Pressemitteilung | Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

Im Handwerk acht Prozent weniger Lehrstellen / BWHT appelliert an Betriebe

(Stuttgart) - Im baden-württembergischen Handwerk wurden im Vergleich zum Vorjahr bisher rund acht Prozent weniger neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Landeshandwerkspräsident Klaus Hackert sieht seine Befürchtung bestätigt: ,,Die Diskussion um die Handwerksordnung zeigt ihre ersten negativen Auswirkungen.''

Hackert geht zwar davon aus, dass sich das Minus bei den Lehrstellen bis zum September noch ein Stück weit relativiere, aber der Abwärtstrend werde nicht mehr aufzuhalten sein. Auch das Landesarbeitsamt habe vor wenigen Tagen mit einem Minus von 16,5 Prozent bei den gemeldeten Ausbildungsstellen im Handwerk einen gravierenden Rückgang festgestellt. Derzeit bilden die 117.000 Handwerksbetriebe im Land rund 57 500 junge Menschen aus.

Ursache für die negative Entwicklung sei zum einen die Rezession, mit der das Handwerk in Baden-Württemberg nun schon im dritten Jahr zu kämpfen habe. ,,Wir haben im vergangenen Jahr 1400 Betriebe verloren,'' erklärte Hackert. Er befürchte zudem, dass selbst bei gleichbleibendem Betriebsbestand die Zahl der ausbildungsfähigen Betriebe in den nächsten Jahren um bis zu 20 Prozent zurückgehen werde. Denn mit einem neuen Gesetz fördere die Bundesregierung vor allem die Gründung von Klein- und Kleinstbetrieben: ,,Das sind aber selten ausbildungsfähige Betriebe.'' Hinzu komme eine nachvollziehbare Zurückhaltung und Verunsicherung der Handwerker, die aus der Diskussion um die Reform der Handwerksordnung und den Meisterbrief resultiere, sagte Hackert weiter. Wenn die Meisterprüfung als Voraussetzung für die Selbstständigkeit im Handwerk abgeschafft werde, verringere dies auch die Motivation zur Ausbildung. Dies gelte vor allem für die Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus. Auch die Qualität werde sinken, wenn die Ausbilder ihre Eignung zur Ausbildung nicht mehr nachweisen müssen.

Die Mitgliederversammlung des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) hat in einer Resolution an die Handwerksbetriebe im Land appelliert, verstärkt auszubilden und nicht mit einem Ausbildungsboykott auf die Diskussion um die Handwerksordnung zu reagieren. Alle Ausbildungsplätze sollten den Berufsberatungsstellen der Arbeitsämter oder den Lehrstellenbörsen der Handwerksorganisationen gemeldet werden. Das ermögliche mehr Transparenz über das tatsächliche Angebot und die Nachfrage von Lehrstellen. Insbesondere seien auch die bisher nicht ausbildenden Betriebe gefordert, jungen Menschen eine Chance zur beruflichen Entwicklung zu geben. Nur so könnten Leistungs- und Innovationsfähigkeit des Handwerks und damit auch der deutschen Wirtschaft in der Zukunft gesichert werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart Telefon: 0711/1657401, Telefax: 0711/1657444

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