IG BAU fordert Gesetz gegen Plünderung von Unternehmen
(Frankfurt am Main) - Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) begrüßt die Verhaftung von Rhodri Philipps, verantwortlich für die Insolvenz des Nürnberger Traditionsunternehmens Hans Brochier. Er hatte mithilfe des von ihm eingesetzten Managements das Unternehmen seit der Übernahme 2005 systematisch ausgeplündert und war anschließend von der Bildfläche verschwunden. Der Betriebsrat und die IG BAU hatten den Betrieb bis zur Einsetzung des Insolvenzverwalters allein gemanagt, um die chaotischen Zustände für Mitarbeiter, Gläubiger und Kunden zu überwinden. Betriebsrat, IG BAU und Insolvenzverwalter gemeinsam gelang es, für 80 Prozent der Beschäftigten eine Alternative zu finden.
Die IG BAU fordert die Bundesregierung, die G8 und die EU deshalb auf, gegen sogenannte Heuschrecken gesetzgeberisch vorzugehen. Private Equity-Unternehmen und Hedgefonds müssen einer eingehenden Kontrolle durch die Finanzaufsicht unterzogen werden. Das Ausplündern von Firmen muss gesetzlich unterbunden und wirksam mit drastischen Strafen belegt werden, fordert IG BAU-Vorsitzender Klaus Wiesehügel. Die Finanzierung des Kaufpreises für das Unternehmen aus dem Unternehmen selbst müsse verboten, Geldtransfers in Steueroasen sollten an der Quelle besteuert werden.
Ein Unternehmen zu kaufen, das vorhandene Kapital abzuziehen und den Kaufpreis als Schulden dem gekauften Unternehmen aufzubürden, gilt unter sog. Heuschrecken als ganz normal. Das Management der übernommenen Firma versucht dann, das fehlende Geld durch Outsourcing in Billiglohnländer, Einsatz von Subunternehmern, Lohnkürzungen und Entlassungen zu erwirtschaften, erklärt Frank Schmidt-Hullmann, zuständig für Europa und Internationales bei der IG BAU.
Die Brochier-Pleite unterscheidet sich vom klassischen Vorgehen der Heuschrecken nur durch den Einsatz der Firmenkreditkarte für privaten Luxus durch Rhodri Philipps. Die Ursache der Insolvenz war das Abziehen aller Geldmittel aus dem Unternehmen zur Finanzierung weiterer Zukäufe. Hätte Philipps nicht so offen für persönliche Zwecke in die Kasse gegriffen, käme er wohl ungestraft davon, vermutet IG BAU-Chef Klaus Wiesehügel.
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