Pressemitteilung | Kassenärztliche Bundesvereinigung KdÖR (KBV)

Immer weniger Nachwuchsmediziner für die ambulante Praxis

(Berlin) - „Die Politik muss dringend dafür sorgen, dass der Arztberuf wieder attraktiver wird, sonst klaffen in einigen Jahren unzumutbare Versorgungslücken.“ Das hat am 25. Juni der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) angemahnt. Dr. Manfred Richter-Reichhelm stellte im Vorfeld seines Referats auf dem Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit“ in Berlin klar: „Wir wollen nicht, dass die Patienten das ausbaden, wovor die Regierenden derzeit aus Angst vor finanziellen Lasten die Augen verschließen. Deswegen machen wir laut, deutlich und wenn nötig auch immer wieder auf das Problem aufmerksam – so lange bis etwas passiert.“

„Beinahe jedes Jahr gehen in nächster Zeit mehr Vertragsärzte in Ruhestand als im Vorjahr, Nachwuchs steht nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung“, skizzierte der KBV-Chef das Problem. Abzulesen sei der Wandel am Durchschnittsalter der Niedergelassenen. „Hat es 1993 noch 46,6 Jahre betragen, so lag es 2002 schon bei 50,1 Jahren“, so Richter-Reichhelm. Allein in den neuen Bundesländern gingen in wenigen Jahren 30 Prozent der Hausärzte in Rente. Gleichzeitig aber seien immer weniger junge Mediziner geneigt, in der Patientenversorgung tätig zu werden. In den vergangenen fünf Jahren habe die Anzahl der Neuzugänge an Ärzten im Praktikum um 15 Prozent abgenommen, der Anteil der unter 35-Jährigen an allen berufstätigen Ärzten sei von 27,4 Prozent im Jahre 1991 auf 17,0 Prozent im Jahre 2002 gesunken.

„Wenn immer weniger Nachwuchsmediziner in die stationäre und ambulante Versorgung gehen, hat das durchaus seine Gründe. Im Laufe ihrer Ausbildung gelangen die jungen Menschen zu der Einsicht, dass die Erwartungen, die sie an die Berufsausübung geknüpft haben, kaum zu erfüllen sind. Da drohen Leistungsbeschränkungen, Haftungsrisiken, jede Menge Bürokratie und ein horrendes Arbeitspensum – und das bei einem wirtschaftlichen Risiko, das mit einem Investitionskredit von bis zu 312.000 Euro einhergeht. Diesen Druck wollen sich viele Mediziner nicht mehr zumuten und wandern in nichtärztliche Berufe ab“, erläuterte der KBV-Vorsitzende. Käme das Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz so, wie die Regierung es konzipiert habe, würde sich die Lage weiter verschärfen: „Viele Facharztpraxen würden unverkäuflich und junge Kollegen hätten kein Recht auf den Abschluss eines Vertrages mit den Krankenkassen. Im schlimmsten Fall hätten sie ganz vergebens auf eine Praxis hin studiert.“ Richter-Reichhelms Fazit: „Bessere Rahmenbedingungen müssen her. Dazu gehören eine Sicherung der ärztlichen Therapiefreiheit, angemessene Vergütung für ärztliche Leistungen und mehr Chancen für sinnvolle Kooperationen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Herbert-Lewin-Str. 3, 50931 Köln Telefon: 0221/40050, Telefax: 0221/4005160

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