Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Hersteller von Elektrobahnen setzen auf Auslandsaufträge

(Berlin) – Die Hersteller von Elektrobahnen müssen im ersten Halbjahr 2004 Einbrüche beim Auftragseingang aus dem Inland verkraften. Dies betrifft vor allem die Systemhäuser. „Zwar wächst der Markt für elektrische Bahntechnik in den nächsten sieben Jahren weltweit voraussichtlich um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr auf dann ca. 48 Mrd. Euro/a, aber in Deutschland wird mit einem Rückgang um 1,5 Prozent gerechnet“, sagte Rainer Kehl, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbandes Elektrobahnen und –fahrzeuge im Vorfeld der Internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik ‚InnoTrans’ in Berlin. Auch die Umsätze waren nach den starken vorherigen Berichtsjahren rückläufig. Kehl weiter: "Das starke Auslandsgeschäft der elektrischen Bahnindustrie federt die negative konjunkturelle Entwicklung in Deutschland zwar ab, aber der Optimismus der Branche aus den vergangenen Jahren ist zunächst verflogen."

Im Gegensatz zu Deutschland werden alle anderen Weltregionen in den nächsten fünf Jahren Wachstum aufweisen. Das stärkste Wachstum wird in Asien/Pazifik und insbesondere in China erwartet. Das Marktvolumen in dieser Region wird mit 16 Mrd. Euro im Jahr 2009 voraussichtlich so groß sein wie das Europas ohne Deutschland.

Die gute deutsche Wettbewerbsposition auf den Weltmärkten liegt nach Kehls Worten in der technologischen Kompetenz und Innovationsstärke. Die schlechte Ertragsentwicklung wirkt allerdings dämpfend auf Investitionen und insbesondere F+E-Ausgaben. "Sollte die Entwicklung in Deutschland dazu führen, dass Investitionen in den Schienenverkehr weiter reduziert werden, wird das mittelbar Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit auch im Ausland haben" warnt Kehl.

Bei der Zulieferindustrie ist das Bild uneinheitlich. Unternehmen, die überwiegend oder ausschließlich in die Bahnindustrie liefern, spüren die schlechte konjunkturelle Entwicklung. Unternehmen, die in mehreren Marktsegmenten agieren, sind konjunktur-unempfindlicher. Entsprechend uneinheitlich sind Umsatz- und Ertragsentwicklung in der Zulieferindustrie.

Bei der Zulieferindustrie werden im Durchschnitt 40 Prozent und bei den Systemhäusern bis zu 75 Prozent der Umsätze im Ausland getätigt.

ZVEI-Forderungen an die Verkehrspolitik

Der ZVEI-Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie fordert, die Einnahmen aus der ab Januar 2005 erhobenen LKW-Maut müssen wie geplant für Verkehrsinvestitionen verwendet werden. Sie dürfen nicht als Ersatz für andere Haushaltsmittel dienen.

Den geplanten Börsengang der DB AG begrüßt Kehl, - „das Parlament muss sich endlich entscheiden, was es für eine Bahn will“. Privates Kapital für den Schienenverkehr setzt aber gute Ertragsaussichten der DB AG voraus, die zur Zeit leider nicht erkennbar sind. Primär sei aber der faire Wettbewerb unter Bahnbetreibern wichtig, einen diskriminierungsfreien Zugang zum Netz zu haben, angemessene Netzentgelte sowie eine längerfristig angelegte transparente und europaweit abgestimmte Strategie zum Erhalt und zum Ausbau der Kerninfrastruktur.

An die neue EU-Kommission richtete Kehl die Forderung für eine rasche Umsetzung der ‚Eisenbahnpakete’ in den Mitgliedsstaaten zu sorgen. Die geplante Öffnung des Schienennetzes für den Wettbewerb im Personenverkehr zum 1. Januar 2010 kommt für Kehl zu spät. Die Finanzierung der trans¬europäischen Verkehrswege durch Euro-Vignette und Mobilisierung privaten Kapitals wird jedoch vom ZVEI ausdrücklich begrüßt. Jedoch müsse ein return on invest planbar sein.

Ausdrücklich begrüßte Kehl den Fortschritt bei der Entwicklung eines grenzübergreifenden einheitlichen Kontrollsystems für Bahnen, dem European Train Control System (ETCS). Der jüngste Kommissionsbeschluss sieht vor, mit 20 Milliarden Euro den Aufbau von ETCS bei den TEN-Netzen in den Jahren 2007 bis 2013 mit 50 Prozent Zuschuss zu Infrastruktur und rollendem Material zu fördern. "Diese Entscheidung ist sehr ermutigend und ein großer Schritt zu einer europäischen Bahn", so Kehl.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/6302-0, Telefax: 069/6302-317

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