IG BAU will Ausbildungsumlage auch in der Landwirtschaft
(Frankfurt am Main) - Am Freitag und Samstag (10.-11. Dezember) treffen sich über 100 Experten der Berufsbildung im Agrarbereich in Erkner bei Berlin zu einem Perspektivforum. Neben den IG BAU-Experten aus agrarischen Berufsbildungsausschüssen nehmen Vertreter der Berufsverbände, von Bundes- und Länderbehörden und Fachschulen an dem Forum des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft teil. "Wir begrüßen das erstmalige Zustandekommen einer Plattform für den breiten Erfahrungsaustausch", sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Dietmar Schäfers. "Kurz vor der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes ist dieser Schritt überfällig."
Nach Ansicht der Gewerkschaft müssen die Berufsbildungsausschüsse auch weiterhin ihre Mitbestimmungsrechte ausüben können: "Grundlegende, strukturelle Veränderungen des dualen Systems bedürfen einer Flankierung durch ausgewogene Mitbestimmungsformen", so Schäfers. Arbeitsmarktpolitische Probleme dürften nicht allein durch Herabsetzung von Qualifikationen oder Anrechnung ungleichwertiger Teilqualifikationen gelöst werden. "Dies geht nicht nur auf Kosten unserer Kolleginnen und Kollegen, sondern auch auf Kosten der Betriebe", sagte Schäfers.
Er kritisierte damit die von der Bundesregierung im Rahmen des Ausbildungspaktes beschlossene "Einstiegsqualifizierung für unversorgt gebliebene Jugendliche" (EQJ), von der gerade im landwirtschaftlichen und gärtnerischen Bereich Gebrauch gemacht werde. "Wir sagen, dass bei Anrechnung dieser Maßnahmen ein Unterlaufen der regulären Berufsausbildung stattfinden wird", erklärte das IG BAU-Vorstandsmitglied. "Eine Gewöhnung an subventionierte Vorformen der Ausbildung regt auch nicht gerade zur Schaffung regulärer betrieblicher Ausbildungsplätze an."
Die Lehrstellensituation in der Landwirtschaft sei mit einem Plus von 1,7 Prozent im vergangenen Jahr (2003) zwar noch zufrieden stellend. In der Forstwirtschaft seien jedoch von 1999 bis 2003 rund 18 Prozent der Ausbildungsplätze abgebaut worden. Dadurch werde die "ansonsten positive Entwicklung im Agrarbereich" nahezu komplett verzehrt. Schäfers erneuerte deshalb die Forderung der Gewerkschaft nach einer tarifvertraglichen Ausbildungsumlage in der Agrarwirtschaft. "Was im Garten- und Landschaftsbau wie in der Bauwirtschaft gut funktioniert, sollte uns für die Landwirtschaft gerade recht sein", meinte der IG BAU-Berufsbildungsexperte.
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