wird leicht abnehmen.


Allgemeine Geschäftslage und -erwartungen

56 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als "sehr gut/ gut".
Das sind 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Firmen, die ihre momentane Geschäftslage als "schlecht/ sehr schlecht" beschreiben, ging von 13 Prozent im Vorjahr auf 8 Prozent in diesem Jahr zurück. Als "befriedigend" schätzen 36 Prozent ihre allgemeine Geschäftlage im Moment ein (Vorjahr: 33 Prozent).

Mit einer Verbesserung der allgemeinen Geschäftslage im kommenden Halbjahr rechnen 25 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 17 Prozent). Immerhin 60 Prozent erhoffen sich zumindest eine vergleichbare Lage.

Die Auftragsbestände hingegen stagnieren: Nur ein Viertel der Unternehmen bezeichnet sie momentan noch als "verhältnismäßig groß", während sie bereits 18 Prozent als "zu gering" und über die Hälfte der Unternehmen als "gleich bleibend" (57 Prozent) empfinden.

Weitere gute Nachrichten: 26 Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten Monaten steigende Erträge (Vorjahr: 17 Prozent) und sogar 29 Prozent einen steigenden Umsatz (Vorjahr: 25 Prozent).

Bei den Investitionen liegen sowohl aktuell als auch perspektivisch im kommenden Frühjahr Ersatzinvestitionen, Rationalisierungsinvestitionen und die Qualifikation der Mitarbeiter vorn.

"Die positive Einschätzung der aktuellen Geschäftslage sowie die optimistische Prognose für das nächste Halbjahr dokumentieren die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, denn sie konnten sich trotz EU-Krise und hart umkämpfter Märkte behaupten", sagte Oliver Stein, Geschäftsführer der Donges SteelTec GmbH in Darmstadt.

"Andererseits verdeutlichen diese Zahlen aber auch, dass sich die Unternehmen mit Investitionen zurückhalten, weil sie nicht absehen können, mit welchen neuen Steuern, Abgaben und Gesetzen sie durch die Große Koalition in Berlin belastet werden", so Stein weiter.

Zum Export: Der Exportanteil ist gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent gestiegen (37 auf 38 Prozent). Die Länder der Eurozone liegen bei den Exporten mit 49 Prozent weit vor Asien (24 Prozent) dem übrigen Europa (18 Prozent) und Nordamerika (8 Prozent).

"Die Geschäfte unserer Unternehmen werden vor allem vom Export getragen. Wenn die Europäische Kommission Deutschland auffordert, seine Exportdynamik zu bremsen, gefährdet sie unsere Industrie", sagte Wolfgang Drechsler, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL.

Drechsler ergänzte: "Wir würden erheblich mehr Güter im Inland verkaufen, wenn die Politik ihren Fuß von den Investitionsbremsen nehmen und auf neue Belastungen für Unternehmen verzichten würde." Außerdem müssten Instrumente wie Zeitarbeit, Befristung und Werkverträge erhalten bleiben, weil sie Unternehmen Flexibilität geben und sowohl Berufseinsteigern als auch Geringqualifizierten Chancen für den Einstieg und Aufstieg in Jobs böten.


Beschäftigungslage und Fachkräftebedarf, einschl. Ausbildungssituation

Die Beschäftigtenzahlen in der Metall- und Elektroindustrie werden im Vergleich zum Frühjahr 2013 um 0,6 Prozent sinken.

Trotz der konjunkturellen Unwägbarkeiten bilden aktuell 57 Prozent der Betriebe aus. Von diesen planen wiederum 97 Prozent, das auch weiterhin zu tun. Die meisten Auszubildenden wurden in diesem Jahr in den Metallberufen sowie den technischen Berufen eingestellt.

Der Mangel an Auszubildenden ist derzeit noch gering (34 Prozent). Er wird sich aber in nächster Zeit verstärken (61 Prozent). Der Bedarf an Fachkräften ist schon jetzt hoch und wird sich auch künftig weiter erhöhen (aktuell: 22 Prozent, künftig: 68 Prozent). Unverändert gefragt sind Akademiker (aktuell: 39 Prozent, künftig: 54 Prozent).

Wichtige Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung sind: Praktika (33 Prozent), das Einstellen und Weiterqualifizieren von Bewerbern, welche die Anforderungen noch nicht erfüllen (23 Prozent), das Einstellen von Ausbildungs-, Studien- und Praktikaangeboten in Onlinebörsen (15 Prozent) sowie die Teilnahme an Ausbildungs- und Hochschulmessen (13 Prozent).

"Die hessischen Unternehmer wünschen sich Wachstum und Dynamik. Weil unsere Mitarbeiter unser Kapital sind, fördern wir das Potenzial jedes einzelnen Arbeitnehmers. Außerdem setzen wir inzwischen früher mit unserem Nachwuchsmarketing an und nutzen dafür alle Kanäle, also auch Facebook und eine App", sagte Gottlieb Hupfer, Geschäftsführer der EnviroChemie GmbH in Roßdorf.

Hupfer warnte davor, akademische und berufliche Ausbildung angesichts des steigenden Fachkräftebedarfs gegeneinander auszuspielen. Künftig brauche die deutsche Wirtschaft sowohl qualifizierte Facharbeiter und Meister als auch Ingenieure. Er begrüßte zudem, dass sich Betriebe inzwischen verstärkt schwächeren Bewerber zuwenden und sie weiterqualifizieren.

Am Ende der Pressekonferenz brachte der Geschäftsführer der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL, Wolfgang Drechsler, noch einmal die Erwartungen der Wirtschaft an die Politik auf den Punkt: "Sie darf die durch Arbeitsmarktreformen und zukunftsweisende Tarifverträge geschaffene Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht gefährden. Dazu gehören ein investitions- und innovationsfreundliches Klima ebenso wie eine verbesserte Infrastruktur und eine sichere und bezahlbare Energieversorgung."
Auch müsse endlich mit dem Schuldenabbau begonnen werden, das Bildungssystem müsse leistungs- und berufsorientiert weiter entwickelt werden und Rentenpläne dürfen nachfolgende Generationen nicht belasten.

Quelle und Kontaktadresse:
Unternehmerverband Südhessen e.V., Haus der Wirtschaft Südhessen Reinhold Stämmler, Leiter, Öffentlichkeitsarbeit Rheinstr. 60, 64283 Darmstadt Telefon: (06151) 2985-0, Fax: (06151) 2985-20

(cl)

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