Pressemitteilung | IG BAU - Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

IG BAU: Regierungspläne zur Rente mit 67 zutiefst unsozial

(Frankfurt am Main) - Für die meisten Arbeiter am Bau, im Forst, in Zementwerken und Steinbrüchen und Gebäudereinigerinnen würde die gestern vom Bundeskabinett beschlossene Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters auf
67 Jahre zu einer drastischen Kürzung ihrer Rentenansprüche führen. Ihre Arbeit ist so hart, dass schon heute nur die wenigsten bis zu ihrem 65.

Lebensjahr berufstätig bleiben können. Erwerbsminderungsrenten bekommen viele von ihnen aber nicht, weil sie jetzt auf rein theoretische andere Beschäftigungsmöglichkeiten bis zu 6 Stunden am Tag verwiesen werden, obwohl es solche Jobs am Arbeitsmarkt überhaupt nicht gibt. Auch die Schwerbehindertenrente gibt es jetzt erst später. 45 Beitragsjahre, um früher abschlagsfrei in Rente gehen zu können, schaffen die meisten von ihnen ebenfalls nicht, denn Zeiten der Arbeitslosigkeit werden dabei nicht mitgezählt.

Bauarbeiter sind im Laufe ihres Berufslebens immer wieder arbeitslos - saisonal, nach Pleite oder Projektende oder weil ihre Arbeitsplätze ganz einfach dem Einsatz von Dumpingfirmen zum Opfer gefallen sind. Die bisherige Verrentungsmöglichkeiten wegen Arbeitslosigkeit ab 60 Jahren und die Alterszeit werden aber schrittweise abgeschafft. Die weiterhin mögliche Rente nach 35 Versicherungsjahren ist erst ab 63 möglich und bedeutet künftig den Verlust von einem Siebtel der monatlichen Rente.

Viele Bau-, Forst- und Schichtarbeiter bekommen gar keine Rente mehr, denn sie sterben aufgrund einer ruinierten Gesundheit vor Erreichen der neuen Altersgrenzen. Für Viele bedeutet das Vorhaben nach einem superharten Arbeitsleben und erzwungener Arbeitslosigkeit also zunächst das Abrutschen in Hartz IV mit allen Konsequenzen, um schließlich - wenn überhaupt - noch wenige Jahre eine Rente auf Armutsniveau zu beziehen.

Diejenigen, die diese unsoziale Maßnahme planen, sollten schnellstmöglich ein Praktikum machen. Und zwar als Bauarbeiter, um konkret zu spüren, was es heißt, mit 66 Jahren noch auf ein Gerüst zu klettern und Dächer decken zu sollen.

Es ist zynisch, wie die Regierung mit diesen Problemen umgeht. Der unerträgliche Spruch eines früheren Ärztefunktionärs über ein „sozialverträgliches Frühableben“ wird durch die Rente mit 67 in Gesetzesform gegossen und Realität. Im Durchschnitt beziehen Bauarbeiter nur acht Jahre lang Rente. Schon durch den zwei Jahre späteren Rentenbeginn würde ihnen bereits ein Viertel der Gesamtrentenzahlung genommen. Woher die Millionen Jobs für die Gesünderen von ihnen herkommen sollen, weiß niemand.

Aber Millionen Menschen geraten dadurch in Armut bis zum Lebensende. Soll das der Dank dafür sein, dass wir dieses Land im wahrsten Sinne des Wortes aufgebaut haben?“ sagte der Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel heute auf einer Betriebsrätetagung in Frankfurt.

Die IG BAU wird den weiteren Gesetzgebungsprozess mit Protesten begleiten.
Unser Ziel ist es, die Abgeordneten der Koalition davon zu überzeugen, diesen Regierungsplan doch noch zu stoppen.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bundesvorstand Sigrun Heil, Leiterin, Pressestelle Olof-Palme-Str. 19, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95737-0, Telefax: (069) 95737-800

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