Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) - Landesverband Bayern

„Historische Chance vertan“ – GEW Bayern kritisiert Ergebnisse der Expert*innenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Bayern

(München) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern zeigt sich enttäuscht über die Ergebnisse der Expert*innenkommission zur Lehrkräftebildung. Der sogenannte „Masterplan“ verfestigt weitgehend den Status quo und ignoriert zentrale Reformvorschläge – insbesondere das von der GEW Bayern empfohlene Modell einer schulartübergreifenden Stufenlehrer*innenbildung.

„Hier wurde die historische Chance verspielt, die Lehrer*innenbildung zukunftsfähig zu gestalten“, so Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW in Bayern. „Das Festhalten an der schulartspezifischen Ausbildung erschwert die dringend notwendige Flexibilität in Zeiten des Lehrkräftemangels, wie wir es bereits vor Jahren in unserem eigenen ‚Konzept für eine flexible Lehrer*innenbildung‘ dargelegt und wiederholt den politischen Zuständigen präsentiert haben. Wir empfehlen die Ausbildung von Lehrkräften für bestimmte Altersstufen, nicht für Schularten.“

Zwar begrüßt die GEW die geplante Gleichwertigkeit aller Lehramtsstudiengänge mit einer einheitlichen Regelstudienzeit von 10 Semestern, doch dass bereits bei der Präsentation der Ergebnisse der Expertenkommission Wissenschaftsminister Blume (CSU) zurückrudert, zeige, dass es die Regierungsparteien mit einer echten Angleichung der Lehrämter nicht wirklich ernst meinen. Für Markus Weinberger, Mitglied im Hauptpersonalrat und Sprecher der GEW-Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen, treffe das auch für die vorgeschlagene Entlastung und bessere pädagogische Unterstützung der Referendar*innen im ersten Jahr ihres Vorbereitungsdienstes zu: „Das Kultusministerium will diese Reform erst angehen, wenn der Lehrkräftemangel überwunden ist. In der Mittelschule wird das nach der amtlichen Lehrerbedarfsprognose auch langfristig nicht der Fall sein.“

Florian Kohl, stellvertretender Landesvorsitzender und ebenfalls Mitglied im Hauptpersonalrat, äußert ebenso Kritik. „Deutschland hat 2009 die Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich damit zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichtet. Wir erleben allerdings seit Jahren, dass der bayerische Weg zur Inklusion vor allem zulasten der Grund-, Mittel-, und Förderschulen scheitert. Diese Schularten stemmen die Inklusion mehr oder weniger im Alleingang. Vor allem Förder- und Mittelschule drohen auch aufgrund der fehlenden Lehrkräfte zu einer Art Resteschulen zu verkommen, auf die niemand mehr seine Kinder schicken will. Der Lehrkräftenachwuchs bleibt hier ebenfalls aus. Daran ändern auch sämtliche Bekenntnisse des Ministeriums und der Politik zur Gleichwertigkeit der Schularten nichts. Es muss klar sein: Ein separierendes Schulsystem konterkariert jedes Streben nach Inklusion. Es ist ärgerlich, dass gerade diese Expertenkommission hier keine klaren Worte findet und nur aus der konservativen Haltung heraus argumentiert, um an der schulartspezifischen Lehrerausbildung nicht zu kratzen. Da gab es dann wohl doch die Denkverbote, die man eigentlich ausschließen wollte.“

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) - Landesverband Bayern, Neumarkter Str. 22, 81673 München, Telefon: 089 5440810

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