Pressemitteilung | Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie e.V.

Hoechst-Aufsichtsrat gegen europäische Mitbestimmung / Chance für freiwillige Mitbestimmung verspielt?

(Köln) - Mit der Fusion der Hoechst AG und Rhone-Poulenc zur Aventis S.A. eröffnet sich erstmals die Chance, die Mitbestimmung für Arbeitnehmer in Europa zu verankern. Gegen den Willen der Führungskräfte und des Aventis Vorstandes sprach sich jetzt der Aufsichtsrat der Hoechst AG, von zehn Mitgliedern sind acht Vertreter der Industiegewerkschaft Chemie-Bergbau-Energie (IG BCE), gegen eine Beteiligung der Leitenden Angestellten im Aufsichtsrat des Unternehmens aus.



Inhalt der verhandelten Fusionsvereinbarungen war, dass Arbeitnehmervertreter in Straßburg über den neuen Konzern mitbestimmen sollen. Ein Novum in der europäischen Mitbestimmungslandschaft. Noch Auffassung des Aventis-Vorstandes sollen zwei Franzosen und zwei Deutsche nominiert werden. In Frankreich einigte sich die Gewerkschaften rasch über ihre Vertreter. Nur um die deutschen Kandidaten gibt es Streit.



Bei den vorbereitenden Gesprächen zur Fusion beider Unternehmen wurde vereinbart, dass ein Vertreter der Führungskräfte (leitende Angestellte) der deutschen Aufsichtsratsfraktion angehören sollen, dies ist auch ausdrücklicher Wille des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Dormann. Deutsche und französische Führungskräfte einigten sich auf das bisherige Aufsichtsratsmitglied der Hoechst AG und der Aventis Tochter Aventis Pharma Deutschland, Dr. Joachim Betz. Der europäische Chemie-Führungskräfteverband unterstützt nachdrücklich diese Nominierung.



Der Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA), der die Interessen der deutschen Chemie-Führungskräfte vertritt, äußerte sich irritiert zum Beschluss des Hoechster Aufsichtsrates. Der Pressesprecher, Dr. Reiner Siekerkötter, hält es für bedenklich, dass die IG BCE-Vertreter im Hoechster Aufsichtsrat diesen ersten Schritt zu europäischen Mitbestimmung torpedieren. Die IG BCE sei die einzige Gewerkschaft, die zwei Sitze für sich reklamiere und die europäische Mitbestimmung ohne die Führungskräfte der Branche realisieren wolle. Zudem könne nicht nachvollzogen werden, dass ein Aufsichtsrat einer abhängigen Tochtergesellschaft, die Hoechst AG ist nur noch eine nicht mehr produzierende Beteiligungsgesellschaft der Aventis, sich zur Besetzung des französischen Mitbestimmungsgremiums äußere.



Die IG BCE solle - europäisch - darüber nachdenken, ob sie mit ihrem Anspruch zur Besetzung beider deutscher Aufsichtsratssitze nicht eine sinnvolle Beteiligung aller Arbeitnehmervertreter in multinationalen Konzernen ein für allemal verhindert.

Quelle und Kontaktadresse:
Pressekontakt: VAA Geschäftsstelle, Kattenbug 2, 50667 Köln Tel.: 0221/16001-0, Fax: 0221/16001-6

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