IG BAU und Betriebsrat befürchten Ausverkauf der Arbeitsplätze
(Frankfurt am Main) - Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die Betriebsräte des insolventen Walter-Bau-Konzerns befürchten einen größeren Arbeitsplatzverlust als bisher angenommen. "Noch liegt uns das Erwerberkonzept der Strabag nicht vor, aber wir müssen davon ausgehen, dass von den Mitarbeitern der Walter Bau-AG nur wenige hundert übernommen werden", sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Karl Bauer im Anschluss an eine bundesweite Betriebsrätevollversammlung am 01. März im Haus der Baugewerkschaft in Frankfurt. Damit seien allein bei der Konzernmutter, der Walter Bau-AG, über 3000, also mehr als ¾ der Arbeitnehmer im Inland von Arbeitslosigkeit bedroht, auch wenn für diese eine Transfergesellschaft gegründet werden soll.
"Die Betriebsräte sind sehr verunsichert, weil es noch vor kurzem so dargestellt wurde, als sei für 6000 von den 9000 Mitarbeitern des Konzerns eine Auffanglösung gefunden", sagte Bauer. "Der vorläufige Insolvenzverwalter hat Nebelkerzen abgeschossen und der Öffentlichkeit nicht die ganze Wahrheit gesagt", kritisierte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Karl Heinz Strobl die Informationspolitik des Konzerns in Abwicklung. "Selbst die Gläubigerbanken fühlen sich schlecht informiert." Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft seien Zusagen gemacht worden, die möglicherweise nicht eingehalten werden. "Es droht nun genau das einzutreten, was nach dem Insolvenzrecht aber auch nach bisherigen Beteuerungen des vorläufigen Insolvenzverwalters nicht passieren sollte - eine Zerschlagung des Unternehmens und ein Ausverkauf der Arbeitsplätze zu Schleuderpreisen", sagte Strobl.
IG BAU und die rund 160 anwesenden Walter-Bau-Betriebsräte hätten deshalb einen Aktionsfahrplan beschlossen, "um zu retten, was noch zu retten ist". Bis zur geplanten Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. April werden Gewerkschaft und Belegschaftsvertretung "Seite an Seite dafür kämpfen, dass möglichst viele Arbeitsplätze gerettet und eine Beschäftigungsperspektive für die von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden werde", so Bauer und Strobl.
"Neben den Gläubigern ist auch die Politik gefordert, hier nicht vorschnell ein Konzept durchzuwinken, dass vor allem dem Ausbau einer starken Stellung eines Baukonzerns zu Lasten vieler tausend Arbeitsplätze auch bei den Firmen dient, nach denen die Strabag nun die Hand ausstreckt." Einzelheiten zu den geplanten Aktionen wurden zunächst nicht veröffentlicht. "Wir warten den Zeitpunkt ab, an dem das Erwerberkonzept auf dem Tisch liegt", sagte IG BAU-Vorstand Strobl. "Dann muss auch Herr Schneider seine Karten auf den Tisch legen und wir werden ihn an seinen bisherigen Aussagen messen."
Quelle und Kontaktadresse:
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